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Fitness: „Alle wollen Bauchmuskeln“

Fitness

„Alle wollen Bauchmuskeln“

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    „Daniel, zu viel Gewicht!“ ruft Förderlehrer Franz Grosse einem seiner Schützlinge auf der Sit-Up-Bank zu. Dass der 17-jährige Daniel Bott und seine Werkstufenkollegen einmal pro Woche im Kissinger Fitness-Studio MÄXX-Gym üben können, verdanken sie der Beharrlichkeit ihres 49-jährigen Betreuers. „Die Schüler kommen total begeistert her.“

    Das sieht auch Rupert Fiedler, Geschäftsführer des MÄXX-Gym so. „Fidus“, wie ihn hier alle rufen, war derjenige, der auf die Anfrage von Grosse sofort reagiert hat. Nicht jeder wollte die Gruppe, die auch schon mal etwas lauter wird, in seinem Studio haben. „Fidus hat spontan zugesagt“, sagt Grosse anerkennend. „Bei all den anderen warte ich nach einem Jahr noch auf einen Rückruf.“

    Rund 15 Schüler im Alter von 15 bis 21 Jahren üben jeden Donnerstag eine Stunde an den Geräten. „Sie mögen vor allem den Fitness-Zirkel“, weiß „Fidus“. „Und im Sommer Beach-Volleyball im Außenbereich.“ Soziales Engagement sei wichtig, meint der 47-jährige Trainer mit dem tiefen rauchigen Lacher. „Und die machen hier eine gute Stimmung.“

    Das Training im Fitness-Studio ist Teil zahlreicher Freizeitaktivitäten des Förderzentrums Förderschwerpunkt geistige Entwicklung an der Prümmer-Schule. Zumal das Schulgebäude seit einem Jahr Großbaustelle ist und die Sporthalle nicht genutzt werden kann. „Somit ist das hier im MÄXX-Gym eine optimale Lösung“, ist Grosse zufrieden.

    Der 15-jährige Philipp Kiesel ist schon echter Profi, was das Trizepstraining angeht. Er hat das Glück, auch im Sportheim seines Wohnortes mittrainieren zu dürfen. „So ein Glück hat natürlich nicht jeder“, weiß Grosse. Umso mehr saugen die jungen Menschen mit Handicap die Möglichkeiten auf, die das Fitness-Studio ihnen bietet. Einer ist Autist. Gerade hüpft er von einem Gerät zum anderen. „Der taut hier total auf und kann sich in die Gruppe eingliedern.“

    Grosse hat selbst zehn Jahre Krafttraining gemacht. Als heilpädagogischer Förderlehrer hat er auch einen Übungsleiterschein. „Ich achte darauf, dass die Haltung stimmt und dass sich die Schüler nicht zu viel Gewicht auflegen“, sagt er, während er seinen Blick immer wieder in die Runde schweifen lässt. „Denn manche halten sich für Profis und haben dann am nächsten Tag natürlich Muskelkater.“

    Mit Nordic Walking, Minigolf, Kegeln oder Darts hat Grosse weitere sportliche Angebote für die Behinderten im Programm. „Aber das hier macht ihnen am meisten Spaß“, sagt er und schweift mit der Hand durch den Fitness-Raum mit dem Vier-Stationen-Turm. „Alle wollen Bauchmuskeln.“

    Dumm angeschaut hat die Gruppe noch keiner, sagen „Fidus“ und Grosse übereinstimmend. Zwar sind zur Nachmittagszeit sowieso nicht allzu viele Leute da, so dass es an den Geräten auch keinen Engpass gibt. Aber für die, die just zur selben Stunde kommen wie Grosses Gruppe, gehören sie längst zum gewohnten Bild. „Die sind gut drauf“, meint ein 71-Jähriger, während er seine Gymnastikmatte ausrollt. „Besser als manch einer von den so genannten Normalen.“

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