Der Blick ist voll auf das Ziel gerichtet, die Atmung ist ruhig und kontrolliert. Nach einem kurzen Moment gibt Elisa Tartler den Pfeil frei, der Sekunden später ins Ziel rauscht. Es sind Millimeter, die über Sieg oder Niederlage entscheiden können. Hält man den Bogen zu tief oder liegt der Pfeil nicht richtig auf, dann trifft man schon nicht mehr ins Zentrum.
Die Erfolgsgeschichte von Elisa begann mit der Geburtstagsfeier einer Freundin. „Wir haben da Luftgewehr geschossen und wurden anschließend für einen Schnuppertag zum Bogenschießen eingeladen“, erinnert sie sich. Die Jugendliche war sofort Feuer und Flamme für den Sport. Unter der Leitung von Karin Huppmann nahm Elisa nach kurzer Zeit bereits an verschiedenen Wettkämpfen teil.
Karriere gleicht einem Traum
Ab diesem Zeitpunkt verläuft Elisas Karriere wie im Bilderbuch. Im Jahr 2009 kommt die Einberufung in den unterfränkischen Bezirkskader. Zwei Jahre später die erste Einladung zum Bayernkader mit Lehrgang in Hochbrück. Danach gehört die heute 17-Jährige dauerhaft zum Stammkader der Bayernauswahl. 2015 die Nominierung für die Jugendnationalmannschaft, deren fester Bestandteil sie mittlerweile ist.
Lange tritt die Schülerin für den SV Bavaria Thulba bei Wettkämpfen an und gewinnt reihenweise in ihrer Altersklasse. Aufgrund der Erfolge und Kaderverpflichtungen startet sie mittlerweile auch für Grafenrheinfeld. Das ist vor allem dem regulären Rundenbetrieb geschuldet“, sagt Michael Meindl, Vereinsvorsitzender des SV Bavaria Thulba. Ihrem Lieblingssport hat sie längst alles untergeordnet. „Ich trainiere drei bis viel Mal in der Woche auf den Bogenplatz, dazu kommen tägliche Stabilisations-, Konzentrations- und Kraftübungen sowie Wettkämpfe an den Wochenenden“, erzählt Elisa.
Titelsammlung ist komplett
Kein Wunder also, dass sie seit 2008 jährlich Gau- und Bezirksmeisterin ist. Auch die Bayerischen Meisterschaften hat die Schülerin schon mehrfach gewonnen. Nur bei den Deutschen Meisterschaften in der Halle reichte es bisher nicht für ganz oben. „Ich wurde in den letzten Jahren zweimal Zweite und einmal Dritte.“ Dieser Titel fehlte bisher in ihrer Sammlung. Doch bei den diesjährigen Deutschen Meisterschaften schaffte Elisa mit dem Recurvebogen das erhoffte Gold in ihrer Altersklasse. In einem spannenden Wettkampf in Bad Segeberg setzte sich die Schülerin durch und verwies die Konkurrenz auf die Plätze.
Die landesweite Konkurrenz ist sehr stark, oft entscheiden Kleinigkeiten über den Sieg. Ihr Ziel sind die diesjährigen Europameisterschaften in Bukarest/Rumänien. „Außerdem möchte ich an den Ranglistenturnieren und bei der Deutschen Meisterschaft Freiluft sehr gut abschließen.“
Mit ihrem Trainer Marko Friedrich arbeitet Elisa eng zusammen. „Er bereitet mich auf die Wettkämpfe vor und ist bei fast jedem dabei“, berichtet Elisa. Der Bogensport ist wahrlich kein einfacher. Mentale Stärke ist eine Grundvoraussetzung für den Erfolg. Ebenso verändern sich die körperlichen Gegebenheiten im Laufe der Zeit. „Bei jedem Zentimeter, den man wächst, verändert sich die Einstellung des Bogens“, erzählt die 17-Jährige. Friedrich gehört mittlerweile schon fast zur Familie. In technischen Sachen arbeiten die beiden sehr eng zusammen. „Marko opfert sehr viel Zeit für die Vorbereitung und ebenso für die Wettkämpfe. Seine Prämisse ist aber, dass du dir im Wettkampf zuallererst selbst helfen musst, erst danach greift er ein“, erzählt Meindl.
Der Verein profitiert
Drei verschiedene Disziplinen gibt es beim Bogenschießen: Halle, Feld und FITA, wobei nur letztere olympisch ist. Elisa geht sowohl bei Hallen- als auch FITA-Wettkämpfen an den Start. „In der Halle werden zweimal 30 Pfeile mit einer Entfernung von 18 Meter auf die verschiedenen Auflagen geschossen“, beschreibt Elisa. Die Auflage hat einen Durchmesser von 40 Zentimetern. Die Wettkämpfe dauern in der Regel drei bis vier Stunden. Ein absoluter Ausdauersport, denn der letzte Pfeil muss genauso treffsicher ins Ziel gebracht werden wie der Erste. Ihr Verein, der SV Bavaria Thulba, ist mächtig stolz auf Elisa. „Der Nachwuchs ist natürlich begeistert von Elisa und versucht sich im Training das ein oder andere abzuschauen“, erzählt Meindl. Und: „Sie ist trotz ihrer Erfolge auf dem Boden geblieben und gibt dem Nachwuchs gerne Hilfestellung.“
Gute Jugendarbeit
Um die Jugend braucht sich der Verein kaum Sorgen machen. „Unsere Bogenabteilung ist fast genauso groß wie unsere Schützenabteilung“, berichtet Meindl. Meistens sind es Kinder und Jugendliche, die sich am Bogen beweisen möchten. Acht Vereinsmitglieder stehen in den verschiedenen Bereichen im Bezirkskader, und mit Ralf Hehn und Elisa Tartler sogar zwei im Nationalkader. Es kann also nur eine Frage der Zeit sein, bis Elisa wieder mit Erfolgen auf sich aufmerksam macht.