HANDBALL
2. Bundesliga Süd Männer
HSC Bad Neustadt - TSG Friesenheim 11:22 (4:8).
Die Entscheidung sei schon seit einiger Zeit in ihm gereift, sagte Sepp Schmitt gegenüber der MAIN-POST. Außerdem sei er von Sponsoren und Fans zum Handeln aufgefordert worden. Das hat der HSC-Vorsitzende nun getan. Am Sonntag Morgen unterrichtete Schmitt Olaf Schimpf von dessen Entlassung.
Ausschlaggebend für den Rauswurf waren schließlich sechs verlorene Begegnungen hintereinander. Die 11:22-Erniedrigung in eigener Halle gegen die TSG Friesenheim ließ aus Schmitts Gedanken letztlich ein Fakt werden. Das Team stand zwar in der Defensive kompakt und bestätigte die gute Leistung vom Mittwoch, doch im Angriff agierte der HSC katastrophal.
Nur elf Tore in eigener Halle gleichen einem Offenbarungseid. Da ist es müßig, auf insgesamt 13 Pfosten- oder Lattentreffer hinzuweisen. "Elf Tore, das ist bodenlos", bekannte Linksaußen Holger Lührs. Und Mile Mijacinovic antwortete auf die Frage, was mit der Mannschaft denn los gewesen sei: "Nichts war los."
Schmitt wollte Schimpf persönlich über dessen Rauswurf informieren, doch da der 34-Jährige nicht in Bad Neustadt weilte, tat es Schmitt per Telefon. "Ich habe diese Entscheidung nicht gerne getroffen. Aber ich kenne das Geschäft. Jetzt haben wir noch elf Spiele, fünf Spieltage vor Schluss kann man nichts mehr machen."
Schimpf von Entlassung irritiert
Für Olaf Schimpf kam seine Entlassung völlig überraschend. Er, der den HSC im Jahr seines 25. Vereinsjubiläums in die 2. Bundesliga geführt hatte, zeigte sich von der Nachricht irritiert und geschockt, wollte sich am Sonntag nicht dazu äußern. Wie Schmitt verwies aber auch Schimpf auf die Mechanismen des Sports.
Nach dem Anruf bei Schimpf setzte Sepp Schmitt Mannschaftskapitän Mile Mijacinovic von der Entscheidung in Kenntnis. Der Bosnier sollte das Team über die Entwicklung informieren. Der Hauptwerfer und Führungsspieler kommentierte den Vorgang ebenfalls profihaft abgebrüht: "Letztes Jahr wurde Klaus Toppmöller Trainer des Jahres. Heute ist er entlassen. Die Entlassung ist Sache des Vereins, wir Spieler haben da keinen Einfluss und sollten das auch nicht kommentieren."
Neuer Trainer der Bundesliga-Mannschaft soll Horia Markel-Suciu werden. Der Rumäne mit schwedischem Pass zeigte sich von diesem Ansinnen des Vereins am Sonntag Nachmittag allerdings bass erstaunt: "Davon weiß ich noch nichts." Der 45-Jährige arbeitete seit Juli als hauptamtlicher Jugendtrainer beim HSC. Neben der A-Jugend leitet Markel-Suciu das Fördertraining für HSC-Talente aller Altersklassen. Im Rahmen des Projekts "Sport nach eins" erteilt der Sportlehrer auch Handball-Unterricht am Bad Neustädter Rhön-Gymnasium.
Während seiner Zeit in Schweden arbeitete Horia Markel-Suciu unter anderem mit Kent-Harry Andersson zusammen, dem aktuellen Trainer des deutschen Vizemeisters HSG Nordhorn. Seit 1993 lebt der verheiratete zweifache Familienvater in Würzburg. "Turbulenzen gibt es in jedem Verein. Der Trainer ist dann immer schuld. Egal, ob es stimmt oder nicht. Aber ein Klub kann ja schlecht 15 Spieler rauswerfen", kommentierte Markel-Suciu die Entlassung Schimpfs.
Beide, der alte und der designierte neue Trainer, mussten am Samstag tatenlos von draußen zusehen, wie die HSC-Spieler einen wohl einmaligen Bundesliga-Rekord aufstellten. Sie trafen öfter das Gebälk des Friesenheimer Tores als ins Netz. 13 Pfosten- oder Lattentreffern standen nur elf Goals gegenüber. Nach einer Viertelstunde hatten die Rot-Weißen erst zweimal getroffen, zur Pause vier Mal. Zwei Kontertore von Rechtsaußen Adi Blecha inklusive.
Nach der Pause ging es im selben Trott weiter. Die Bad Neustädter Schützen trafen vieles, nur nicht allzu häufig ins Tor. Die Friesenheimer Deckungsspieler und ein überragender ehemaliger französischer Auswahlspieler Francis Franck im Tor unterstrichen eindrucksvoll, warum sie als beste Abwehr der Liga gelten.
Der Defensive der "Eulen" stand die des HSC in nichts nach. Thorsten Nick, der den erkrankten Håvard Martinsen vertrat, zeigte ebenso wie seine Vorderleute eine ansprechende Leistung. Nach 51 Minuten hatte er gegen den Aufstiegsaspiranten erst 14 Gegentore kassiert. Eigentlich eine tolle Leistung, allein sie blieb ein Muster ohne Wert. Denn trotz dieser guten Quote lag der HSC aussichtslos in Rückstand. Erst als sich die Mannschaft ob der sich andeutenden Niederlage aufgab, kam Friesenheim noch über die 20-Tore-Marke. "Über die letzten Minuten breiten wir am besten den Mantel des Schweigens", so ein kleinlauter Holger Lührs.

Nun, nach der Entlassung Olaf Schimpfs, ist die Mannschaft um Kapitän Mile Mijacinovic umso mehr gefordert. Sie muss Charakter beweisen, aufgeben ist nun nicht mehr erlaubt.