„Es war ein super Turnier. Ich bin einfach mit der Einstellung hinein gegangen, in dieses Flair hinein zu schnuppern“. Das klingt eher ungewöhnlich für einen Spieler, der soeben mit einer 4:6, 1:6-Niederlage die Qualifikation für das Hauptfeld eines Tennis-Turniers verpasst hat. Aber für den 15-jährigen Fabian Knüttel aus Fuchsstadt bei Hammelburg, den einzigen unterfränkischen Teilnehmer bei den „Dittelbrunn Open“, war dies die Feuertaufe, sprich die erste Teilnahme an einem Erwachsenen-Turnier überhaupt.
Und das vor einer Zuschauerkulisse, wie sie in im Hambacher Sportzentrum am Büttnerstrich normalerweise frühestens ab den Halbfinals üblich ist. Immerhin gut 50 Tennisfans wollten sehen, wie sich der an Position sechs für die Landesliga-Herren der TG Schweinfurt spielende Lokalmatador schlug. Und er tat dies nicht schlecht, zumindest am Anfang, als sein Gegner Christian Hirschmüller noch wackelte. Ein schnelles Break zum 1:0, dann bei 3:2 und 0:30 mit zwei starken Aufschlägen aufgeholt und das 4:2 gemacht, das ließ ihn an einem Satzgewinn schnuppern. „Klar hatte ich auf den Gewinn des ersten Satzes gehofft“, gab Knüttel zu.
Aber es war schon zu diesem Zeitpunkt zu sehen, dass sein Gegner sich steigerte, seinen Aufschlagspiele zu Null gewann und Knüttel mit der Vorhand zu oft überpowerte, oder seine Rückhandschläge oft neben der Seitenlinie im Aus landeten. Kurz gesagt: Zu viele vermeidbare Fehler auf Seiten des fünf Mal in der Woche bei Emil Dascalu in Garitz trainierenden Neuntklässlers. Der Schüler fing sich erst wieder, als Hirschmüller im zweiten Satz bereits mit 4:0 führte und um sein Aufschlagspiel kämpfen musste. Aber mit zwei Service-Winnern in Serie machte der 19-jährige Regionalliga-Spieler aus dem Raum Stuttgart auch dieses Spiel klar. Aber der Unterlegene hielt sich gar nicht lange mit der Niederlage auf, blickte lieber auf den erfolgreichen Vortag zurück. „Dass ich das erste Spiel gewinnen konnte, war für mich eigentlich schon unmöglich“, kommentierte Fabian den Sieg gegen den deutlich erfahreneren ungarischen Qualifikanten Gergely Pribranszki. In der zweiten Quali-Runde hatte er dann Glück, dass der in der Weltrangliste platzierte Denis Gremelmayr verletzt nicht antreten konnte.
Wie geht es sportlich weiter, was sind die Ziele? Der Drittplatzierte der bayerischen U16-Rangliste möchte sich natürlich weiter verbessern, weiß aber, dass es sehr schwer werden wird, dahin zu kommen, dass man von diesem Sport leben kann. „Ohne Förderung durch den Verband ist das fast unmöglich“, sagt sein 64-jähriger Großvater Richard Woeckel, der selbst noch regelmäßig in Hammelburg den Schläger schwingt. „Seit drei oder vier Jahren bin ich nicht mehr im Bayernkader“, sagt Knüttel und bestätigt die wenig schmeichelhaften Begründung dafür, die in der Halle die Runde machte. Zu klein und zu dick sei er gewesen. Beim Verband hat man ihn dennoch im Blick, zuletzt spielte er in der Bayern-Auswahl bei den Henner-Henkel-Spielen.
Die nächsten Wochen ist erst einmal Pause vom Turnierstress angesagt. Nach einer Wettkampfreise durch Europa, unter anderem Tschechien, Polen und Italien in den vergangenen Sommerferien, sicher nicht die schlechteste Idee für das in der Leistungsklasse 5 eingestufte Talent.