Jedes Jahr veranstaltet der Reiterverein Bad Kissingen genau eine Woche nach dem Rakoczi-Fest sein gleichnamiges Reitturnier. Auch diesmal treffen sich seit Mittwoch und noch bis Sonntag wieder Spitzensportler der deutschen Reiterszene mit ambitionierten Amateuren zum Wettkampf vor der historischen Tribüne in den Saale-Auen. RV-Vorsitzende Sabine Häfner freut sich auf Lars Nieberg, den Mannschaftsolympiasieger von 1996 und 2000, der 2010 beim „größten Reitturnier Unterfrankens“ die Sportlerriege anführen wird.
Wann es mit dem Reitturnier in Bad Kissingen angefangen hat, weiß heute niemand mehr so recht. Ein Blick in die alten Vereinsprotokolle verrät, dass ein bis 1925 bestehender Verein zur Förderung des Reit- und Fahrsports am 9. März 1926 in einen neuen Verein fast gleichen Namens umgewandelt wurde. Gründungsvorstand waren der Fuhrunternehmer Heinrich Kohlhepp, der dieses Ehrenamt über 45 Jahre inne hatte. Der zweite Vorsitzende war Dr. Erwin Sorg, Ehrenvorsitzender wurde Ökonomierat Carl Steinbach. Damals nutzte man noch den Tattersall in seinem ursprünglichen Zweck als Reithalle und richtete auf den Wiesen des Luitpoldparks alljährlich Reitsportfeste aus.
Im Jahr 1936 fand die vorerst letzte Generalversammlung des Vereins statt. Im Protokoll ist zu lesen: „Die nächste ordentliche Generalversammlung findet 1941 statt.“ Dazu sollte es kriegsbedingt nicht mehr kommen. Auch Reitsportfeste gab es keine mehr, da die Bad Kissinger Reiter der SA-Reiterstaffel einverleibt wurden und Pferde ohnehin im Krieg benötigt wurden.
Nur ein Jahr nach Kriegsende gaben die amerikanischen Besatzer den Tattersall wieder frei, 1948 formierte sich der Reiterverein neu und am 17. Dezember 1949 fand die erste offizielle Generalversammlung statt. Vorsitzender wurde wieder Heinrich Kohlhepp, als seinen Stellvertreter wählten die Mitglieder Hotelier Ernst Pilartz. Bald gab es wieder Reitsportfeste im Luitpoldpark. Ehrenmitglied Kurt Hoberg: „Die Au war den Kissingern zu weit.“ Doch spätestens ab 1958 fand alljährlich in den Saale-Auen auf dem heutigen Sportflughafengelände ein A-Turnier statt. 1959 gewann der Vereinsvorstand werbeträchtige Namen wie Hans-Günther Winkler und Hermann Schridde als Teilnehmer. Paul Schockemöhle kam 1962 und Josef Neckermann drei Jahre später zum ersten Mal in die Reiterstadt Bad Kissingen. Der Glanz berühmter Namen schwebte über dem Parcour. Das Turnier, dem man erst 1963 den heutigen Namen gab, wurde sogar in Europa bekannt. Etwa 300 Pferde wurden jedes Jahr zum Turnier gemeldet.
Heute kann sich das Rakoczy-Reitturnier kaum der großen Konkurrenz ähnlicher Veranstaltungen erwehren. Bekannte Namen sind in Bad Kissingen selten geworden. Dem Flair tut das aber keinen Abbruch.