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München: Wie eine Clique aus Thulba das NFL-Spektakel in München erlebte

München

Wie eine Clique aus Thulba das NFL-Spektakel in München erlebte

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    Übervolle Straßen. Fangesänge an allen Ecken und Enden. Trikots soweit das Auge reichte. So etwas hatte München seit dem Champions League-Finale dahoam im Jahr 2012 nicht mehr gesehen. Bereits am frühen Sonntagmorgen, viele Stunden vor dem Kickoff , verwandelten weit über 100.000 Footballbegeisterte aus der ganzen Welt die Esplanade vor der Allianz Arena in eine riesige NFL-Kirmes. Fans des US-Sports konnten unter anderem Bälle durch Field Goals kicken, einen 40-Yard-Wettlauf veranstalten, Selfies mit den Maskottchen schießen oder ihre Quarterback-Qualitäten unter Beweis stellen.

    In der Stadt selbst war es nicht anders. Weltbekannte Wirtshäuser wie das Hofbräuhaus wurden zu offiziell ausgeschriebenen Anlaufstellen für Fans, die Anzahl der Gäste und Partystimmung erinnerte stark an Festzelte der Wiesn . Mindestens genauso gut besucht war die Ausstellung der übergroßen Footballhelme aller 32 NFL-Teams, bei denen jeder Fan Fotos mit seinem Lieblingsteam machen konnte. Zudem soll ein extra angefertigter Munich-Games-Helm fortan an dieses Spiel erinnern. "Am NFL-Fanshop musste man knapp zwei Stunden anstehen", berichtet der Thulbaer Nils Weigand.

    Als der Football-Hype begann

    Es war der 19.07.2022, als das Ausmaß der Footballbegeisterung in Deutschland vorerst seinen Höchststand erreichte. An jenem Tag begann der Ticketverkauf für das erste NFL-Spiel in Deutschland. Nach offiziellen Angaben seitens der Liga, gab es über drei Millionen Ticketanfragen für dieses Spiel - Karten jedoch lediglich 69.811. So benötigte man eine gehörige Portion Glück, um an die heiß begehrten Tickets zu kommen. Jenes Glück war dem Freundeskreis der Football-Enthusiasten um Christopher Meindl und Nils Weigand hold, dessen Clique insgesamt zwölf Karten für dieses Mega-Event ergatterte. Nachdem die National Football League ( NFL ) bereits seit längerem reguläre Saisonspiele in London und Mexico City austragen lässt, reihte sich München mit dem Heimspiel der Tampa Bay Buccaneers gegen die Seattle Seahawks in diese Liste ein. Bislang waren auf deutschem Boden nur Vorbereitungsspiele der NFL zu sehen, im Berliner Olympiastadion .

    Aufgrund des riesigen Andrangs musste sogar die eigens errichtete Fanzone mit Foodtrucks und PublicViewing vorübergehend geschlossen werden, ebenso wurde mit dem Einlass ins Stadion bereits deutlich früher als geplant begonnen. Dort startete das Football-Erlebnis mit dem Einlauf der Spieler, gefolgt von einer 10-minütigen Show des deutschen Sängers "Cro", der ein Medley seiner besten Hits präsentierte. Nach dem Vortrag der amerikanischen als auch der deutschen Nationalhymne begann das Spiel.

    Warum aus dem Underdog der Favorit wurde

    Viele Experten erwarteten dominante Tampa Bay Buccaneers und schwächelnde Seahawks. So haben die "Bucs" eines der höchsten individuellen Talentlevel in ihrem Kader rund um Quarterback-Legende Tom Brady, während die Hawks doch gerade erst ihren langjährigen Quarterback Russell Wilson abgegeben hatten und sich mitten im Umbruch befinden. "Die Realität sieht aber ganz anders aus, da Tampa Bay bisher ihre PS nicht auf die Straße bekommt und Seattle in jedem Mannschaftsteil deutlich besser performt als man es erwarten konnte", weiß Christopher Meindl. Für den NFL-Experten "verlassen sich die Buccaneers zu sehr auf ihr ineffizientes und teils altmodisches Laufspiel sowie ihre individuelle Qualität, weshalb sie vor dem Spiel auch erst vier Siege aus neun Spielen einfuhren. Die Seahawks bei denen der langjährige Bankwärmer Geno Smith aufblüht und plötzlich aussieht wie einer der besten Quarterbacks der Liga, reisten mit sechs Siegen aus neun Spielen nach München ."

    Bereits nach wenigen Minuten schwappten erste Laola-Wellen durchs Stadion. Als Tom Brady mit einem Pass auf Altstar Julio Jones den ersten Touchdown auf deutschem Grund erzielte, kannte der Jubel keine Grenzen mehr. Vor allem in der zweiten Hälfte mauserte sich die Begegnung zu einem sehr ansehnlichen Spiel. Eine kuriose Szene wird wohl allen Zuschauern für immer im Gedächtnis bleiben: Bei einem Trickspielzug warf der eigentliche Ballläufer Lennard Fournett einen Pass auf den 45-jährigen Tom Brady, welcher allerdings vom extrem athletischen Verteidiger Tariq Woolen gedeckt wurde. Während Brady auch noch auf dem Rasen der Allianz Arena ausrutschte, sah er über sich seinen Gegenspieler ins dritte Obergeschoss klettern und den Ball abfangen. Letztendlich war diese Szene jedoch nicht ausschlaggebend, denn am Ende siegte Tampa Bay verdient mit 21:16 und hätte anlässlich des Spielverlaufs sogar klarer gewinnen müssen. Jedoch ließen sich die Seahawks, kräftig unterstützt von den in der Überzahl anwesenden Seattle-Fans, nicht abschütteln und hielten das Spiel bis in die letzte Minute spannend.

    Gänsehaut-Momente mit Country Roads

    Das eigentliche Highlight fand jedoch nicht auf dem Rasen statt - sondern auf den Rängen. Als kurz vor Spielende "Country Roads", der Evergreen von John Denver, ertönte, sang ein Chor aus 69.811 Footballverrückten nach dem kurzen Einspieler inbrünstig weiter, selbst als bereits der nächste, entscheidende Spielzug lief. Dieser Clip löste nicht nur bei allen Spielern, Kommentatoren und Zuschauern Gänsehaut aus, sondern führte auch dazu, dass viele Sportseiten in den USA mehr Spiele auf deutschem Grund fordern - einige sogar mit einem Augenzwinkern den Superbowl. Noch eine Stunde nach Abpfiff war das Stadion sehr gut gefüllt und grölte einen Hit nach dem anderen mit. Stunden später fand die Party außerhalb des Stadions wie auch in den U-Bahnen ihre Fortsetzung. "Tom Brady bestätigte nach dem Match, dass dies eins der Spiele war, welches er nie vergessen wird. Und das von einem Mann, der bereits 23-jährigen Karriere hinter sich hat", so ein euphorischer Nils Weigand.

    Der Wunsch nach weiteren Deutschlandspielen könnte schneller Realität werden als erwartet. Neben dem für 2024 angedachten NFL-Spiel in Frankfurt am Main, wird Deutschland, vornehmlich München , wohl das Spiel erhalten, welches aufgrund des Umbaus des Aztekenstadions in Mexiko dort nicht stattfinden kann. Dies stellte NFL-Chef Goodell bereits in Aussicht.

    "Sind wir mal ehrlich, dieses Event war sowohl für die National Football League als auch für die Münchner Gastronomie ein finanzieller Wahnsinnserfolg, eine tolle Werbung für diesen Sport und für alle Fans ein einmaliges Fest", bilanzierte Meindl. "Die Amerikaner reden gerne von once-in-a-lifetime-Experiences, also einmaligen Erfahrungen. Das allererste NFL-Spiel in Deutschland sollte als Definition im Duden direkt danebenstehen", sagte der begeisterte Fan, um "Country Roads"-singend die Heimreise anzutreten.Christopher Meindl

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