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Fußball: 2. Bundesliga: Die Emotionen kochen hoch beim Club

Fußball: 2. Bundesliga

Die Emotionen kochen hoch beim Club

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    Die wegweisende Szene des Spiels: Schiedsrichter Patrick Alt zeigt Asger Sörensen die Rote Karte.
    Die wegweisende Szene des Spiels: Schiedsrichter Patrick Alt zeigt Asger Sörensen die Rote Karte. Foto: Heiko Becker

    Der Vormarsch des 1. FC Nürnberg in ruhigere Gefilde der Zweitliga-Tabelle ist jäh gestoppt worden. Nach drei Spielen, die sieben Punkte erbrachten, kassierte der Club mit dem 1:2 (1:0) gegen Darmstadt 98 eine aufgrund der Begleitumstände bittere Heimniederlage, die ihn zurück auf den viertletzten Rang rutschen ließ. Und ihm am kommenden Freitag ein kniffliges Kellerduell beim bis auf zwei Zähler herangerückten Drittletzten Karlsruher SC beschert. 

    Es ist lange her, dass ein Schiedsrichter in Nürnberg so in die Kritik geriet wie Patrick Alt aus dem saarländischen Illingen am Sonntagnachmittag. Drei schwarze Regenschirme wurden vorsichtshalber aufgespannt, um Alts Gespann auf dem Weg in die Kabine vor eventuellen Bierduschen zu schützen. Die wurden nicht versucht, aber die Stimmung war mächtig aufgeheizt unter den Nürnbergern, die einigen Anlass hatten, sich benachteiligt zu fühlen. Sogar Club-Trainer Jens Keller ("Meine erste, seit ich Trainer bin") und sein Assistent Thomas Stickroth sahen nach dem Abpfiff noch Gelbe Karten. Nur Sportvorstand Robert Palikuca tat Alt seine Meinung sehr ausführlich, aber ungestraft kund.

    Heftige Diskussionen um Rote Karte für Sörensen

    Für die wegweisende Szene des Spiels hatte Alt allerdings nicht alleine die Verantwortung getragen. Auf Elfmeter für Darmstadt und Gelbe Karte für Asger Sörensen, der Lilien-Torjäger Serdar Dursun im Strafraum gehalten und zu Fall gebracht hatte, entschied er in der 52. Spielminute. Auf das Veto von Videoassistent Nicolas Winter hin ging Alt aber noch einmal zu seinem Bildschirm und wandelte das Gelb für Sörensen dann in eine Rote Karte um - wegen Verhinderung einer klaren Torchance. Nicht nur für Club-Torwart Christian Mathenia war "diese Doppelbestrafung schwer zu verstehen. Der Schiedsrichter sagte, das wäre hundertprozentig ein Tor geworden.  Aber ich wäre press auf Dursun drauf gegangen und hätte den Ball klären können." Keller erklärte sich außerstande, Regeln noch richtig auszulegen, "sehr undurchsichtig" sei das alles. Tobias Kempe verwandelte den Strafstoß trotz langer Wartezeit sicher zum Darmstädter Ausgleich (55.).

    Für die Nürnberger war Alts Vorgehen umso weniger zu verstehen, als der Schiedsrichter einen Stoß in den Rücken des einköpfbereiten Hanno Behrens in der ersten Hälfte ignoriert und nicht überprüft hatte (24.). "Er sagte mir, das reicht nicht" für einen Elfmeter, berichtete der Nürnberger Kapitän. Während Behrens beim Unparteiischen auch deshalb eine Linie vermisste, wollte Mathenia sogar ein Grundsatzproblem erkannt haben: "Es zieht sich durch die Saison, dass wir von den Schiedsrichtern die Fifty-fifty-Situationen gegen uns bekommen."  

    "Für mich ist diese Doppelbestrafung schwer zu verstehen."

    Nürnbergs Torwart Christian Mathenia zu Elfmeter und Rot für Sörensen

    Mit dem fünften Saisontor von Nikola Dovedan, der nach einem von Darmstadts Torwart Marcel Schuhen abgewehrten Schuss von Michael Frey von der Strafraumgrenze unter die Latte traf (30.), schien der schwach in die Partie gestartete, aber besser werdende Club zunächst auf Kurs zu sein. Selbst in Unterzahl, befand Trainer Keller, sei seine Mannschaft noch die bessere gewesen. Fatal nur, dass der nach Pass von Fabian Nürnberger  auf und davon gehende Frey die große Chance zur erneuten Führung vergab. Abgedrängt, verlor er nach einer Drehung die Kontrolle und schoss übers von Marcel Schuhen verlassene Tor (62.). Für den späten Schock sorgte in der 89. Minute dann Darmstadts Innenverteidiger Dario Dumic, der mit einem unhaltbaren Weitschuss den ersten Sieg der Lilien im Max-Morlock-Stadion überhaupt perfekt machte. 

    Mit Nikola Dovedans Treffer zum 1:0 hatte das Spiel für den 1. FC Nürnberg gut begonnen.
    Mit Nikola Dovedans Treffer zum 1:0 hatte das Spiel für den 1. FC Nürnberg gut begonnen. Foto: Heiko Becker

    In der fünfminütigen Nachspielzeit gingen die Emotionen noch einmal hoch, als Nürnberger, der gerade ausgewechselt werden sollte, einem Gegenspieler nach Club-Interpretation aufhelfen wollte, der längst überfordert wirkende Alt aber laut Keller eine abfällige Geste gegenüber dem Darmstädter gesehen haben wollte. Die drakonische Folge: Gelb-Rot für Nürnberger, der zusammen mit Tim Handwerker und Frey überzeugt hatte, nun aber die Welt nicht mehr verstand.

    Trainer Keller muss nun für die Partie in Karlsruhe erst einmal durchzählen: Sörensen (Rot), Nürnberger (Gelb-Rot) und Frey (fünfte Gelbe Karte) sind gesperrt. Der Einsatz von Konstantinos Mavropanos ist fraglich, weil der griechische Innenverteidiger schon nach acht Spielminuten mit einer schmerzhaften Beckenprellung ausscheiden musste. Ob der gegen Darmstadt verletzt fehlende Georg Margreitter zurückkehren kann, ist offen. Den Innenverteidiger-Engpass lindert, dass Mavropanos-Ersatz Lukas Mühl überraschend stark und äußerst entschlossen agierte. Zur Verfügung steht nach seiner Gelb-Sperre Johannes Geis. 

    Verstand die Welt nicht mehr: Club-Trainer Jens Keller.
    Verstand die Welt nicht mehr: Club-Trainer Jens Keller. Foto: Daniel Karmann, dpa

    Wieder aufbauen müsse er die Mannschaft trotz der Niederlage in den nächsten Tagen nicht, glaubt Keller. Dafür habe sie eine viel zu gute Leistung gezeigt. Der Trainer lobte "Leidenschaft und Bereitschaft" und sieht den grundsätzlichen Aufwärtstrend nur unterbrochen: "Man sieht, die Mannschaft glaubt an das, was wir erarbeiten." 

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