Iuri Medeiros hätte der Mann des 265. Frankenderbys werden können. Vom gleichfalls eingewechselten Debütanten Fabian Schleusener blendend eingesetzt, tauchte der Stürmer des 1. FC Nürnberg in der 90. Minute ganz alleine vor dem Tor der Spvgg Greuther Fürth auf. Und schoß den Ball vorbei. Kurzes Eck statt langer Pfosten, die völlig falsche Entscheidung. Es blieb beim 0:0. Die Mannschaft hätte den wegen der vergebenen Siegchance zerknirschten Portugiesen in der Kabine aufrichten müssen, berichtete Trainer Jens Keller, der zu seinem 49. Geburtstag gerne drei Punkte als Geschenk angenommen hätte.
So richtig zufrieden waren beide Vereine mit dem Unentschieden nicht. Der Club verpasste zum Einstand von Keller einen Befreiungsschlag, die derzeit sorgenfreien Fürther hätten den angeschlagenen Lokalrivalen gerne tiefer in den Abstiegskampf gestoßen. Eher enttäuscht waren neutrale Besucher. Vor 15 000 Zuschauern (natürlich ausverkauft) hatte das Derby jede Menge Kampf, bissige Zweikämpfe und auch ein, zwei Rudelbildungen geboten, die Schiedsrichter Manuel Gräfe mit der ihm eigenen Souveränität auflöste. Spielerisch blieben jedoch viele Wünsche offen und in beiden Strafräumen tat sich zu wenig, um von einem unterhaltsamen Spiel sprechen zu können.
Vor der Pause war Greuther Fürth die deutlich aktivere Mannschaft, von einer Führung jedoch relativ weit entfernt. „Wenn wir so dominant spielen wie in der ersten Halbzeit, dann müssen wir uns auch belohnen. Das müssen wir noch lernen“, sagte Fürths Trainer Stefan Leitl. "Man hat schon gemerkt, dasss wir mit schwerem Gepäck hergekommen sind", sagte Club-Mittelfeldspieler Robin Hack.
Die zweite Hälfte gehörte aber den Gästen aus Nürnberg, die sich von der Pausenansprache ihres neuen Trainers überzeugen ließen, nicht mehr nur pure Fehlervermeidung in den Vordergrund zu stellen. „Ein großes Kompliment an die Mannschaft. Sie hat die Dinge, die wir in der Halbzeit angesprochen haben, sehr gut umgesetzt“, sagte Keller, der nun auch Kombinationen und ein wenig Torgefahr sah. „Da haben vorne zu viel quer gespielt und es dann in den Umschaltmomenten nicht mehr so gut verteidigt“, wusste Fürths Leitl, der das Remis als gerecht bezeichnete.
Die Mannschaft hat die Dinge, die wir in der Halbzeit angesprochen haben, sehr gut umgesetzt.
Jens Keller, neuer Nürnberger Trainer
Als der Ball Fürths Maximilian Wittek im Strafraum an den Arm geflogen war, forderten die Gäste vergeblich einen Strafstoß, der zumindest möglich gewesen wäre (56.). Bei seinem flach geschossenen Freistoß, den der Fürther Schlussmann Sascha Burchert gekonnt um den Pfosten lenkte, hätte Johannes Geis den Club dann in Führung bringen können (81.). Geis, der nun ähnliche Lenker-Qualitäten nachwies wie das Sebastian Ernst in den ersten 45 Minuten auf Fürther Seite getan hatte, wurde von den Spvgg-Fans bei der Rückkehr in den Ronhof pfleglich behandelt. Die Pfiffe gegen ihn hielten sich in engen Grenzen.

Keller krempelte zu seinem Einstand auf der Club-Bank nicht alles um. Bis auf Dovedan, Kerk und den neuen Torwart Felix Dornebusch lief die Startelf von der 1:5-Schlappe gegen Bielefeld auf, die Vorgänger Damir Canadi den Job gekostet hatte. Doch in Fürth agierte endlich eine echte Mannschaft, die sich offenbar auf klare Vorgaben und eine zuverlässige Defensive stützen konnte. Und so im sechsten Anlauf seit dem 4:0 in Hannover endlich wieder die Null hielt. Die Fürther Stürmer Branimir Hrgota, der immerhin viel probierte, und Daniel Keita-Ruel kamen kaum zum Zug.
Neuer Torwart Dornebusch strahlt viel Sicherheit aus
"Im Training stand die letzten zehn Tage im Vordergrund, wie sich die Viererkette und die beiden Sechser davor verhalten“, verriet der neue Schlussmann Dornebusch, der „nicht viel Torwartspezifisches“ (Keller) zu lösen bekam, aber den Schrägschuss von Marco Meyerhöfer stark über die Latte lenkte und die überraschende Fürther Führung verhinderte (59.). Zudem strahlte der 25-Jährige viel Sicherheit aus, obwohl sein letztes Pflichtspiel über ein Jahr zurücklag. Für die nächste Aufgabe daheim gegen Wehen-Wiesbaden sieht Sturm-Wühler Michael Frey, der erfolglos blieb, aber eindeutig anderen Nachholbedarf: „Tore, Tore, Tore!“