Mehr gesellschaftliche Anerkennung“. Dies ist ein großer Wunsch von ihr. „Viele denken, wenn man Weltmeisterin ist, bekommt man viel Geld. Das ist aber leider nicht so,“ weiß Lorraine Bühl. Die 25-Jährige aus Haßfurt spielt nicht Fußball. Sie ist auch keine Skirennläuferin oder eine Volleyballerin. Ihre Leidenschaft ist das Ballett. Und nur „Anerkennung und Applaus“ ist ihr Verdienst.
Aber Weltmeisterin? Tatsächlich betreibt die Erzieherin im Kindergarten Sand die Sportart seit Jahren äußerst erfolgreich. Ihr zweites Zuhause ist quasi seit 18 Jahren die Haßfurter Ballettschule „On Point“. Tägliches Training ist dort angesagt, verbunden mit viel Unterricht. Ihre Fächer: „Gesang, Musical, Jazz, Nationaltanz und natürlich das Ballett“, sagt sie. Lorraine Bühl ist äußerst erfolgreich. Seit nunmehr 13 Jahren nimmt sie regelmäßig an verschiedenen Wettkämpfen teil. An der Regionalmeisterschaft ebenso wie der deutschen Meisterschaft sowie dem „Dance World Cup“.
Drei Mal schon holte sie Weltmeister-Titel in den Haßbergkreis. Erstmals im Alter von 14 Jahren, als sie 2007 in Jalta (Ukraine) im Bereich „moderner Tanz“ die Jury mit ihrer Performance überzeugte. Zuletzt 2016, als sie auf der Kanalinsel Jersey in der Kategorie „Gesang und Tanz“ gewann. Im Vorjahr erreichte sie in Offenburg Platz 2. Dafür stand Lorraine Bühl bei der Siegerehrung beim „Deutschen Ballettwettbewerb“ in Fürstenfeldbruck mit dem Lied „He taught me how to yodel“ ganz oben. Nicht zu vergessen die weiteren Auszeichnungen, wie etwa mehrere deutsche Meistertitel. Für diese tollen Leistungen wurde sie nach 2014 und 2016 auch im Februar diesen Jahres bei der Sportlerehrung der Stadt Haßfurt, sowie im letzten Herbst bei der Sportlerehrung des Landkreises, ausgezeichnet.
Tanzen liegt Lorraine im Blut. „Meine Mama hat immer erzählt, dass sie gar nicht mehr wusste, was sie noch mit mir anfangen solle, da ich zuhause immer nur getanzt habe“, lacht die junge Frau und erinnert sich gerne an die Anfänge, die sie eigentlich einer Kindergartenfreundin zu verdanken hat. „Sie hat mich mal mit ins Ballett genommen und von dort an wollte ich nichts mehr anderes tun, als das zu lernen.“

Wer nun glaubt, Ballett sei doch nur etwas für kleine Mädchen, der irrt gewaltig. Ballett ist mit harter Arbeit verbunden. Nicht nur bei den Übungseinheiten, sondern auch vor und bei den Wettbewerben. „Ein typischer Wettbewerbstag beginnt immer mit einem Training“, erklärt Lorraine. Dazu gehören das Aufwärmen von Bauch- und Rückenmuskeln, das Finden der richtigen Balance, Stangentraining und gegebenenfalls das Einsingen. „Danach gehe ich immer in das Veranstaltungsforum und schaue mir als allererstes die Bühne an. Wie groß ist sie, welcher Bodenbelag wurde verwendet. Das sind für mich die wichtigsten Kriterien vor meinem Auftritt.“ Und auch das „Beobachten der Jury“ steht auf dem Vorbereitungsprogramm: „Auf was könnte sie stehen, ist sie sehr streng oder achtet sie nur auf Technik oder auch Ausdruck?“, ergänzt die 25-Jährige. Anschließend ist Schminken und Frisieren sowie Ankleiden angesagt.
Und noch ein Punkt ist für die Haßfurterin enorm wichtig: „Man muss sich unbedingt noch einmal warm machen. Vor allem Springen und Füße kräftigen. Erst dann geht es ab auf die Bühne“, betont sie.

Bislang hatte Lorraine Bühl bei ihren Auftritten keine Probleme, obwohl Fehler und Missverständnisse keine Seltenheit sind. „Bittere Stunden im Ballett gibt es immer wieder“, räumt sie ein, dass Perfektionismus auch im Ballett seine Grenzen kennt. „Es kann vorkommen, dass man die Reihenfolge des Tanzes vergisst, stürzt, die Nerven verliert und vieles mehr. Aber man lernt aus allen Fehlern.“ Ballett habe, davon ist sie fest überzeugt, mit „großer Disziplin“ zu tun. „Um wirklich gut zu sein, reicht es nicht, nur jeden Tag ins Training zu gehen. Jede Person muss auch an sich selbst noch arbeiten.“ Es gebe Tage, da verbringt Lorraine mehr Zeit im Trainingssaal als in ihren eigenen vier Wänden.

„Sehr traurig“ war und ist Lorraine derweil, dass sie bei der Deutschen Meisterschaft 2017 zum 14. und letzten Mal an den Start gehen durfte: „Dieser Wettbewerb wird leider kein Bestandteil meines Lebens mehr sein, denn er ist begrenzt bis zum 25. Lebensjahr.“ Es allerdings davon auszugehen, dass ihr Name trotzdem auch in Zukunft regelmäßig im Fokus der Öffentlichkeit steht, wenn es um das Ballett geht. Denn eines ist gewiss: Ihrer Leidenschaft wird sie auch weiterhin viel Zeit widmen. Dafür sorgt auch ihre Trainerin Uta Möller-Reuß, für die es deshalb ein „extragroßes Dankeschön“ gibt. „Sie hat schon immer viel Potenzial in mir gesehen“, freut sich die Haßfurterin. Anteil am Erfolg haben jedoch ebenso „meine ganzen Ballettmädels, weil sie immer für mich da sind und mich motivieren.“
Ach ja: „Für Tänzer ist es einfach das größte Lob, wenn das Publikum ordentlich applaudiert und dich eventuell nach dem Auftritt darauf anspricht, dass dein Auftritt in Erinnerung bleiben wird“, sagt Lorraine Bühl. Schon alleine dieses Lob ist für sie Ansporn für die kommenden Jahre.
