Zehn Punkte brauchte der Tabellenführer der 2. Volleyball-Bundesliga, der VC Eltmann, am späten Sonntagnachmittag noch, als Felix Reschke in der Auszeit des vierten Satzes im Spiel gegen die Volley YoungStars Friedrichshafen energisch gestikulierend, mit entschlossener Ausstrahlung auf seine Mannschaft einredete. Wenige Sekunden später erzielte der serbische Routinier Gavra Meduric das 16:10. Der 38-Jährige zeigte sofort zur Außenlinie auf Reschke, klatschte ab, drehte sich weg und spielte wild entschlossen weiter. Der Ligaprimus vollendete den Kraftakt gegen das junge Team aus Friedrichshafen, das aus Teenagern, die am Bodensee-Bundesstützpunkt unter Profibedingungen trainieren, mit einem letztlich souveränen 3:1-Sieg.
Keine 24 Stunden vorher, am vergangenen Samstag, besiegte der VC Eltmann bereits – ebenfalls vor eigenem Publikum in der Georg-Schäfer-Halle – den TSV Mimmenhausen mit 3:1. "Doppelspieltage sind für ältere Mannschaften immer schwer", erklärte nach Spielende mit einem leichten Augenzwinkern Reschke, eigentlich Co-Trainer und Manager, der am Sonntag jedoch als Cheftrainer fungierte, da Christian Kranz seine U16 bei einem Turnier betreute.
Reschkes Extralob galt vor allem dem dreiköpfigen Physioteam, das rund um den Spieltag eine "großartige Leistung" vollbracht habe. "Biologisch hätten heute einige unserer Spieler die Väter der Spieler des Gegners sein können", sagte Reschke und grinste. Christian Nowak etwa stand mit seinen 44 Jahren Samstag wie Sonntag über die komplette Spieldauer auf dem Feld. "Absolut beeindruckend, dass man in dem Alter – auch körperlich – noch oberstes Zweitliganiveau haben kann", adelt Reschke den zwei Meter großen "Oldie".
"Keiner von den Spielern hat Lust, in die erste Liga zu gehen."
"Beeindruckend" ist auch die richtige Vokabel, wenn man sich den bisherigen Saisonverlauf des VCE anschaut. Als Aufsteiger marschiert das Team vorne weg in der Tabelle. Der Griff nach den Sternen, sprich der Aufstieg in die 1. Bundesliga, wird jedoch ausbleiben. Zu oft hat sich der Klub in seiner Geschichte beim Versuch danach die Finger böse verbrannt. Das letzte Bundesliga-Jahr 2019/20, in dem zwischendurch überambitioniert in der Bamberger Brose Arena gespielt wurde, endete mit dem Lizenzentzug und der Insolvenz im Fiasko. Nach dem Neustart in der Dritten Liga Ost ab der Saison 2020/21 kämpfte Eltmann sich letztes Jahr zurück in die 2. Bundesliga Süd.
Eine Rückkehr in die Beletage des deutschen Volleyballs wird es aber in keinem Fall geben, das sei auch so mit der Mannschaft abgesprochen, betont Reschke: "Keiner von den Spielern hat Lust, in die erste Liga zu gehen. Die wissen auch, dass es dem Verein nicht guttun würde." Der Aufwand wäre schon rein sportlich betrachtet nicht zu stemmen. "Wir können nicht unter der Woche bis nach Lüneburg fahren. Alle von uns sind berufstätig." Für die erste Liga bräuchte es dementsprechend einen komplett neuen Kader, bestehend aus internationalen Spielern, erklärt der Manager. "Damit würden wir unsere Fans wieder verlieren, die identifizieren sich mit jedem Einzelnen, der hier aktuell auf dem Feld steht."
Trotzdem ist die Meisterschaft das Ziel, alleine um den aufstiegswilligen TV Rottenburg weiter zu ärgern. "Wir backen hier in Eltmann kleine Brötchen", sagt Reschke. "Aber kleine Brötchen schmecken auch." Der Fokus liegt auf der Jugendarbeit. Das ist, anders als häufig im Sport, beim VCE keine Floskel. "In fünf bis zehn Jahren wollen wir uns so entwickeln, dass wir wieder mit der Jugend zu deutschen Meisterschaften fahren."
Die Statistik der SpieleVC Eltmann – TSV Mimmenhausen 3:1 (25:22, 25:20, 23:25, 25:22). Eltmann: Nowak, Engel, Lieb, Richter, Kolbe, Urban, Werner, Stanic (MVP), Meduric.VC Eltmann – Volley YoungStars Friedrichshafen 3:1 (25:21, 21:25, 25:13, 25:20). Eltmann: Nowak, Engel, Lieb, Richter, Kolbe, Hopt, Urban (MVP), Stanic, Meduric.Quelle: skr