Natürlich stehen die Stars im Mittelpunkt. Und natürlich gehören auch die Schlagzeilen den großen Jungs, doch auch den kleinen Mädchen wird eine Menge Applaus gespendet. Dass dies nur in den Pausen geschieht, wenn die „Stars“ gerade nicht auf dem Parkett stehen, stört die acht- bis 14-jährigen Mädchen der „Black Diamonds“ überhaupt nicht.
Die „Black Diamonds“, das sind die Cheerleader des Volleyball-Zweiligisten VC Eltmann. 27 Mädchen in zwei Altersgruppen haben die Aufgabe das Publikum bei den Heimspielen der Zweitliga-Volleyballer in der Eltmanner Georg-Schäfer-Halle bestens zu unterhalten. Wenn Trainerin Michaela Barthelmes das Signal gibt, stürmen die jungen Mädchen aufs Feld, nehmen ihre Positionen ein und bieten den Tribünengästen eine kurze Show.
Das Publikum bei Laune halten
Cheerleading – zu deutsch „Den Beifall anführen“ – soll das Publikum bei Laune und die Emotionen auf hohem Niveau halten. Die kurzen Pausen beim Volleyball, in denen sich die Mannschaften sammeln und die Trainer gezielte Anweisungen geben, sollen nicht dazu genutzt werden, auf dem Handy die neuesten Nachrichten durch zu scrollen. Nein – die Zuschauer auf der Tribüne sollen ihre Aufmerksamkeit weiterhin auf das Geschehen in der Halle richten und dabei bestens unterhalten werden.
Um diesen Auftrag erfüllen zu können, trainieren die Mädchen einmal pro Woche ihren Auftritt. Üben die Choreographie für die Tanzschritte ein, lernen neue Figuren im „tumbling“ (Turnen) und „stunt“ (Akrobatik) – und das alles für einen Auftritt, der in der Regel nach wenigen Sekunden schon wieder beendet ist. Manchmal geht es aber auch etwas länger, wenn zum Beispiel die Stadt Eltmann anfragt, ob die jungen Mädchen bei der Altenehrung der Stadt auftreten können.
Choreographie am Küchentisch
Verantwortlich für die Cheerleader ist in Eltmann die Familie Barthelmes. Mutter Michaela, Vater Markus und die Töchter Michelle und Mina, die selbst bei den „Black Diamonds“ aktiv ist, und nicht zuletzt der Küchentisch der Familie Barthelmes. Denn an diesem werden die Auftritt der Kinderschar geplant, entworfen und verfeinert. Mama Michaela ist dabei so etwas wie die Geburtshelferin der Eltmanner Cheerleader. Vor zwei Jahren wurde die Vorgängergruppe der „Black Diamonds“ aufgelöst, da zu wenige aktive Mädchen an Bord waren. Micha Barthelmes aber machte sich gleich ans Werk, eine neue Mädchentruppe auf die Beine zu stellen. Vor allem auf facebook, aber auch in Schulen wurde kräftig die Werbetrommel gerührt, letztlich konnten 27 Mädchen – bei weitem nicht nur aus Eltmann – „engagiert“ werden. Auch für die kommenden Jahre ist der „Nachwuchs“ gesichert, einige Mädels stehen quasi in der Wartschlange bereit.
„Wir hatten sogar mehrere Sechsjährige im Training, aber das ist dann wohl doch ein wenig zu früh. Wir haben uns auf acht Jahre als Mindestalter geeinigt“, weiß Michaela Barthelmes, die im kommenden Frühjahr ihren „Cheerleader-Trainerschein“ macht, dass gewisse Schwierigkeitsgrade eben auch erst in einem gewissen Alter bewältigt werden können.
Die, die seit zwei Jahren dabei sind, haben schon einiges im Repertoire. Sogar soviel, dass die „Black Diamonds“ in zwei Jahren bei den Süddeutschen Meisterschaften starten wollen. Cheerleading ist mittlerweile nämlich nicht nur Unterhaltung für die Zuschauer, sondern Wettkampfsport. Und der wird auch von professionellen Trainerinnen unterrichtet – unter anderem von der ehemaligen Europameisterin Daria Magdalena. Von ihr hat Michaela Barthelmes, aber auch ihre beiden Co-Trainer Markus und Michelle einiges gelernt: Die Profi-Trainerin war an einem Wochenende vor Ort in Eltmann und leitete ein siebenstündiges Training, von dem nicht nur die Kinder profitierten.
"Das ist ein Traum für mich"
„Das war für uns alle eine riesen Sache“, bereut die Familie Barthelmes die schweißtreibenden Übungen unter professioneller Anleitung nicht, ganz im Gegenteil. „Ich liebe es, wenn die Mädels mit soviel Spaß bei der Sache sind, sich freuen, lachen. Das ist ein Traum für mich“, schwärmen die drei Barthelmesen von den Übungen.
Seit über fünf Jahren ist Mama Michaela nun beim VC Eltmann ehrenamtlich engagiert, hat den Verein ins Herz geschlossen. Die 42-Jährige hilft bei der Wohnungssuche für neue Spieler und kümmert sich auch um das Catering bei den Heimspielen. Dass Ehemann Markus und Tochter Michelle ihr dabei unter die Arme greifen, ist unabdingbar. „Das hohe Pensum geht ohne den Rückhalt in der Familie gar nicht“, wissen alle drei. Und als ob diese Tätigkeiten im Verein noch nicht genug wären, ist Michaela auch noch Vorsitzende des Eltmanner Fanclubs „Red Barons“. Dass der die schicken Outfits für die Cheerleader spendiert hat, versteht sich bei dieser Konstellation nahezu von selbst.
Nun fiebern die drei Trainer und ihre 27 Schützlingen dem 6. Oktober entgegen. Dann endlich soll die Halle in Eltmann fertig saniert sein und die Heitec-Volleys ihr ersten Heimspiel dieser Saison gegen Mainz absolvieren. Und die Black Diamonds natürlich ihren ersten Auftritt in ihre nagelneuen Kostümen.