Der Landkreis Haßberge dünnt fußballerisch immer mehr aus. Mit dem FC Schönbach fing es in den 90er-Jahren an. Im Ebelsbacher Ortsteil stellte der Fußballklub sein Wirken ein. Inzwischen sind es knapp zehn Vereine zwischen Steigerwald und Haßbergtrauf, die den Fußball komplett beerdigt haben. In anderen, noch nicht ganz aufgegebenen Fußball-Abteilungen, wurden durch Spielgemeinschaften wenigstens "lebensverlängernde Maßnahmen" ergriffen.
Immer mehr Vereine zwischen Ermershausen und Koppenwind, zwischen Roßstadt und Gädheim, gehen personell am Stock. Entweder gibt es nicht genügend Spieler, um eine oder gar zwei Mannschaften auf die Beine zu stellen - oder aber es fehlt den Spielern die nötige Qualität, um sich oberhalb des Hobby-Kicker-Niveaus zu behaupten. Eigenständige Reserve-Mannschaften sind mittlerweile fast schon eine Besonderheit.
Aus Rivalen werden Partner
Schönbach, Uchenhofen, Kleimnünster, Oberschleichach, Unterschwappach, Hellingen, Römershofen, Hainert, Holzhausen - neun Haßberg-Orte, in denen überhaupt kein Fußball mehr gespielt wird. Und drum herum ist oftmals der früher so "heiß geliebte" Derby-Gegner aus dem Nachbardorf zum einzigen Rettungsanker geworden. Selbst der FC Haßfurt konnte seine Reserve nur durch ein Zusammenwirken mit dem TSV Wülflingen am Leben erhalten. Der TV Obertheres, ebenfalls ein nicht gerade kleiner Verein aus einer gut 1300 Einwohner zählenden Ortschaft, musste mit seinen Kickern zur DJK Dampfach übersiedeln, um sie nicht abmelden zu müssen. Und ein paar Kilometer weiter nördlich hat es jetzt den RSV Buch erwischt. Die Bucher finden sich zur neuen Saison als Teil der Spielgemeinschaft Untertheres/Ottendorf/Buch wieder.
Ebenfalls ganz aktuell ist der Fall des TSV Westheim. Mit Ach und Krach ist der ehemalige Bezirksligist vor wenigen Tagen dem Abstieg in die A-Klasse entronnen. Und obwohl zahlreiche Spieler den Klub nun verlassen, hat der Turn- und Sportverein noch genügend Kicker für zwei eigenständige Mannschaften. Die aber sind - so die Vereinsführung - qualitativ nicht in der Lage, sich der Konkurrenz in der Kreisklasse erwehren zu können. Also geht es freiwillig runter. Sogar ganz runter in die B-Klasse. Auch in Lendershausen zieht der TSV - gemeinsam mit dem schon langjährigen Partner SV Ostheim - aus der A-Klasse freiwillig ein Stockwerk nach unten.
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Und das ist nur das personelle Problem auf dem Platz. Zu einem gesunden Vereinsleben gehört aber weitaus mehr als nur eine zweistellige Anzahl an mehr oder weniger talentierten Sportlern. Die "Ehemaligen" hinter der Theke, dem Grill oder dem Abstreuwagen gehören allerdings auch schon zu einer vielfach vom Aussterben bedrohten Spezies - und dabei reden wir hier nur vom Wochenende, vom Spielbetrieb. Der Aufwand unter der Woche ist kaum geringer.
Nur Fußball reicht nicht mehr
In Zeiten, in denen selbst einfachste Freundschaftsspiele einen Event-Charakter aufweisen müssen, lockt man mit fest terminierten Punktspielen und einem anschließenden Zusammensitzen im Sportheim kaum einen Jugendlichen mehr hinter seinem Smartphone hervor. Und wenn dann noch ein zweimal pro Woche angesetztes Training hinzukommt, ist das oftmals mehr eine lästige Pflicht als eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung.

Zumal auch die Selbstüberschätzung, wohl auch dank der unzähligen Einstellungsmöglichkeiten an den Spielkonsolen, fast schon mit dem Glauben an Unfehlbarkeit vergleichbar ist. Unzählige Vereinsvertreter beklagen "Star-Allüren" in unterklassigen Mannschaften. Frei nach dem Motto: "Was soll ich denn dienstags trainieren, wenn ich doch den Außenristpass besser beherrsche als früher ein gewisser Franz Beckenbauer?" werden Training und Ausbildung oftmals nur als notwendiges Übel angesehen. Dass diese Einstellung mit verminderter Qualität auf dem Platz einhergeht, versteht sich von selbst. Kein Wunder also, dass in den unteren Klassen manchmal 40- oder gar 50-Jährige den Ton angeben.
Ist es aber wirklich so, dass einzig und allein der fehlende beziehungsweise demotivierte Nachwuchs aus der Sportart Nummer eins im Land des viermaligen Weltmeisters eine Freizeitbeschäftigung unter vielen macht? Ist wirklich nur ein neuerlicher "Pillenknick" schuld am Vereinssterben?
Ein paar "Elite-Kicker" in den Nachwuchsleistungszentren oder Stützpunkten heranzuziehen, wird für den Breitensport nicht reichen. Der kleine Verein im Maintal wird dadurch nicht überleben - das Vereinssterben weiter gehen.
Spielgemeinschaften im Landkreis TSV Prappach/FSV Oberhohenried DJK Fürnbach/TSV Dankenfeld TSV Lendershausen/SV Ostheim SpVgg Untertheres/MSV Ottendorf/RSV Buch SpVgg Roßstadt /TSV Kirchaich II TSV Wülflingen /FC Haßfurt II TV Obertheres/DJK Dampfach II SV Rügheim/SV Mechenried Spfr. Steinbach/FSV Krum/FC Zeil II TSV Limbach/FC Ziegelanger II SG Pfaffendorf/Gemeinfeld SG Ermershausen/Schweinshaupten SC Maroldsweisach II/HSV Altenstein