Basketball und Münsterschwarzach: Diese Symbiose ist fast untrennbar mit Brigitte Feldin-Hansel verbunden. Seit mehr als 20 Jahren ist die Sportlehrerin die Triebfeder bei der DJK, die gleichzeitig das Aushängeschild für diese Sportart in der Umgebung ist. Mit großem Engagement setzt sich die Trainerin, die früher selbst Nationalspielerin war, dafür ein, dass es in Münsterschwarzach neben einer Damenmannschaft auch Nachwuchsmannschaften gibt. Im Interview spricht sie über ihre ständig wiederkehrende Pionierarbeit für die Frauenmannschaft, die Folgen des achtjährigen Gymnasiums und den regionalen Stellenwert der Sportart Basketball.
Frage: Bezirksoberliga statt bayerische Oberliga. Wieso tritt die DJK Münsterschwarzach in dieser Saison nur im Bezirk an?
Brigitte Feldlin-Hansel: Wir haben unser Aufstiegsrecht nicht wahrgenommen, da aus der letztjährigen Besetzung drei Spielerinnen Nachwuchs bekommen. Zudem hat Katja Wucherer durch ihren Beruf weniger Zeit, meine Tochter Sara absolviert in Nürnberg ein Freiwilliges Soziales Jahr und läuft mit einer Doppellizenz gleichzeitig in der Bayernliga für Schwabach auf.
Es sind kaum also kaum mehr Spielerinnen der vergangenen Saison im Kader?
Feldlin-Hansel: Na ja, die ersten Fünf haben bereits in der vergangenen Runde gespielt, der weitere Kader wurde mit Jugendlichen aufgefüllt. Meike und Mareike Hering, dazu Johanna Vogel, das waren auch in der vorigen Saison Leistungsträgerinnen. Stefanie Graber ist zurückgekehrt, sie studiert auswärts und kann nicht immer mitspielen.
Es ist also wieder eine neue Mannschaft, die Sie betreuen. Der wievielte Neuaufbau ist das für Sie?
Feldlin-Hansel: Der alljährliche, ich habe mich an die Situation gewöhnt. Das wird auch nach dieser Saison so sein. Die jungen Spielerinnen machen nächstes Jahr Abitur, wer weiß, wohin es sie dann verschlägt. Es ist immer dieser Wechsel: Junge kommen nach, Ältere bleiben, noch Ältere kommen wieder zurück, wenn sie ihr Studium abgeschlossen haben und wieder hier in der Gegend landen. Wir nehmen es, wie es kommt. Als kleiner Verein können wir nur von Jahr zu Jahr planen, wir freuen uns, wenn wir wieder ein schlagkräftiges Team auf die Beine gestellt haben.
Wie schwierig ist das für Sie, jedes Jahr praktisch neu anzufangen?
Feldlin-hansel: Das kommt auf die Ziele an. Ich kenne die Situation ja, man baut zum einen auf Bekanntem auf, zum anderen versucht man die Qualitäten der neuen Spielerinnen mit einzubeziehen und sie heranzuführen. Das hat auch etwas Interessantes. Ich sehe das gar nicht so dramatisch.
Und seit wann geht das so?
Feldlin-Hansel: Lassen Sie mich rechnen . . . Also, 20 Jahre reichen nicht. Es dürfte die 22. Saison sein, schätze ich mal.
Trainieren Sie derzeit auch noch Nachwuchsmannschaften bei der DJK?
Feldlin-Hansel: Ja, sonst hätten wir ja keinen Nachwuchs für die Damen. Ich versuche, immer wieder Jugendliche an unserer Schule für den Sport zu begeistern, was durch das G 8 und die weniger gewordene Freizeit immer schwieriger wird.
Merkt man die Auswirkungen des achtstufigen Gymnasiums also doch?
Feldlin-Hansel: Oh ja. Das andere ist, dass die Sportarten viel früher mit der Nachwuchsförderung beginnen. Wenn die Mädchen ans Gymnasium kommen, sind sie meist schon in eine Sportart integriert. Man muss schauen, wie man überhaupt Begeisterung für einen neuen Sport wecken kann. Basketball ist im Raum Kitzingen nicht so gefragt. Bei mir in den Neigungsgruppen sind viele Korbballerinnen, Fußballerinnen, Handballerinnen. Dazu kommen Individualsportlerinnen aus der Leichtathletik oder vom Turnen. Sie sind leichter zu gewinnen, weil sie irgendwann an einem Punkt stehen, wo es schwierig wird weiterzukommen. Sie können auch zweigleisig fahren, im Sommer Leichtathletik, im Winter Basketball.
Welche Jahrgangsstufen hat die DJK im Spielbetrieb?
Feldlin-Hansel: Wir haben derzeit eine U 13, eine U 15, und eine U 19, alle unter meiner Regie. Dazu hat Sabine Weidt angefangen, mit einer Gruppe an der Grundschule Basketball zu spielen. Wir konnten erstmals eine U11 melden.
Das hört sich nach viel Arbeit an.
Feldlin-Hansel: So ist es. Es geht, weil wir durch den Status des Gymnasiums als Stützpunktschule einen Teil des Trainings durch Schulstunden abdecken können – im differenzierten Sportunterricht. Die U19 und die Damen trainiere ich abends.
Wo stünde der Basketballsport in Münsterschwarzach, wenn es Sie nicht gäbe?
Feldlin-Hansel: Das wäre wie woanders, wo mit Personen Abteilungen wachsen und entstehen – und dann bleiben oder auch nicht. Ich versuche ja, Helfer zu finden. Das klappt auch. Vermutlich wäre die Abteilung ohne mich – zumindest in der Art – nicht entstanden.
Sind Sie in Würzburg auch noch als Trainerin tätig?
Feldlin-Hansel: Ich betreute dort zwei Jahre die Regionalliga-Mannschaft der Frauen, merkte aber im vergangenen Schuljahr, dass es mich an die Grenze der Kapazitäten bringt. Also habe ich beschlossen, es dieses Jahr nicht mehr zu machen. Die Auswärtsfahrten sind das Problem: nach Dresden, Zwickau und so. Jedes Mal ist der ganze Tag weg, das schlägt sich dann in Nachtschichten beim Korrigieren nieder. Ich bin aber dabei, in Würzburg ein U13-Team aufzubauen, das Bayernliga spielt. Ich trainiere da einmal die Woche, das macht mir auch Spaß und ist nicht so stressig.
Ist es generell schwieriger geworden, die Kinder zum Sport zu motivieren? Oder liegt es an der höheren Belastung durch die Schule?
Feldlin-Hansel: Die Weichen für sportliche Talente werden viel früher gestellt als zu meiner Zeit. Ich habe erst in der sechsten Klasse angefangen, Basketball zu spielen. Das wäre heute zu spät, alle Vereine, die systematisch arbeiten, beginnen bereits im Grundschulalter. Die Kinder haben schon eine Sportart, die sie favorisieren, wenn sie ans Gymnasium kommen. Den anderen fällt es schwer, den Anschluss zu halten. Die Schiene zwischen sportlichen Kindern und denen, die wenig Bewegungserfahrungen haben, geht weiter auseinander. Die sehr guten werden nicht weniger. Die Mittelschicht, die sich zumindest ein bisschen zu bewegen wusste, die in der Freizeit herumgetobt hat, die wird weniger.
Wie lautet vor diesem Hintergrund Ihr Ziel mit den Münsterschwarzacher Damen für dieses Jahr und für die nächsten Jahre?
Feldlin-Hansel: Meine Zielsetzung ist immer auf ein Jahr begründet. Das heißt für die Damen, so gut wie möglich zu abschneiden, Spaß zu haben und die Jugendlichen zu integrieren. Nach oben schaue ich derzeit nicht, das muss man immer wieder neu überdenken.