Ist es besser, ein böses Mädchen zu sein? Lieber zickig, dickköpfig und hinterhältig statt hilfsbereit, lieb und freundlich? Womöglich haben es brave Mädchen leichter. Wer aber setzt sich am Ende durch? Ein Sprichwort sagt: Brave Mädchen kommen in den Himmel, böse Mädchen kommen überall hin. Irgendwie scheint es, als arbeiten Mainbernheims Handballerinnen gerade an ihrem Image: In der Vergangenheit vereinten sie gelegentlich die Attribute der bösen Mädchen, wenn bei Begegnungen mit Nachbarklubs übertriebene Rivalität das Sportliche verdrängte. Mittlerweile geben sich die Mainbernheimerinnen derart handzahm, dass selbst Trainer Alwin Müller seine Mannschaft kaum wiedererkennt. „Unser braves Abwehrverhalten führt dazu, dass wir den Gegner immer wieder gewähren lassen“, sagte der Trainer am Sonntagnachmittag nach der Niederlage gegen Tabellenführer Erlangen. Im Laufe der kreuzbraven sechzig Minuten sorgte lediglich Mainbernheims Torfrau Daniela Frank einmal für Aufregung. In der 47. Spielminute verließ sie ihren angestammten Torkreis, um einen Erlanger Gegenstoß zu unterbinden. Infolge der Abwehrhandlung Franks fiel Ines Wichmann unsanft zu Boden. Erlangens Trainer Stefan von Frankenberg äußerte Unmut – auch weil die zweifellos erhabenen Schiedsrichter, die Brüder Matthias und Michael Pernet, kein Foulspiel erkannten. „Solche Attacken können böse enden“, sagte von Frankenberg, „und sind bei zehn Toren Unterschied unnötig.“
Mag sein, dass die Atmosphäre flirrender gewesen wäre, hätte Mainbernheim in der zweiten Halbzeit nach der Sensation greifen können. Zu üppig war der Rückstand geworden, weil die Mainbernheimerinnen zwölf Minuten lang nicht ins Tor trafen, die Gäste in dieser Phase dagegen nahezu jeden Angriff erfolgreich zu Ende brachten. Den Ausschlag zugunsten Erlangens gab es bereits gegen Ende der ersten dreißig Minuten, als Angelika Elfinger mit ihren kraftvollen Würfen, vornehmlich aus dem Rückraum, den Gegner kopfscheu machte und sechs ihrer insgesamt neun Tore erzielte. Längst aufgebraucht war damit der Vorsprung Mainbernheims aus der Anfangsphase, in der zudem Torfrau Brit Czeschka prächtig parierte. „Mit Schönspielerei kommen wir nicht weiter“, sagte Alwin Müller, nachdem seine Frauen es in der zweiten Hälfte immer häufiger an Robustheit hatten mangeln lassen. Im Angriff vergab Bianca Gottschling weidlich Bälle, was ihr bei zwei Treffern nach zwölf Versuchen eine ernüchternde Wurfbilanz brachte. „Das ist mir lieber, als wenn wir zu selten aus dem Rückraum werfen“, sagte Müller. Lediglich einmal unentschieden hat seine Mannschaft in sechs Partien gespielt. „In unserer Situation ist es um die Psyche der Spielerinnen nicht gerade gut bestellt“, hat der Trainer erkannt. Die nächsten Spiele gegen Schwabach/Roth und Herzogenaurach seien für den weiteren Saisonverlauf maßgeblich. „Erst dann kann ich sagen, wie es mit uns weitergeht“, so Müller.
Mainbernheim: Brit Czeschka, Daniela Frank; Jessica Gottschling (3), Cornelia Großmann (1), Theresa Riedel (1), Kathrin Kunz (2/2), Stephanie Pöllath, Anja Baumann (5/1), Bianca Gottschling (2), Julia Goll-Wolfert, Susanne Dölger (1), Stefanie Gurrath (1). Erlangen: Martina Ebersberger, Eva Bauer, Elisabeth Sumperl (2), Angelika Elfinger (9/3), Tanja Fritsch (1), Ines Wichmann (4), Michaela Mergner, Claudia Kaschak (5), Lena Mergner (3), Maya Roßmark (3), Daniela Brack (1). Schiedsrichter: Matthias Pernet (SpVgg Diepersdorf), Michael Pernet (TV Roßtal). Zuschauer: 80 (geschätzt). Zeitstrafen: 2:2 Minuten (Baumann; Fritsch); Siebenmeter: 6:3 (3:3). Spielfilm: 1:0 (4.), 3:1 (8.), 4:7 (16.), 7:11 (20.), 8:13 (29.); 9:15 (34.), 10:18 (40.), 14:20 (45.), 14:27 (56.), 16:28 (60.).