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Korbball: Mit Schlafentzug zum Traummaß

Korbball

Mit Schlafentzug zum Traummaß

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    Es geht um Zentimeter: Anna-Lena Lenz aus Schraudenbach muss nach der Reform um ihr Dasein als Korbhüterin bangen.
    Es geht um Zentimeter: Anna-Lena Lenz aus Schraudenbach muss nach der Reform um ihr Dasein als Korbhüterin bangen. Foto: Foto: Müller

    Gut, dass es das Essen zuerst gab. Einigen Teilnehmerinnen dieses nachweihnachtlichen Treffens am 6. Januar wäre vermutlich der Appetit vergangen – manche vergossen Tränen darüber, was ihnen der bayerische Landesfachwart Klaus Tropsch vom Deutschen Turner-Bund (DTB) im Nachgang servierte. Das Technische Komitee (TK), dem Tropsch vorsitzt, habe Mitte Dezember beschlossen, schon ab der Feldrunde 2013/14 die maximal erlaubte Größe für Korbhüterinnen zu reduzieren. In Zukunft sollen auf dieser Position nur noch 176,5 Zentimeter erlaubt sein, schon inklusive 1,5 Zentimeter, die als Toleranzgrenze gelten. Bislang waren es 180 Zentimeter bei zwei Zentimetern Toleranz.

    3,5 Zentimeter weniger, das dürfte noch zum heißen Eisen werden. Von der Maßgabe sind alleine sieben der aktuell zehn Vereine der Bundesliga Süd betroffen. Sie müssten sich andere Korbhüterinnen suchen. Entscheiden wird der Messeintrag im Spielerpass vor Beginn der Saison 2013/14. Wer jetzt darüber liegt, hat also noch die Möglichkeit, für den Messtermin vor der kommenden Saison an Länge „abzukochen“. Mit Gewichtstraining zur Stauchung der Wirbelsäule, Seilspringen, Schlafentzug könnten laut Insidern zwei bis drei Zentimeter drin sein.

    Sperre auf Lebenszeit

    Wer die Grenze dann immer noch überschritten hat, wird auf Lebenszeit als Korbhüterin gesperrt. „Man will im Endeffekt all die herausdrängen, die 1,80 Meter und größer sind“, so Tropsch. Das ist neu. Bisher waren Korbhüterinnen aus dem Schneider, die im Alter von 21 Jahren die Grenze von 180 Zentimetern nicht überschritten hatten. Spätere Messungen gab es nicht. Außer dem SV Schraudenbach, dem TV Oberndorf und der TG Schweinfurt trifft diese neue Längenbeschränkung alle Stamm-Korbhüterinnen der Bundesliga Süd. „In den vergangenen zwei Wochen ging es heiß her“, sagte Klaus Tropsch, der im Kreuzfeuer aller Kritik steht und auch Trainer der SpVgg Hambach ist, am Rande des vorletzten Bundesliga-Spieltages.

    Kritisiert wird vor allem, wie es zu der Entscheidung gekommen ist. Die Vereine fühlen sich vor den Kopf gestoßen. Doch Tropsch argumentiert, im Vorfeld der Entscheidung sei nur von einem einzigen Landesverband ein konkreter Vorschlag gekommen, wie man die Korbhüterlänge künftig begrenzen oder besser kontrollieren könne. Da habe das Komitee handeln müssen. „Ich befürchte, dass wir uns immer mehr dem Basketball nähern. Es wird mehr von außen geworfen“, sagt Schiedsrichter und TGS-Trainer Michael Kretzschmar, obwohl seine Korbhüterin Silke Gebauer nicht (zu) groß ist und die TG von der Maßnahme eigentlich profitieren würde. Andere Trainer und vor allem Spielerinnen befürchten, das Spiel werde „dreckiger“, da es zu mehr Zweikämpfen komme.

    Die ebenfalls von der Neuregelung getroffenen nordrhein-westfälischen Spitzenmannschaften TuS Eisbergen und TuS Helpup befürchten wie alle Bundesliga-Süd-Klubs außer dem TV Gerolzhofen, dass das Korbball-Spiel viel von seiner Qualität verlieren werde – seien es die taktischen Möglichkeiten des Konterspiels oder die Notwendigkeit, gute Würfe anzusetzen. „Ich habe gerade das Gefühl, vierzig Jahre Korball in die Tonne zu treten“, sagt Eisbergens Trainerin Karin Meier. „Wenn du in der höchsten Klasse den besten Korbball sehen willst, ist die neue Vorschrift zu hart“, ergänzt Schraudenbachs Trainer Christopher Krapf. Er befürchtet, dass sich Niveau und Spielsystem an die tieferen Klassen angleichen könnten und sich die Zuschauerresonanz, die selbst in der Landesliga überschaubar ist, noch abschwächt.

    Mehr für den Breitensport

    Gerolzhofens ehemalige Bundesliga-Spielerin Ulrike Rüttinger begrüßt den Beschluss des Komitees dagegen. „Wir legen keinen Widerspruch ein, waren schon immer gegen (zu) große Korbhüterinnen.“ Sie erwartet bessere Wettbewerbschancen für Kontrahenten, die keine großen Korbhüterinnen hätten. Das sieht auch Klaus Tropsch so: „Jahrelang wurde nur im Interesse der Bundesliga gehandelt“, sagt er. „Wir müssen auch etwas für den Breitensport tun.“ Die ehemalige Spielerin und derzeitige Bergrheinfelder Schülerinnentrainerin Inge Dittmar findet in ihrer typisch barocken Art alles nicht so tragisch. „Ich habe sonst gegen 1,88 Meter große Korbhüterinnen die Bälle rein gemacht. Man muss nur hoch genug werfen.“ Das aber können nur relativ wenige Spielerinnen.

    Gegen den Beschluss des Komitees sind aus der Bundesliga Süd fünf Widersprüche beim DTB eingegangen. An diesem Freitag wird Tropsch mit dem DTB-Bereichsvorstand Sport zusammentreffen. Er sagt: „Normalerweise werden die Komiteebeschlüsse vom Vorstand ohne große Diskussion durchgewunken. Diesmal könnte es anders sein.“

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