Ein echter und ein tragischer Held stand beim verdienten und eminent wichtigen Erfolg gegen Etwashausen in der Mannschaft der SpVgg Giebelstadt. Dem eigentlichen Helden Fabian Listringhaus war nach Schlusspfiff trotz seiner zwölf Tore und starker Leistung das Lachen genauso vergangen wie den Kollegen. Rückraumspieler Andreas Michel hatte sich am Samstagabend nämlich ohne gegnerische Einwirkung Mitte der zweiten Halbzeit den Fuß gebrochen (43.). Es war kein schöner Anblick, aber dieser Zwischenfall schockte die Mitspieler anscheinend nur kurzzeitig. Auch in der Schlussphase der Partie waren sie nicht mehr von ihrem erfolgreichen Weg abzubringen, da die Etwashäuser zu viele Schwächen offenbarten. Vor allem mit der Defensive haderte TVE-Trainer Willi Taborsky. „Das war keine Abwehr“, sagte er, „es war eine Einladung.“
Von Aalen nach Würzburg
Einer, der die Einladung gerne annahm, war Fabian Listringhaus. Immer wieder fand er die am Kreis eine Lücke oder hatte schon geworfen, bis die Etwashäuser an so etwas wie Abwehr dachten. Der knapp zwei Meter große Schlaks bot im Rückraum eine starke Vorstellung, er ist vielleicht der Hoffnungsträger für Trainerin Liane Lurz, dass Giebelstadt doch noch die Klasse hält. Seit dem fünften Spieltag wirkt Listringhaus wieder mit, ohne Vorbereitung stieg er dort wieder ein, einfach so. Der 29-Jährige stammt aus dem Saarland, spielte früher in Würzburg und Lauda-Königshofen Handball. In Giebelstadt arbeitete er einst als Heizungsbauer, derzeit studiert er im württembergischen Aalen Internationale Betriebswirtschaft. An den Wochenenden pendelt er von Aalen nach Giebelstadt, wo seine Kumpels sind. „Aalen ist keine Weltstadt“, sagt Listringhaus trocken, „ich muss dort nicht mein Wochenende verbringen. Da bin ich lieber in Würzburg.“ Am Freitag Training, Samstag Spiel, und Sonntag geht es dann zurück. In Giebelstadt ist für ihn an den Wochenenden stets ein Zimmer bei Freunden oder Mannschaftskollegen frei. Seine handballerischen Besuche allerdings werden bald vorbei sein. „Das ist mei- ne letzte Saison. Ich mache dann ein Semester im Ausland.“ Wohin es ihn danach verschlägt? Er wisse es noch nicht.
Liane Lurz würde ihn gern weiterhin in ihrer Mannschaft sehen. Die Trainerin attestiert ihm „viel Potenzial, viel mehr als das, was er bringt“. Sie hatte nach dem Spiel trotz guter Leistung ihres Teams angesichts der Schwere der Verletzung Andreas Michels einige Sorgen, was den Klassenverbleib angeht. Noch ein Verletzter, dazu noch einer aus dem Rückraum. „Das“, sagte sie, „müssen wir erst mal verkraften.“ Zu verkraften hatte TVE-Trainer Willy Taborsky ein Spiel, bei dem er anfangs sogar öfters den Daumen hoch tat für schöne Aktionen seiner Mannschaft. Die spielten sich meist in der Offensive ab, während in der Abwehr die flinken und engagierter wirkenden Giebelstädter immer wieder durch das „offene Scheunentor“, wie Taborsky sagte, kamen. In der zweiten Halbzeit war nur kurz Besserung in Sicht. Die Etwashäuser wollten angesichts ihres Rückstands aufs Tempo drücken, wurden aber zu hektisch. Zudem traf nicht nur Listringhaus in schöner Regelmäßigkeit. Philipp Beisheims Treffer zum 16:22 ging ein Alleingang Listringhaus' voraus, bei dem jener durch die Abwehr spaziert war, den Ball jedoch an den Pfosten gedonnert hatte. Giebelstadt bekam – typisch an diesem Tag – den Abpraller.
Etwashausens Trainer beklagte die zu sorglose Einstellung seiner Spieler. Das müsse sich schnell ändern, denn „sonst kriegen wir das nächste Mal in Main Tauber fünfzig Tore“. Wer Willi Taborsky kennt, weiß, dass er seinen Mannen bis dahin die richtigen und hoffentlich wirkungsvollen Worte sagen wird. TV Etwashausen: Nicolas Cudd, Wolfgang Lips; Maximilian Schmidt (3), Andreas Trabold (5), Andreas Motscha, Timo Heim (1), Christian Höfer (9/3), Dominik Ruschin (1), Torsten Dietrich, Robert Jakob (2), Andreas Vielweber (5), Florian Hähle (2). Giebelstadt: Christoph Kolenda, Benjamin Binzenhöfer; Philipp Beisheim (3), Andreas Michel (4), Alexander Engel (3), Fabian Listringhaus (12/5), Sebastian Kreuz (4), Jochen Beisheim, Kai Arnold (5), Manuel Michel, Christian Schäffner. Schiedsrichter: Franz Büttner/Jürgen Scharnagel (Lichtenau/Ansbach). Zuschauer: 120 (geschätzt). Zeitstrafen: 2x Höfer, Hähle, Jakob, Motscha, 2x Arnold, Philipp Beisheim, Listringhaus. Siebenmeter: 3:6 (3:5 verwandelt). Spielfilm: 2:2 (2.), 5:4 (7.), 7:11 (17.), 11:15 (27.), 13:17 – 15:18 (33.), 17:24 (42.), 23:27 (52.), 27:31.