Mancher mag vorige Saison gestaunt haben über den flinken Mann auf der Außenbahn der FG Marktbreit/Martinsheim. Vor einem Jahr war Lawrence Uwalaka zum Bezirksligisten gewechselt, wo er in seiner ersten Saison nicht nur sportlich voll einschlug. „Er ist ein unheimlich angenehmer, ruhiger und sympathischer, fast mustergültiger Typ“, sagt FGM-Sportleiter und Mitspieler Joachim Hupp. „Lawrence hat sich vom Fußball her schnell bei uns zurechtgefunden, ist schon ein Leistungsträger.“ Vor dem Spitzenspiel gegen den TSV Lengfeld an diesem Sonntag gibt sich der dunkelhäutige Angreifer zuversichtlich.
Vor acht Jahren hat das Leben für Lawrence Uwalaka eine überraschende Wendung genommen. Er kam als Fünfzehnjähriger mit seiner Familie mitten aus einem kleinen nigerianischen Dorf nach Deutschland – und er landete in Acholdshausen, einem 400-Einwohner-Ortsteil von Gaukönigshofen. Die erste Zeit war alles andere als einfach für den Jungen. „Als ich hier ankam, konnte ich kein Wort Deutsch. Ich wusste überhaupt nicht, wie es hier ist. Anfangs war ich einen Monat bloß daheim, das war richtig schwer. Alles war neu“, erzählt er aus den ersten Wochen im Ochsenfurter Gau.
Schließlich ging Lawrence Uwalaka in Würzburg zur Schule und zum Glück zum Fußball. Er liebte das Spiel mit dem Ball schon in seiner Heimat. „Wir hatten bei uns in den Schulen Sportplätze. Sie sind aber nicht so wie in Deutschland – eher schlecht und uneben“, erzählt er. Richtige Mannschaften gab es erst bei den Herren, nicht für die Kinder und Jugend. Also wurde oft auf der Straße gekickt: den Ball am Fuß, losrennen, alle austricksen und dann das Tor schießen. Das prägt. Mit 15 stand Lawrence Uwalaka beim FC Hopferstadt erstmals in einer Mannschaft – in der B-Jugend; dort wurde sein Talent rasch erkannt. „Von Taktik hatte ich überhaupt keine Ahnung“, sagt er heute schmunzelnd. „Ich konnte auch nicht mit dem Spann schießen.“ Dafür losrennen mit dem Ball, so flink wie kaum ein anderer.
Mit dem Trainer in der Firma
Seine Schnelligkeit ist es, die ihn nach wie vor auszeichnet. In Hopferstadt spielte Uwalaka kurz darauf mit den Herren in der Kreisliga, dann versuchte sein Kumpel Steffen Barthel, ihn nach Marktbreit zu bringen. Mit ihm zusammen zu spielen, das reizte Lawrence, der zudem in der gleichen Firma wie Marktbreits Spielertrainer Tobias Jäger arbeitet. So gab eines das andere. Ein Probetraining und einen Anruf später – und er sagte beim Bezirksligisten zu. „Ich wollte es höherklassig versuchen, wo mehr Konkurrenz ist, mit anderen zusammenzuspielen“, sagt er zu seiner Motivation. Der Abschied aus Hopferstadt sei ihm „unheimlich schwer gefallen“. Doch sportlich bereue er den Schritt nicht. Denn in Marktbreit schaffte er gleich den Sprung in die erste Elf: als offensiver Außen. „Auf der Position habe ich eigentlich immer gespielt, rechts oder links. Da fühle ich mich wohler als in der Mitte.“
Lawrence Uwalaka sieht sich eher in der Rolle als Vorbereiter denn als Torjäger. Zehnmal traf er vergangene Runde, diesmal sollen aus den bisherigen fünf Toren „vielleicht fünfzehn werden“. Doch es sei schwieriger geworden für ihn und seine Mitspieler. Die Gegner agierten gegen den Vizemeister der vorigen Bezirksligasaison defensiver. Dass es im Sommer nicht geklappt hat mit der Landesliga, sieht er nicht schlimm. „Es war besser so. Unser Kader ist vielleicht zu dünn für so eine Liga.“
Die höhere Klasse würde Lawrence Uwalaka durchaus reizen. Kommendes Jahr vielleicht noch nicht, denn da möchte er beruflich den nächsten Schritt gehen und seinen Holztechniker machen. Er muss dann wohl auch samstags die Bank der Meisterschule drücken. „Mal schauen, wie es läuft.“ An Deutschland hat er sich längst gewöhnt, seine Wurzeln sind ihm aber wichtig. Manches aus der Heimat hat er sich bewahrt: die Ruhe und Gelassenheit. „Ich freue mich, dass ich in Deutschland bin, aber ich weiß auch, wie ich aufgewachsen bin. Die Freunde von dort vermisst man schon und das Gefühl, in der Heimat zu sein; das Wetter vermisse ich auch. Ich mag es aber nicht, wenn es beim Fußball zu heiß ist.“
Podolski kannte er schon
Von der Bundesliga wusste Uwalaka vorher auch nichts – mehr schon von der englischen Premier League. „Ich kannte nur Michael Ballack und Lukas Podolski.“ Er ist Fan von Chelsea London. In seinem Heimatland Nigeria, ehemals eine große Fußball-Nation, fehle es derzeit an Stars und Qualität, sagt er. Mit Marktbreits bisheriger Saison ist Lawrence Uwalaka zufrieden, Platz zwei hält er am Ende wieder für möglich – auch wenn die FG „letzte Saison vielleicht ein bisschen stärker“ war. Trotz der jüngsten 0:2-Niederlage in Hösbach ist er zuversichtlich, dass es Marktbreit jetzt gegen die zuletzt erstmals geschlagenen Lengfelder packen kann. „Gegen gute Mannschaften spielen wir meist auch gut.“