Für die Sieger bedeutete es eine Premiere: Sowohl der schnellste Mann, Jost-Julian Rumpf vom Laufteam aus Würzburg, als auch die flinkste Frau, Ulrike Mayer-Tonic von der LG Erlangen, rannten erstmals über den Berg von Iphofen nach Castell. Rumpf gewann in 38:05 Minuten vor dem für die LG Würzburg startenden Kitzinger Ulf Sengenberger. Bei den Frauen distanzierte Mayer-Tancic mit 45:55 Minuten ihre Erlangener Klubkameradin Annette Schütz um eine halbe Minute.
Mit den Bestzeiten hatte Dietmar Beiderbeck nichts zu tun. Etwa zwanzig Minuten nach dem Sieger lief der blinde Läufer zusammen mit seinem Begleiter Udo Wegmann ins Ziel. Mit einem Seil um das Handgelenk führte Wegmann den erblindeten Athleten, dessen Leidenschaft Laufen ist. „Für mich war das heute mehr ein Spaß. Ich laufe normalerweise so 40 bis 50 Kilometer“, sagte Beiderbeck, der aus Berlin stammt und in Würzburg als Physiotherapeut arbeitet. Vorige Woche bestritt er nach eigenen Worten seinen76. Marathon. „Dazu habe ich schon 72 Ultraläufe hinter mir“, verkündete er nicht ohne Stolz. Durch eine fortschreitende Netzhauterkrankung kann Beiderbeck nur noch hell und dunkel unterscheiden. Die Strecke am Schwanberg absolvierte er bereits zum vierten Mal. „Diesmal war es sehr anspruchsvoll, aber der Lauf hier macht riesigen Spaß. So mag ich das.“ Er liebe Bergläufe. Das Erlebnis Schwanberglauf schildert der Würzburger kühl: „Ein bisschen am Berg spielen.“
Beiderbecks Absicht gleicht einer Art Botschaft. „Ich will anderen Menschen Mut machen und demonstrieren, dass man auch als Blinder oder mit Behinderung laufen kann“, sagt er. Für seinen sehenden Begleiter Udo Wegmann gestaltete sich die Mission diesmal noch schwieriger, da die beiden wegen der aufgeweichten Strecke kaum einmal nebeneinander laufen konnten. 20 bis 25 Begleiter hat Dietmar Beiderbeck, der im Sommer fast an jedem Wochenende unterwegs ist. Demnächst will er beim Swiss-Alpin-Lauf starten, einem Bergmarathon in der Schweiz. Zeit zum Training bleibt ihm angesichts seines Berufes kaum. „Wenn man im Jahr 30 Wettkämpfe macht, dann reicht das auch“, sagt er und lächelt.
Wesentlich mehr Training betreibt die Siegerin des Frauen-Laufs, Ulrike Mayer-Tancic. Bis zu sechsmal in der Woche läuft sie, von den 800 Metern bis zum Marathon. „Das ist schon fast Leistungssport“, sagt die Erlangerin. Weil der Lauf in diesem Jahr für den Pokal des Bayerischen Leichtathletikverbandes zählte, entschloss sie sich dazu, am Schwanberg zu starten. Sie mag die Strecke und die Stimmung. „Ich habe schon vieles in Läuferkreisen darüber gehört. Wenn es irgendwie geht, werde ich im nächsten Jahr wiederkommen“, sagte die Gewinnerin.
Der Sieger der Männer, Jost-Julian Rumpf, war vom Sieger des Vorjahrs, Matthias Kroiß, zur Teilnahme überredet worden. Die beiden Läufer kennen sich vom gemeinsamen Training im Stützpunkt Würzburg. Rumpf ließ sich gleich nach dem Zieleinlauf die Beine massieren. Er war seinem hartnäckigsten Verfolger, Ulf Sengenberger, auf den letzten Kilometern, als es bergab ging, davongezogen und lobte die gut präparierte Strecke, für die er knapp drei Minuten länger brauchte als Rekordhalter Oliver Dietz (35:10). Eine starke Leistung zeigte der Altenschönbacher Bernd Dornberger, der als beachtlicher Fünfter ins Ziel kam. Die stärkste Gruppe stellte die Firma GEA-Huppmann aus Kitzingen mit 51 Läufern.
Mehr als zufrieden zeigten sich die Veranstalter der TG Kitzingen, denn 1100 Teilnehmer hatte es in der Geschichte des Laufs noch nie gegeben. Der Ausrichter hatte im Vorfeld einiges zu tun. Bis zum Mittwoch war die Austragung wegen der anhaltenden Regenfälle nicht gesichert. Nur dank des verstärkten Einsatzes von Helfern bei der Präparierung der Strecke und der Besserung des Wetters wurde die Strecke über den Schwanberg passierbar. Etwa auf der Mitte der 10,4 Kilometer langen Strecke, im Waldstück direkt auf dem Berg, befand sich die schwierigste, weil schmierigste Passage. Ergebnisse, Männer: 1. Jost-Julian Rumpf (Laufteam Würzburg) 38:05 Minuten; 2. Ulf Sengenberger (LG Würzburg) 38:16; 3. Ulli Pfuhlmann (LG Haßberge) 38:36; 4. Wolfgang Pulzer (LG Haßberge) 39:00, 5. Bernd Dornberger (SV Altenschönbach) 39:35; 6. Detlef Uhl (TG Kitzingen) 39:38; 7. Johannes Kroiß (TG Kitzingen) 39:43; 8. Ralph Schmitt (LT Eichenzell) 40:04; 9. Jörg Teiche 40:06; 10. Thomas Zeh (TSV Burghaslach) 40:07 und Jürgen Wittmann (Burghaslach) 40:07. Frauen: 1. Ulrike Mayer-Tancic (LG Erlangen) 45:55; 2. Annette Schütz (LG Erlangen) 46:31; 3. Edith Wiedemann (CIS Amberg) 48:40; 4. Gerlinde Wahl (TSV Neuhaus/Aisch) 48:45; 5. Brigitte Knapp (TSV Neuhaus/Aisch) 48:46; 6. Gabi Bastian (DJK LC Vorra) 49:10; 7. Cornelia Stänicke (TG Kitzingen) 49:41; 8. Anna-Marie Hack (TSV Neustadt) 49:58; 9 Christine Karl (TV Ochsenfurt) 50:39; 10. Julia Häußler (RC Feucht) 50:45.