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Schwimmen: Ein ständiger Kampf um Trainingszeiten

Schwimmen

Ein ständiger Kampf um Trainingszeiten

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    Seit rund zehn Jahren trainieren Klaus Rosenkranz und Chris Wiegand den Schwimm-Nachwuchs der TG Kitzingen. Seitdem qualifizieren sich immer wieder Nachwuchstalente für überregionale Meisterschaften. Bisheriger Höhepunkt war die Teilnahme von Mariel (Jahrgang 1994) und Louisa Robert (1992) an den bayerischen Titelkämpfen am Wochenende in Würzburg. Auch wenn die beiden Schwestern ihre Bestzeiten verfehlten und nur im geschlagenen Feld landeten, war allein die Qualifikation schon ein Erfolg. Das sieht auch Chris Wiegand so, die im Interview außerdem über Motivation, Trainingssteuerung und den alltäglichen Kampf um Trainingszeiten spricht.

    Frage: Waren diese Meisterschaften die bisher hochwertigsten, an denen Nachwuchs-Schwimmer der TG Kitzingen teilgenommen haben?

    Chris Wiegand (34): Zumindest, was unsere Trainerzeit betrifft. Jahrgangsmeisterschaften haben schon andere geschafft, aber diese offenen bayerischen Meisterschaften noch nicht.

    Motivieren solche Meisterschaften die Sportler?

    Wiegand: Ja, die zwei haben sich schon gefreut, dass sie es geschafft haben. Sie wollten unbedingt teilnehmen, auch wenn sie von vorneherein wussten, dass sie nichts reißen können. Aber sie waren stolz darauf, teilnehmen zu dürfen.

    Können die großen Zeitrückstände zur Spitze auch demotivierend wirken?

    Wiegand: Eigentlich eher nicht. Wir haben schlichtweg in Kitzingen nur begrenzte Möglichkeiten. Das wissen sie auch.

    Müssen Nachwuchstalente zu einem Großverein wechseln, um sich weiter zu entwickeln?

    Wiegand: Wenn sie es bis Olympia schaffen wollen, sicherlich. Das können wir ihnen in Kitzingen nicht bieten.

    Und zu einer Deutschen Meisterschaft?

    Wiegand: Mit ganz viel Talent wäre es vielleicht machbar, die Qualifikation zu schaffen. Mehr aber auch nicht.

    Gibt es außer den beiden Robert-Schwestern auch noch andere Talente der TG Kitzingen, denen Sie raten würden, es einmal beim SV 05 zu probieren?

    Wiegand: Momentan sehe ich keinen, für den es sich lohnen würde. Wir haben sicherlich welche, die es wieder zu den Bayerischen Meisterschaften schaffen werden. Das andere ist mit sehr sehr viel Aufwand verbunden. Und die Frage ist dann, ob sich das rentiert, ob es vertretbar ist mit der Schule, ob es noch den Spaß macht.

    Welche Erkenntnisse haben Sie bei den Meisterschaften für das zukünftige Training der Robert-Schwestern gewonnen? Müssen Sie etwas ändern?

    Wiegand: Ich denke, dass wir da nicht viel ändern werden. Die Mariel hätte die Chance gehabt, das Jugendfinale zu schaffen. Das hatte sie sich auch vorgenommen. Aber das Brustschwimmen ist eine technisch schwierige Angelegenheit. Wenn es nicht so rutscht, dann klappt es einfach nicht. Groß ändern müssen wir da nichts. Wir trainieren dreimal die Woche. Dann kann man auch keinen großen Zyklus aufbauen. Wir versuchen die Trainingseinheiten, die wir haben, intensiv zu nutzen. Und dann gucken wir, was dabei herauskommt.

    Ist es für Sie als Trainer am Anfang eines Jahres absehbar, welche Schwimmer es zu einer bayerischen Meisterschaft schaffen könnten?

    Wiegand: Ziel ist immer die bayerische Jahrgangsmeisterschaft als Jahres-Höhepunkt. Das haben sie bisher auch jedes Jahr geschafft. Diese „Bayerischen“ in Würzburg waren ein Zubrot. Als die Ausschreibung mit den geforderten Zeiten vorlag, habe ich schon gesehen, dass es machbar ist.

    Wenn die geforderten Zeiten vorliegen, versuchen Sie dann auch von der Trainingsarbeit her es so zu steuern, dass bei den Meisterschaften der Höhepunkt erreicht wird?

    Wiegand: Wir können bei vier Einheiten die Woche nicht die absolute Trainingswissenschaft machen. Wir arbeiten vom Kopf her darauf hin. Sie wissen, dass sie an diesem Wochenende schnell schwimmen wollen. Mindestens 50 Prozent der Leistung spielt sich sowieso im Kopf ab. Das ist das Entscheidende.

    Wie viele Stunden trainieren die Robert-Schwestern wöchentlich?

    Wiegand: Sie sind vier Stunden im Wasser und machen noch eineinhalb Stunden Trockentraining in der Turnhalle.

    Und wieviel machen die Talente des SV 05 Würzburg?

    Wiegand: Kann ich nicht hundertprozentig sagen. Das Dreifache aber sicherlich. Mindestens.

    Gibt es bei der TG Kitzingen Talente, die es genauso weit schaffen können wie Mariel und Louisa Robert?

    Wiegand: Ein paar schon, aber das hängt von vielen Faktoren ab. Inwieweit sie sich quälen wollen. Schwimmtraining ist eine Qual, selbst auf dem Niveau, wie wir es hier betreiben. Ich denke schon, dass wir einige Talente haben. Der Jonas Olbrich hat es auch schon zu den Jahrgangsmeisterschaften geschafft. Wollen sie ein paar Namen hören?

    Wenn Sie sich soweit aus dem Fenster lehnen wollen.

    Wiegand: Ich würde es nicht unbedingt damit gleichsetzen, dass sie es soweit schaffen, aber wir haben mit David Weinig (Jahrgang 1998) einen sehr fleißigen Schwimmer. Bei den Mädchen haben wir mit der Verena Haberkorn (1996) jemand, die körperlich noch sehr weit hinterher ist. Aber wenn die einmal wächst, geht da sicherlich auch etwas.

    Hat der Umbau des Kitzinger Hallenbades der Schwimmabteilung der Turngemeinde eigentlich gut getan?

    Wiegand: Nö. Er hat keinerlei Vorteile, eher im Gegenteil. Das ist aber eine andere Geschichte.

    Inwiefern?

    Wiegand: Wir hatten vorher das Bad zwei Tage für uns allein. Momentan ist es nur der Samstag. Das ist aber ein sehr harter Kampf, mit den Bedingungen, die uns die Leitung aufdrückt. Außerdem zahlen wir deutlich mehr Nutzungsgebühren als vorher, haben aber nicht mehr Zeiten. Von den Strömungsbecken und Sprudelanlagen haben wir als Schwimmabteilung nichts. Für uns entscheidend sind Bahnen. Es ist sicherlich ganz nett, in dem schönen Bad zu schwimmen, aber vom Trainingsbetrieb her bringt es uns keine Vorteile.

    Bremst der Kampf um die wöchentlichen Trainingszeiten und -bedingungen nicht Ihre Motivation?

    Wiegand: Wir machen das in unserer Freizeit. Wir kriegen eine Übungsleitervergütung, aber das kann man ja nicht aufrechnen. Wir sehen das als Jugendarbeit, als soziale Arbeit. Das sollte von der Stadt auch einmal so gesehen wird. Da heißt es, die Schwimmabteilung fordert immer nur. Wir fordern das aber nicht für uns, sondern für die Kinder. Wenn die nur einmal in der Woche zum Bauchwaschen kommen, dann sind sie zwar sauber, aber das ist für uns keine Jugendarbeit. Wir wollen ihnen etwas bieten, damit sie in Unterfranken oder im Kreis vorne mitschwimmen können. Sie sollen sehen, dass es sich lohnt, dreimal in der Woche zum Training zu gehen. Einmaliges Training führt zu nichts. Dann können wir ihnen auch nicht vermitteln, dass sie trainieren sollen, um voranzukommen. Das hat etwas mit Disziplin und Ordnung zu. Man muss mit den Hausaufgaben fertig sein, damit man um 17 Uhr zum Training gehen kann. Das ist das, was wir den Jugendlichen vermitteln wollen. Deshalb ist das für uns Jugend- und Sozialarbeit. Darum frustet es manchmal, wenn man um jede Minute kämpfen muss und nur Negatives zurückbekommt. Man kann sicherlich verstehen, dass das Bad wirtschaftlich betrieben werden muss. Die Stadt hat es aber – soweit ich weiß – auch mit reichlichen schulischen und sportlichen Finanzmitteln renoviert. Deshalb wäre es auch schön, wenn es Schulen und Schwimmvereine entsprechend nutzen könnten.

    Zur Person

    Chris Wiegand lebt seit 1996 in Würzburg. Geboren in Plauen, schwimmt sie seit dem Kindergartenalter aktiv. Ihr größter Erfolg war der zweite Platz bei den Deutschen Meisterschaften über 400-m-Lagen, als sie noch für den SV 05 Würzburg antrat. Sie arbeitet als Redakteurin für Fachzeitschriften in Würzburg.

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