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Handball: Ein Weltreisender mit dem Ball

Handball

Ein Weltreisender mit dem Ball

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    „Wir haben uns Gedanken gemacht, was wir für die Jugendarbeit tun können, wie wir professioneller einsteigen können. Das ist ein Novum. Wir engagieren jemanden, der die Jugendarbeit weiterbringt“, erläutert Marktstefts Vorsitzender Johann Burtz den Schritt. Sergej Ladygin, in den Jahren um 1990 mehrfacher russischer Nationalspieler, soll alle zehn Jugendmannschaften der HG unterstützen, von der E- bis zur A-Jugend. Jugendleiter Lars Gruner beschreibt Ladygins Aufgabe als eine Art Koordinator für den Nachwuchsbereich. Das sei auch mit den jeweiligen Nachwuchstrainern abgesprochen. „Er ist für die Trainingsinhalte, die Organisation und die Auswertung zuständig.“ Dazu greift der Vierzigjährige den Übungsleitern unter die Arme, wo er gebraucht wird.

    Bei den mehr als zwanzig Stunden Training, die der HG-Nachwuchs pro Woche absolviert, wird Ladygin anwesend sein, dazu wird er die Spiele der Nachwuchsmannschaften nicht nur anschauen, sondern sie aufnehmen, später analysieren und auswerten. „Wir wollen unsere Jugend nach vorne bringen“, nennt TV-Vorsitzender Burtz die Intention. Deutlicher formuliert es Jugendleiter Gruner: „Wir haben im Jugendbereich einen Namen in Bayern. Wir müssen am Ball bleiben, die anderen schlafen auch nicht.“

    Der Kontakt zu dem in Rothenburg ob der Tauber wohnenden Russen kam über den TSV Rödelsee zustande. Ladygins Sohn Ilya spielt seit dieser Saison für den TSV. Der neue Mann, der in seiner Heimat einst die Sportakademie besuchte und in Deutschland schon einige Stationen als Spieler wie als Trainer hinter sich hat, kommt mit vielen Ideen und Begeisterung für die Jugend. In Rothenburg fungierte er als Spielertrainer der ersten Garde und als Jugendtrainer. „Die Jugend macht mir viel mehr Spaß. Man sieht, wie sie davon profitiert, wie sie sich verbessert. Da ist Begeisterung vorhanden“, sagt Ladygin. Er ist sicher, dass er manches Talent aus der Jugendabteilung der HG, die derzeit über 120 Köpfe zählt, erkennen und hochbringen kann. Seit November habe er manchen vielversprechenden Jugendlichen beim Training beobachtet. Es gelte, mit Spaß, Disziplin und gezielten Übungen das Potenzial zu fördern.

    So ähnlich ist es bei ihm einst verlaufen. Durch den Handball hat Sergej Ladygin einiges erlebt und gesehen. Geboren im russischen Belgorod, einer 300 000-Einwohner-Stadt im Süden an der Grenze zur Ukraine, fiel sein Talent schon in jungen Jahren auf. Nach der siebten Klasse wechselte er auf das Sportinternat nach Krasnodar, einer russischen Handball-Hochburg. „Dort hatten wir schon vor der Schule eineinhalb Stunden Training“, erzählt der 1,90 Meter große, einstige Rückraumspieler. Er ging den steinigen Weg weiter, mit Schule und Leistungssport, was nicht immer einfach war. „Wenn du etwas erreichen willst, dann beißt du die Zähne zusammen“, schildert er. Ladygin machte auch sportlich seinen Weg. Mit neunzehn Jahren wurde er in den Nationalkader berufen, er spielte zusammen mit Leuten wie Andrei Lawrow, Atavin und manchen Größen mehr. Seine Mannschaft wurde in der Sowjetunion, der nachfolgenden GUS und in Russland mehrmals Meister, ehe ihn der Wind der Veränderung durch den Wegfall des Eisernen Vorhangs nach Westen trieb.

    „Ich wollte die Welt sehen, schauen, wie es woanders ist.“ Zunächst führte dieser Weg nach Deutschland. In Milbertshofen unterschrieb er seinen ersten Profivertrag, spielte dort Anfang der neunziger Jahre noch mit Erhard Wunderlich zusammen. Nach kurzer Zeit musste er wieder die Koffer packen, Ladygin heuerte in Galdar an, beim spanischen Erstligisten auf Gran Canaria. Für ein weiteres Jahr führte sein Weg als Handballer sogar nach Israel.

    Von dort zog es ihn mit seiner Frau und den beiden Kindern zurück nach Deutschland. „Ich suchte, wo es am besten ist, für mich und meine Familie.“ In Friesenheim bei Ludwigshafen ging er zum dortigen Zweitligisten, über Wörrstadt und Wilhelmshaven fand er nach mehreren Umzügen den Weg nach Rothenburg. Nun möchte er mit Familie gerne in den Landkreis ziehen, um näher an Marktsteft und an der Halle zu sein.

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