Dass der ungeschlagene Spitzenreiter der Bayernliga, der TSV Haunstetten, für Tempo steht, ließen die aus der Nähe von Augsburg stammenden Frauen am frühen Samstagabend nicht nur auf dem Spielfeld erkennen. Dort waren sie mit ihrem Express-Handball zwar nicht über den TV Etwashausen hinweggerollt, aber nach einer nicht hochklassigen, von vielen Unzulänglichkeiten geprägten Partie als 23:21 (9:12)-Sieger vom Parkett gegangen. Auch hinterher hatte es die Mannschaft eilig. „Wir wollen nach Rimpar. Da spielen unsere Männer“, so Betreuer Raimund Hellfeuer und Trainer Hans Drasovean über die überstürzte Abreise. Nein, teilten sie vorher noch mit, sie hatten sich die Aufgabe am Main nicht leichter vorgestellt, schließlich hatten auch andere Spitzenmannschaften hier ihre Probleme.
Mit dem Sieg seiner jungen Mannschaft, in der auch einige A-Jugendliche aus dem vereinseigenen Talentschuppen mitmischen, rückt der TSV Haunstetten dem Titelgewinn wieder etwas näher. Allerdings bot das Team in Etwashausen keine ausgesprochene Meisterleistung. „Ich hätte nicht gedacht, dass wir so viele technische Fehler produzieren“, meinte Betreuer Hellfeuer. Über den gleiche Tatsache durfte sich auch Etwashausens Trainer Ingo Preun später wundern. Das Abwehrspiel seiner Frauen hatte ihm gefallen. „Bei 23 Gegentoren können wir zufrieden sein.“ Trotzdem fanden die flinken, im Eins-gegen-Eins-Spiel starken Gäste immer wieder ihre Lücken.
Dagegen haperte es beim TVE vorne, mit „elf, zwölf freien Dingern, die wir verworfen haben“, dürfte Preun bei weitem nicht alle vertanen Wurfchancen seiner Schützlinge aus guter Position erfasst haben. Viel zu leicht machten sie es Haunstettens bestens parierender Torfrau Sabrina Müller. Bezeichnend war, dass die allerdings durch Asthmaprobleme stark gehandicapteTorjägerin „Melle“ Meyer nur zwei Toreschaffte. Ulla Brehm gelang sogar nur eines. „Sie hatte viele ungewohnte Ballverluste, aber das war bei der ganzen Mannschaft so“, meinte Preun. Trotzdem wäre für Etwashausen auch ein Sieg möglich gewesen. Das lag daran, dass Anna Renner an ihre zuletzt gute Form anknüpfte. Sie zog immer wieder erfolgreich vor das gegnerische Tor oder erkämpfte sich in der Abwehr den Ball. Flinker, fitter und mutiger wirkt sie im Vergleich zu der vorangegangenen Saison. Doch auch sie leistete sich manch leichten Fehler. Ihr Motor sei gelegentlich zu heiß gelaufen, sagte Preun, sie habe einfach zu viel gewollt. An der Balance von Gasgeben und Bremsen muss die junge Kitzingerin, die an diesem Samstag 20 Jahre alt wurde, noch ein wenig arbeiten. „Es ist doch klasse“, meinte der Trainer mit Blick auf ihre Angriffsleistung. „Wir haben immer mehr Spielerinnen, die Tore machen können.“
Die Gäste mit ihrem Tempohandball legten zunächst vor, wurden angetrieben von Svea Thurner und der Ex-Zweitligaspielerin Sabrina Duschner auf Rechtsaußen. Die vorgezogene 5:1-Abwehr des TSV behagte dem Etwashäuser sichtlich nicht. Jedoch benötigten beide Mannschaften teilweise einige Angriffe, um im flinken Spiel zu Toren gelangen. Vier Treffer nacheinander, vom 7:7 bis zum 11:7 (22.), brachten Haunstetten den kleinen, aber vielleicht entscheidenden Vorteil. Im zweiten Abschnitt zogen die Gäste mehrmals mit sechs Toren davon, trotzdem wurde es noch einmal ganz eng. Als Janina Ruschin in den letzten 90 Sekunden mit zwei Toren auf 21:22 verkürzte, blieben etwa 30 Sekunden. Doch die Gäste hatten mit dem 23. Tor durch Duschner das bessere Ende. „Hätten wir nur unsere Siebenmeter besser genutzt, hätte das schon gereicht“, sagte Trainer Ingo Preun über die drei vergebenen Strafwürfe.
Spiel in Kürze
Etwashausen: Daniela Braun, Julia Hebling; Julia Meyer, Ricarda Suciu (2), Isabella Renner (1), Janina Ruschin (5/2), Melanie Meyer, Ulla Brehm (1), Anna Renner (6), Laura Knorz (4), Melanie „Melle“ Meyer (2/1), Carolin Straßberger.
Haunstetten: Sabrina Müller; Patrizia Horner (4), Anna-Wiebke Amler (1), Andrea Elsner (1/1), Mona Kluge (1), Lydia Kurstedt (2), Isabell Drasovean (1), Sabrina Duschner (4), Franziska Hochmair (2), Svea Thurner (7/1), Juliana Drasovean, Franziska Cappek, Annika Strauch.
Schiedsrichter: Harald Kastner/Norbert Wölfel (SV Buckenhofen).
Zuschauer: 70 (geschätzt).
Zeitstrafen: Isabella Renner, Julia Meyer; Thurner, Isa Drasovean, Duschner.
Siebenmeter: 5:3 (2:2 verwandelt).
Spielfilm: 1:3 (8.), 5:5 (19.), 7:7 (26.), 7:12 (27.), 9:12 – 11:13 (33.), 12:17 (45.), 16:22 (52.), 21:22 (59.), 21:23.
Bayernliga Frauen