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Leichtathletik: Was treibt die Meute über den Schwanberg?

Leichtathletik

Was treibt die Meute über den Schwanberg?

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    Massenbewegung: Der Schwanberglauf erweist sich auch bei der 31. Auflage als Renner.
    Massenbewegung: Der Schwanberglauf erweist sich auch bei der 31. Auflage als Renner. Foto: Foto: Hartmut Hess

    Knapp 1000 Besucher waren am Freitag klug – und kühlten bei 36 Grad Celsius im Freibad auf der Kitzinger Mondseeinsel ab. Fast 1000 Freizeitsportler zogen es derweil vor, abends gegen 18.30 Uhr bei immer noch tropischen 34 Grad den Kraftakt Schwanberglauf in Angriff zu nehmen. Dem Autor dieser Zeilen trieb es schon als Beobachter die Schweißperlen auf die Stirn, rasch war er nass geschwitzt, und er fragte sich: Was bewegt eine Meute von 920 im Ziel angekommenen Läufern und Walkern dazu, sich solche Strapazen anzutun?

    Für Jörg Jülichs, der die 31. Auflage des Rennens mit Kultstatus gewann, gab es gute Gründe. „Ich habe heuer besser trainiert“, sagte der Vorjahresvierte aus Reichenberg. Deshalb habe er zum Angriff geblasen. Der geschlagene Philipp Zabel gab zu: „Ich habe mich heute nicht gut gefühlt.“ Und Streckensprecher Georg Will verkündete: „Heute hat Philipp Zabel in Jörg Jülichs seinen Meister gefunden.“ Da war der vereinslose Reichenberger gerade in den Casteller Schlosspark eingezogen und hatte die Serie des vier Jahre in Folge siegreichen Zabel beendet. Jülichs gewann mit 39:53 Minuten, Zabel kam 35 Sekunden später als Zweiter an.

    Einen Sieg oder sogar Rekord hatte Melanie Genrich aus Gütersloh überhaupt nicht im Sinn. Die 37-Jährige war auf der Durchreise mit dem Ziel Kärnten und machte in Castell einen Halt für den Lauf und einen gemütlichen Weinfestabend. „Ich mag Landschaftsläufe sehr“, sagte Genrich. Da war sie sogar bereit, ihre Urlaubsfahrt zu unterbrechen. In 44:25 Minuten (Platz zwölf im Gesamtklassement) siegte sie bei ihrer Premiere souverän vor der Kitzingerin Alma Goller und verschenkte dabei einen Streckenrekord. Denn die Gütersloherin legte mehrmals an Getränkeständen Pausen ein. „Da haben wir 200 Euro gespart“, stellte Markus Murk fest, der mit Anja Sebastian und Axel Girreser die organisatorische Verantwortung hatte.

    Im Schweiße des Angesichts begab sich unser Reporter auf Spurensuche, was die Leute dazu inspirierte, sich zu verausgaben, statt sich im Schwimmbad zu entspannen. Mebrahtom Gebrehwet vom Team Eritrea, der seit neun Monaten in Deutschland lebt, wollte sich nach seinem Residenzlauf erneut beweisen. Als Fünfter schlug sich der 17-Jährige beachtlich, er war aber geschlaucht und bekannte, dass derlei Temperaturen auch Afrikanern zu schaffen machten.

    Eine gute Gelegenheit, den Konditionsstand seiner Spieler abzufragen, war der Schwanberglauf für Radovan Suchy, Trainer des Handball-Drittligaklubs TSV Rödelsee.

    Ganz andere Motive beschlichen Michael Kämmerer, den Pressesprecher des Fußball-Landesligisten TSV Abtswind. „Wir sind ein gesundheitsbewusstes Unternehmen bei Kräuter Mix“, erzählte Kämmerer, weswegen er in der Laufgruppe und auch beim Schwanberglauf mitmische. „Es waren letztes Jahr nur zwei Grad weniger“, stellte der Repperndorfer fest, „dann macht das heute auch nichts mehr aus.“ Der kleine Casteller David Fuchs stellte sich mit seinen Kameraden Joel und Samuel Hartmann so-wie deren Cousin Hannes Greger aus Schweden der Herausforderung über 10,4 Kilometer. „Wir wollten einmal Joggen gehen. So sind wir auf die Idee Schwanberglauf gekommen“, sagte Fuchs. Im Ziel war das Quartett, das im Trikot des TSV Abtswind lief, erst einmal gerädert – um dann vor dem Fotografen ein Banner zu zücken mit dem Appell an die Gemeinde Castell: „Wir brauchen dringend einen Bolzplatz.“

    Bernd Dornberger, der Cheforganisator des Schlossberglaufs in Altenschönbach, stand trotz Verletzung an der Startlinie und hatte sich den Termin für den Schlossberglauf am kommenden Samstag (25. Juli) auf den Körper gepinselt, um die Werbetrommel zu rühren.

    Als das Spektakel vorbei war, lobte Markus Murk die „sehr vernünftigen Läufer“ für das dosierte Laufen. „Wir sind als Veranstalter sehr zufrieden.“ Nur ein Athlet hatte Kreislaufprobleme. Sonst hatten die bereitstehenden Rettungskräfte kaum etwas zu tun. Der Preis für den ältesten Teilnehmer ging an den 79-jährigen Heinz Wagner vom VfL Wehbach. Die Jüngste im Feld war die achtjährige Isa Schärmann (Castell). Mit 89 Läufern stellte das Knauf-Laufteam die mit Abstand größte Riege, die Prämie, ein Bierfass, reichten die Knaufianer an die Feuerwehren weiter. Den Preis als größte Vereinsgruppe verdiente sich der VfL Wehbach, der sich mit 26 Teilnehmern auf die gut 300 Kilometer lange Reise von Rheinland-Pfalz gemacht hatte.

    Jörg Jülichs siegt souverän vor Philipp Zabel

    31. Schwanberglauf von Iphofen nach Castell, Ergebnisse Männer: 1. Jörg Jülichs (Reichenberg, ohne Verein) 39,53 Minuten, 2. Philipp Zabel (Reitclub am Schwanberg) 40,28, 3. Felix Bauer (TV Ochsenfurt) 40,40, 4. Manuel Fößel (TV Ochsenfurt) 41,18, 5. Mebrahtom Gebrehlwet (Team Eritrea) 41,48, 6. Carsten Stieber (SV Oberdürrbach) 41,59, 7. Markus Schlarb (TV Ochsenfurt) 42,19, 8. Florian Koch (ohne Verein) 42,44, 9. Frank Söhnlein (Südzucker) 43,50, 10. Marco Preller (Mainschleifen Power).

    Frauen: 1. Melanie Genrich (DJK Gütersloh) 44,25 Minuten, 2. Alma Goller (Kitzingen) 45,05, 3. Leonie Theis (SV 05 Würzburg) 47,12, 4. Kerstin Lutz (TSV Burghaslach) 49,00, 5. Steffi Biener (Würzbug Bunt) 49,56, 6. Lisa Joa (Knauf-Laufgruppe) 49,59, 7. Faye Wagenbrenner (SV 05 Würzburg) 50,31, 8. Gudrun Michels (SC Kemmern) 51,12, 9. Katharina Flammer (OLG Uni Würzburg) 51,24, 10. Sophia Karl (TV Ochsenfurt) 52,26.

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