Fussball Helmut Eckstein hat von 1976 bis 1981 insgesamt 149 Partien in der zweiten Bundesliga absolviert: zunächst beim Würzburger FV (1976 bis 79), später für Wormatia Worms. Vier Tore hat er in dieser Zeit erzielt. Heute vertreibt sich der 53 Jahre alte Marktbreiter die Freizeit in den Niederungen des Fußballs: Seit Sommer diesen Jahres trainiert der selbstständige Drucker und Graphiker den TSV Gnodstadt.
Frage: Was hat einen Mann wie Sie im Sommer zu einem Abstieg in die A-Klasse bewogen?
Helmut Eckstein: Für mich ist dies kein Abstieg. Ich habe ja den TSV Frickenhausen auch zehn Jahre lang in der A-Klasse betreut und mich dabei sehr wohl gefühlt. Im Gegensatz zur Landesliga, damals mit dem FC Ochsenfurt, ist die A-Klasse natürlich ein kleiner Abstieg. Aber für mich ist das Wichtigste, dass das Umfeld stimmt und ich mich im Verein wohl fühle. Und das ist beim TSV Gnodstadt der Fall.
Ihr Ziel vor dieser Saison mit Gnodstadt war ein "Platz im vorderen Mittelfeld". Müssen Sie diese Vorgabe aufgrund des gelungenen Starts nicht nach oben korrigieren?
Eckstein: Der SV Ochsenfurt ist (bei zehn Punkten Vorsprung) fast schon unerreichbar, hatte aber auch in der vergangenen Saison eine Schwächeperiode. Und auch ihre Partie zuletzt gegen Tückelhausen haben die Ochsenfurter nur sehr knapp gewonnen. Meine Mannschaft ist fit und zudem sehr ehrgeizig. Deshalb halte ich den zweiten Platz auch für möglich. Un- ser Ziel ist zwar nicht direkt der Aufstieg in die Kreisklasse, aber wir würden uns freilich nicht dagegen wehren.
Nächstes Jahr wird der TSV Gnodstadt hundert Jahre alt. Gibt es vom Vorstand da bestimmte Ziele für die nächste Saison?
Eckstein: Keineswegs. Georg Stadelmann (erster Vorsitzender) und Herbert Biebelriether (sein Stellvertreter) reden mir da in keiner Art und Weise rein. Die Stimmung bei uns ist sehr gut, auch aufgrund des Erfolges. Wir machen uns keinen Druck, und auch von außerhalb gibt es keine Ansprüche, unbedingt aufzusteigen. Unsere Mannschaft ist aber auf einem guten Weg und nächste Saison in der Lage sein, um den Aufstieg mitspielen zu können. Dieser mögliche Aufstieg in Verbindung mit dem Jubiläum des Vereins, das wäre natürlich eine tolle Sache.
Ihre Mannschaft hat 16 der 23 Punkte zu Hause gewonnen. Was macht Gnodstadt zu einem der heimstärksten Klubs der Liga?
Eckstein: Zu Hause spielen wir im-mer einen Tick offensiver als in der Fremde. Und sobald wir in Führung gegangen sind, ist uns der Sieg kaum mehr zu nehmen. Dann spielen wir konsequent über die Außen und erhöhen so weiter den Druck auf unseren Gegner. Mit dieser Taktik haben wir bisher erfolgreich gespielt, außer gegen die Reserve des SV Erlach. Dieses Unentschieden damals war sehr unglücklich.
In einer Woche wartet einer der Konkurrenten im Kampf um den Aufstieg, der FC Winterhausen. Wie gehen Sie solche Spitzenspiele an?
Eckstein: Winterhausen, auch Aub, der Gegner in zwei Wochen, sind gut dabei. Dann müssen wir auch noch gegen Tabellenführer SV Ochsenfurt antreten. Wenn wir in diesen Begegnungen eine gute Leistung abliefern und sie für uns entscheiden können, dann ist der zweite Platz in greifbarer Nähe. Ich weiß, dass das eine schwierige Aufgabe wird. In diesen Spielen wird sich weisen, ob die Mannschaft schon so weit ist, um ganz vorne mit dabei zu sein. Aber so weit denke ich nicht. Ich konzentriere mich auf das Heimspiel an diesem Sonntag gegen Martinsheim.
Schon heute trainieren einige talentierte Jugendliche bei Ihnen mit. Wo steht der TSV Gnodstadt Ihrer Meinung nach in einigen Jahren?
Eckstein: Martin Emmert und Andreas Ingelmann sind beide 18 Jahre alt und schon heute eine große Verstärkung für das Team. In Sven Heppel und Jochen Auer haben wir zwei Jugendspieler, die nach meiner Meinung ein ähnlich gutes Potenzial ha- ben. Leider sind die beiden erst siebzehn und dürfen noch nicht bei den Aktiven spielen. Aber sie werden das Niveau bei uns ab der nächsten Saison nochmal heben. Vom Potenzial her sollten wir auf längere Sicht vorn mitspielen.
Verfolgen Sie noch den Werdegang Ihres ehemaligen Vereins SC Marktbreit, von dem Sie im Sommer vergangenen Jahres gegangen sind?
Eckstein: Ich habe fast die gesamte vergangene Saison des SC Marktbreit vor Ort verfolgt. Jetzt fehlt mir durch mein Engagement in Gnodstadt aber die Zeit, die Spiele anzusehen. Trotzdem verfolge ich die Leistungen der Mannschaft über die Presse. Mit einigen Spielern bin ich noch in engem Kontakt, zum Beispiel mit Christoph Spörer, Martin Schwab oder Joachim Hupp. Man sieht sich häufiger in der Kneipe, trinkt einmal zusammen ein Bier - und redet natürlich auch über Fußball.
Wegen der räumlichen Nähe zwischen Marktbreit und Gnodstadt gibt es einige Rivalitäten zwischen den beiden Klubs. Wie ist Ihr Verhältnis zum SC Marktbreit?
Eckstein: Sehr gut. Wenn ich an die Zeit als Trainer in Marktbreit denke, erinnere ich mich an sechs tolle Jah- re in diesem Verein und auch an vier Meisterschaften während dieser Zeit. Außerdem kicke ich ja noch bei den Alten Herren des SC Marktbreit, wo ich bislang übrigens 28 Treffer erzielt habe.
Welcher Mannschaft im Landkreis Kitzingen gehört Ihrer Ansicht nach die Zukunft?
Eckstein: Dem SC Marktbreit. Aufgrund der noch jungen Mannschaft und der guten Jugendarbeit, die sich weiter fortsetzen wird, sehe ich dort auf lange Sicht die besten Perspektiven. Aber auch der SSV Kitzingen hat eine grandiose Jugendförderung und ist somit auf einem sehr guten Weg. Der TSV Sulzfeld und Bayern Kitzingen hingegen werden es dieses Jahr sehr schwer haben, die Landesliga zu halten. Natürlich sehe ich auch den TSV Gnodstadt als einen Verein mit Zukunft.
Wie hat sich - nach Ihrer langen Erfahrung im Trainergeschäft - der Umgang mit den Jugendlichen über die Jahre geändert?
Eckstein: Im Prinzip hat sich nicht viel verändert. Früher saßen die jungen Spieler nach einer Versammlung bis zwei, drei Uhr im Sportheim, sind in die Dörfer auf Tanz oder nach Kitzingen ins "Hill-Billy". Heute gehen sie halt in die Disco. Ich hatte weder in Marktbreit noch in Gnodstadt mit den Jugendlichen Probleme. Bis jetzt hatte ich bei mir keinen Quertreiber. Genau wie damals werden große Sie-ge auch heute mit einer Zigarre gefeiert.