Das Zeichen zum Finale gab Jan Kästner. Nicht auf dem Spielfeld, sondern in einigen Metern Abstand und mit dick eingewickeltem Fuß trieb er seine Mannschaftskameraden in letzter Minute an, den Sieg stehend und auf der Ersatzbank einzuklatschen. Beim 35:27 (19:7)-Erfolg im Topspiel gegen den TSV Rothenburg musste Kästner in Minute 40 verletzt vom Feld, weil er umgeknickt war.
Wie seine Mitspieler hatte Kästner in der ersten Halbzeit eine bärenstarke Leistung in der Abwehr geboten. Nur ganze sieben Mal musste Torhüter Thomas Paul in den ersten 30 Minuten hinter sich greifen, was diesem natürlich gefiel. „Die Abwehr hat super gearbeitet, so gut wie noch nie, seit ich in Rödelsee bin“, lobte der seine Vorderleute. Von Beginn an wirkte Rödelsee wie aufgedreht im Topspiel vor Top-Kulisse. Die Gäste, die eine große Zahl an Fans mitgebracht hatten, leisteten sich gleich einmal drei Fehlversuche bei den ersten Angriffen, während Rödelsees Maschine von Beginn an lief wie geschmiert. Gleich nach dem 5:2 durch Jan Kästner verlor Rothenburg erneut den Ball, Andreas Paul tauchte frei vor dem Gästetor auf, scheiterte jedoch an Torwart Amann. Rothenburgs Trainer Helmut Hofmann nahm sofort eine Auszeit, weil er anscheinend schon Schlimmeres befürchtete.
Seine Appelle fruchteten nicht sonderlich, vorne taten sich die Rothenburger schwer, Lücken in der Rödelseer Abwehr zu finden, auch als diese von ihrer offensiven Variante etwas abrückte. 10:2 hieß es nach 16 Minuten, weil die Gastgeber in der Offensive die schnelleren Züge und mehr Varianten hatten. Nicht nur in dieser Phase hatte man den Eindruck, dass beinahe alles gelang, wie auch Maxi Häckners Hüftwurf zum 11:3 (17.).
Da spielte es keine Rolle, dass Jan Kästner einen Siebenmeter an die Latte knallte (20.). Zu dem Zeitpunkt hatte Michal Tonar wegen einer Verletzung bereits auf der Bank Platz genommen und betrat nur noch bei Siebenmetern das Feld. Rothenburg kassierte einen Wirkungstreffer nach dem anderen und taumelte der Halbzeit entgegen. „Wir haben in der Phase etwas den Kopf verloren“, gab der aus Mainbernheim stammende Rothenburger Dennis Orf nach dem Spiel zu. „Die ersten paar Aktionen waren unglücklich, dann gibt es so etwas wie Nerven. Man muss einfach anerkennen, dass die andere Mannschaft an dem Tag eine bis eineinhalb Klassen besser war“, zog Rothenburgs Trainer Hofmann später sein einfaches wie ehrliches Fazit.
Einen Fehlstart legte Rothenburg zunächst auch in der zweiten Hälfte hin, als Ilya Ladygins Siebenmeter beim Stand von 20:8 das Tor völlig verfehlte (32.). Im Gegenzug kullerte der Ball von Maxi Häckner vom Pfosten gerade so ins Netz zum 21:8. Bei Rödelsee sprangen eben andere in die Bresche, als mit Tonar und Kästner die Rückraumkanoniere verletzt raus gingen. Andre Deis wurde in dieser Phase wichtig, Andreas Paul wechselte in den Rückraum, nahezu alle Akteure fügten sich ein.
Bei Rothenburg wurde Dennis Orf beinahe zum Alleinunterhalter. Der lange Halblinke zeigte eine starke Leistung gegen seinen Ex-Klub, den der 22-Jährige bereits im A-Jugendalter verlassen hatte. Ein wenig tröstete es Orf, dass sich seine Mannen in der zweiten Halbzeit merklich aufrappelten und so das Ergebnis zumindest in Grenzen hielten. Ob er eines Tages wieder einmal für Rödelsee auflaufen würde, schloss Orf zwar nicht aus. „Im Moment stehen bei mir andere Dinge vorne dran“, sagte der Student für das Lehramt an Gymnasien. Nächstes Jahr hat er Prüfungen, dann folgt das Referendariat.
Eine Handball-Lehrstunde bekamen er und seine Kollegen jedenfalls schon einmal in Rödelsee. „Für mich sind sie die Favoriten in der Liga“, meinte Orf. Rödelsees Trainer Dusan Suchy sah „ein schönes Spiel von uns“. In diesem habe seine Mannschaft den zuvor geforderten druckvollen Beginn bestens umgesetzt. Im zweiten Abschnitt habe die Konzentration etwas nachgelassen, auch weil der TSV einiges ausprobieren und umstellen musste. Sein Gegenüber Hofmann sieht denn Gegner als absoluten Titelanwärter, zusammen mit Lohr. „Im Moment macht Rödelsee den stabileren Eindruck. Aber die Saison ist lange.“ Kleinigkeiten könnten am Ende entscheiden, wie etwa die Altersstruktur der Mannschaft. „Wir wissen um unsere Stärken“, blieb Dusan Suchy gewohnt gelassen. Das spielfreie Wochenende kommt ihm trotz der momentanen Erfolgswelle ganz gelegen.
Statistik zum Spiel
TSV Rödelsee – TSV Rothenburg 35:27 (19:7)
Rödelsee: Thomas Paul, Maximilian Steppan, Jan Kästner (5/1), Simon Weigand, Julius Weinhart, Gabor Csorba (2), Lukas Demel, Andreas Paul (4), Andre Dies (3), Christian Häckner, Radovan Suchy (5), Michal Tonar (11/7), Maximilian Häckner (4), Bastian Demel (1).
Rothenburg: Zsolt Kovacs, Andreas Amann, Felix Kölle, (4), Andreas Trabold (1), Christof Wittmann (1), Tim Ehrlinger, Maximilian Hofmann, Ilya Ladygin (2/1), David Schubart (1), Dennis Orf (10), Istvan Ulics (5).
Schiedsrichter: Michael Hübner/Frank Jedzik (TSV Schwabach/Roth).
Zuschauer: 650 (geschätzt).
Zeitstrafen: Christian Häckner, Radovan Suchy, Bastian Demel; 2x Orf, Hofmann, Ehrlinger.
Spielfilm: 3:2 (5.), 7:2 (11.), 10:2 (16.), 12:5 (20.), 17:5 (28.), 19:7 - 21:9 (33.), 23:11 (26.), 25:15 (41.), 29:20 (49.), 31:23 (53.), 33:25 (57.), 35:27.
Bayernliga Männer
HaSpo Bayreuth – HC Erlangen II | 25:31 | |
TSV Unterhaching – TSV Haunstetten | 33:32 | |
TSV Rödelsee – TSV Rothenburg | 35:27 | |
TSV Lohr – TSV Simbach | 22:16 | |
TG Landshut – TB 03 Roding | 28:27 | |
TSV Ottobeuren – DJK Waldbüttelbrunn | 26:23 | |
HSC Coburg II – TuS Fürstenfeldbruck | 34:33 |
1. | (1.) | TSV Rödelsee | 7 | 7 | 0 | 0 | 231 | : | 193 | 14 | : | 0 | |
2. | (2.) | TSV Lohr | 7 | 5 | 2 | 0 | 180 | : | 151 | 12 | : | 2 | |
3. | (3.) | TSV Rothenburg | 7 | 5 | 0 | 2 | 198 | : | 178 | 10 | : | 4 | |
4. | (7.) | TG Landshut | 7 | 4 | 0 | 3 | 194 | : | 205 | 8 | : | 6 | |
5. | (8.) | HC Erlangen II | 7 | 4 | 0 | 3 | 193 | : | 184 | 8 | : | 6 | |
6. | (4.) | TSV Haunstetten | 6 | 3 | 1 | 2 | 179 | : | 178 | 7 | : | 5 | |
7. | (5.) | DJK Waldbüttelbrunn | 6 | 3 | 0 | 3 | 159 | : | 171 | 6 | : | 6 | |
8. | (6.) | TuS Fürstenfeldbruck | 7 | 3 | 0 | 4 | 222 | : | 201 | 6 | : | 8 | |
9. | (10.) | TSV Unterhaching | 7 | 3 | 0 | 4 | 196 | : | 206 | 6 | : | 8 | |
10. | (9.) | TB 03 Roding | 6 | 2 | 1 | 3 | 170 | : | 165 | 5 | : | 7 | |
11. | (14.) | TSV Ottobeuren | 7 | 2 | 0 | 5 | 174 | : | 195 | 4 | : | 10 | |
12. | (13.) | HSC Coburg II | 7 | 2 | 0 | 5 | 207 | : | 231 | 4 | : | 10 | |
13. | (11.) | HaSpo Bayreuth | 6 | 1 | 0 | 5 | 153 | : | 168 | 2 | : | 10 | |
14. | (12.) | TSV Simbach | 7 | 1 | 0 | 6 | 162 | : | 192 | 2 | : | 12 |