Zum Helden im Ochsenfurter Maininsel-Stadion wurde gestern Thorsten Wahner. Er war kurzfristig zwischen den Pfosten des TSV Sulzfeld II eingesprungen, wehrte in der Verlängerung einen Strafstoß des Sommerhäusers Jochen Günther ab, der einige Jahre das Sulzfelder Trikot trug, und ebnete seiner Mannschaft damit den Weg in die Kreisklasse. Er machte sich warm und war richtig heiß, um später auf die Sekunde genau eine Glanztat hinzulegen.
Wahner stand Gewehr bei Fuß, als sich Fabian Weingärtner beim Aufwärmen den Finger gebrochen hatte. Der 38-Jährige zeigte beim Einspielen Biss und arbeitete sich in die Rolle des Helden hinein. In der Verlängerung schlug dann seine Stunde im Relegationsspiel, das der Ochsenfurter FV perfekt organisiert hatte. Denn Wahner bewahrte seine Mannschaft vor dem wahrscheinlichen Aus, und fünf Minuten später schoss Johannes Hörlin die Maustaler in die Kreisklasse. Erheblichen Anteil daran hatte dabei mit Peter Ptok ein weiterer Sulzfelder Torwart. Er mischte wieder einmal als Feldspieler mit und zeichnete sich nach seiner Einwechslung mehrfach als guter Flankengeber aus. Nicht nur beim Siegtreffer von Johannes Hörlin in der 116. Minute narrte Ptok die Sommerhäuser Defensive entscheidend.
Die Sommerhäuser besaßen durch Jürgen Wagner (15.) die erste Großchance. Verfehlte Wagner noch die Führung, besorgte Torjäger Jochen Günther in der 18. Minute das 1:0 für die TSG, als er bei einer Freistoßflanke die Nase vorne hatte und Thorsten Wahner keine Chance ließ. Wahners geistesgegenwärtiger Fußabwehr gegen Joe Günther war es zu verdanken, dass Sulzfeld nicht schon nach 26 Minuten hoffnungslos zurücklag. Mit dem 0:1 waren die Maustaler lange gut bedient, benötigten sie doch geschlagene 59 Minuten, um erstmals echte Torgefahr für die Sommerhäuser zu erzeugen. Die TSG präsentierte sich mit dem umsichtigen Fabio Codispoti als letztem Mann in der Abwehr gut organisiert, und Sulzfeld war in der ersten Hälfte nicht gut genug, um Sommerhausen das Wasser reichen zu können. Auch nach dem Seitenwechsel rannte der bisherige A-Klassist noch lange planlos an.
Gehörte dem jetzt Ex-Kreisklassisten Sommerhausen die erste Halbzeit, wandelte sich das Bild nach der Pause komplett. Fortan gab Sulzfeld klar den Ton an. Bei Kopfbällen von Victor Augustin (57.) und Johannes Hörlin (59.) wackelte die Sommerhäuser Führung. Sie fiel aber erst in der 82. Minute, als Peter Ptok von rechts eine Flanke schlug, und Andreas Schneider den Nachschuss zum 1:1 verwandelte und Sulzfeld damit in die Verlängerung rettete. Nicolas Howard hatte den Sieg auf dem Fuß, scheiterte aber zum Ende der regulären Spielzeit an Christian Kohl zwischen den TSG-Pfosten.
„Der Schiri hat alle Kleinigkeiten gegen uns gepfiffen“, monierte Sommerhausens Trainer Klaus Diroll, während die Sulzfelder Sommerhäuser Spieler „weggetreten haben“, so Diroll. „Wir hatten nicht mehr die Kraft“, erkannte der Übungsleiter. Zudem kamen seinen Mannen auch die mentale Gegenwehr und die geistige Frische abhanden. Auch machte sich die sehr dünne Personaldecke der Diroll-Elf negativ bemerkbar. Außer Akteuren aus der zweiten Mannschaft boten sich dem Trainer kaum Alternativen. Ohne die Möglichkeiten des unterklassigen Zurückwechselns hätte es bei Sommerhausen kräftemäßig noch schlechter ausgesehen.
„Wir haben ab der Pause mehr Willen gezeigt“, strich Sulzfelds Trainer Christoph Wich heraus. Er hatte in den Pausen jeweils den richtigen Ton gefunden, um alles aus seinen Jungs heraus zu holen. Der unbändige Kampfgeist ließ den Spielausgang nach 120 Minuten in Ordnung gehen. Nach dem Schlusspfiff brach natürlich großer Jubel im Sulzfelder Lager aus, belohnte sich die Wich-Truppe doch für ihre engagierte Saisonleistung. Die Sulzfelder präsentierten sich auch im Moment des Erfolgs sportlich fair. Denn Christoph Wich freute sich nicht nur mit seiner Riege, sondern tröstete sogar Sommerhäuser Spieler.
Der Aufstieg der Reserve über die Relegation bildet etwas Balsam auf die geschundene Fußballerseele der Sulzfelder, deren erste Mannschaft durch eine Relegationspleite hart auf dem Boden der Kreisliga-Tatsachen gelandet war. Nach knapp zehn Jahren kehrt die Sulzfelder Reserve in die Kreisklasse zurück, so dass die Maustaler wenigstens einen Grund zum Feiern in dieser Spielzeit hatten. Nicht nur Ehrenvorsitzender Hannes Müller genoss die Stunde des Aufstiegs, auch der ehemalige Reserve-Trainer Michael Sulz und Bürgermeister Gerhard Schenkel brauchten ihr Kommen nicht zu bereuen.
Der zuständige Spielgruppenleiter Michael Köhler erklärte nach der Begegnung, dass die Mannschaften für die A-Klassen im Raum Kitzingen-Ochsenfurt immer weniger würden. Diesen Satz nahm Klaus Diroll als Steilpass auf und schlug vor, dass die Sommerhäuser doch in der Kreisklasse bleiben dürfen. Diesem Wunsch konnte Köhler aber nicht entsprechen.
Die Statistik zum Spiel
TSG Sommerhausen – TSV Sulzfeld II 1:2 (1:1; 1:0) n. Verl.
Sommerhausen: Christian Kohl; Marcus Geiger (22. Timo Dusel), Dominic Dusel, Sascha Ernst, Fabio Codispoti, Norman Walter, Johannes Oehler, Jürgen Wagner (100. Andreas Speiser), Tobias Schneider, Joschka Güntner (63. Jan Dusel), Jochen Günther.
Sulzfeld: Thorsten Wahner; Andreas Schneider, Marc Ungethüm (56. Andre Hoffmann), Nicolas Howard, Marvin Staudt (77. Peter Ptok), Daniel Landmann, Thomas Wolf (50. Christian Trunk), Constantin Huber, Victor Augustin, Johannes Hörlin, Tobias Klöber.
Schiedsrichter: Nico Scheiner (Steinfeld).
Zuschauer: 581 (in Ochsenfurt).
Gelbe Karten: Ernst, Walter, Güntner – Wolf, Wahner.
Tore: 1:0 Jochen Günther (18.), 1:1 Andreas Schneider (82.) 1:2 Johannes Hörlin (116.).
Besonderheit: Sulzfelds Thorsten Wahner hält Foulelfmeter von Jochen Günter (111.).