Als eine von fünf Mannschaften im Raum Kitzingen/Ochsenfurt spielen die Fußballer der FG Marktbreit/Martinsheim in der Bezirksliga oder höher. Sie haben sich die letzten Jahre mit am beständigsten da oben gehalten. Dass dies nicht mehr so leicht zu bewerkstelligen ist, gibt Joachim Hupp zu.
Der 33-Jährige ist Sportleiter und Spieler der FGM, gilt als einer der besten Fußballer der vergangenen Jahre in der Region. Hupp kennt die Verhältnisse und den Fußball, der auch in den unteren Ligen mehr und mehr dem Kommerz anheimfällt. Im Interview berichtet er über den Stand der Trainersuche im Verein und über die Schwierigkeit, Spieler unterklassiger Vereine ohne finanzielle Anreize zu locken. Und er erklärt, warum der hiesige Raum fußballerisch in Rückstand gerät.
Frage: Hat die FG Marktbreit/Martinsheim schon einen Nachfolger für Trainer Tobias Jäger?
Joachim Hupp: Unterschrieben ist noch nichts. Aber wir sind in guten Gesprächen und hoffen, dass die Sache in den nächsten ein bis zwei Wochen fix ist. Der Verein lässt sich jetzt nicht unter Druck setzen, denn man sollte schon das ein oder andere Gespräch führen und sich hundertprozentig sicher sein.
Geht die Tendenz wie bisher in Richtung Spielertrainer?
Hupp: Ja, wobei wir uns einen reinen Trainer auch gut vorstellen könnten. Wichtig ist, dass es passt. Tobias Jäger war sechs Jahre hier, das ist ein langer Zeitraum. Es gibt andere Klubs, die in dieser Zeit zehn Trainer verschlissen haben.
Wie schwierig ist es, nach so langer Zeit mal wieder die Fühler nach einem Trainer auszustrecken?
Hupp: Die Situation ist vor allem ungewohnt, die letzten Jahre war es unkompliziert. Da gab es ein Gespräch, in dem die Rahmenbedingungen abgesteckt wurden, dann war es in trockenen Tüchern. Ich bin schon froh, das nicht jedes Jahr machen zu müs-sen. Hoffentlich haben wir mit dem nächsten Trainer wieder eine gewisse Stabilität.
Mit Tobias Jäger fällt zudem ein wichtiger Spieler weg, den es in der Defensive zu ersetzen gilt.
Hupp: Ja, unser Kader ist sowieso sehr dünn. Das liegt daran, dass es relativ schwierig ist, junge Spieler zu motivieren, in der Bezirksliga zu spielen, wenn man kein Geld bezahlt. Zudem haben uns kurzfristig vor der Runde zwei Spieler verlassen, mit denen wir geplant hatten.
Ist es wirklich so schwierig, junge Leute hierherzulocken? Bezirksliga oder höher spielen in der Gegend nicht so viele Vereine.
Hupp: Ja, das ist tatsächlich so. Viele A-Klasse- oder Kreisklasse-Spieler sagen: „Ich bin in meinem Heimatverein hoch angesehen, da sind meine Kumpels.“ Es gibt immer weniger, die den sportlichen Ehrgeiz haben, es zu probieren. Und die abgebenden Vereine klammern dann oft mit dem Argument: Wenn du gehst, bricht alles zusammen. Wir verfolgen eine andere Philosophie, wir wollen natürlich unsere Spieler halten, aber wir haben Spielern nie einen Stein in den Weg gelegt.
Ist es auf Dauer möglich, ein Projekt wie die Bezirksliga mit eigenem Nachwuchs zu stemmen?
Hupp: Das wird schwierig, auf Dauer sind wir nicht dafür aufgestellt. Wir haben einen guten U17-Jahrgang, in dem wir ein paar sehr gute Spieler bekommen. Normalerweise hast du im Jahr einen oder zwei. Wir spielen das siebte Jahr in der Bezirksliga, was beachtlich ist für einen so kleinen Klub. Aber es kann auch sein, dass diese Ära mal endet.
Der SSV Kitzingen ist aus der Bezirksliga abgestiegen, die Bayern sind auf dem absteigenden Ast, Schwarzach hängt im Abstiegskampf. Ist es so schwierig, diese Liga zu halten?
Hupp: Das zeigen doch schon die Absteiger der letzten Jahre mit SSV Kitzingen, Buchbrunn/Mainstockheim, Heidingsfeld, jetzt Bayern Kitzingen, Schwarzach, Leinach, wir sind dicht vor der Relegation. Da muss man den Trend erkennen, dass es die Kitzinger oder Würzburger Klubs sehr schwer haben in der Weststaffel. Die Vereine am Untermain sind da anders aufgestellt sind, haben andere finanzielle Möglichkeiten.
Also ist da ein deutliches Gefälle festzustellen?
Hupp: Die Bezirksliga hat die letzten zwei Jahre stark an Qualität zugelegt. Wir tun uns da schwer. Was den Derbycharakter betrifft, ist die Liga nicht sonderlich attraktiv. Sportlich ist sie sehr attraktiv.
Und was wiegt aus Ihrer Sicht mehr? Ist es für Marktbreit/Martinsheim auf Dauer so erstrebenswert, nach Schweinheim, Aschaffenburg oder Kahl zu fahren? In der Kreisliga hätte der Verein locker zehn Derbys.
Hupp: Ja, was die Zuschauer und die Derbys angeht, ist das so. Wir fühlen uns aber mittlerweile sportlich wohl und wollen schon alles daran setzen, drin zu bleiben. Neunzig Prozent der Spieler haben bereits zugesagt, unabhängig von der Spielklasse bei uns zu bleiben. Wir planen schon für beide Ligen.
Sie kennen den Fußball im Raum Kitzingen und Ochsenfurt gut. Wundert es Sie, dass kaum noch ein Klub höherklassig spielt?
Hupp: Die Abtswinder sind eine Ausnahme – die waren vor zehn Jahren nicht so weit oben. Sie haben einen aufgeblähten Kader, da gehen nicht mal aus der zweiten Mannschaft die Leute weg, was Gründe hat. Bayern Kitzingen ist ein Thema für sich, wir und Wiesentheid halten uns seit Jah-ren in der Bezirksliga, Oberschwarzach und Geesdorf sind dazugekommen. Außer Abtswind hat keiner die die Möglichkeit, mit den Klubs vom Untermain finanziell in etwa mitzuhalten. Der Raum hier gerät da etwas in Rückstand.
Gerade läuft die Wintervorbereitung, die bei kaum einem Fußballer beliebt ist wegen des Wetters. Wie ist das bei Ihnen bei diesen nicht so angenehmen Temperaturen und Plätzen? Fällt einem das Trainieren mit 33 Jahren mittlerweile auch schon schwerer?
Hupp: Mir macht das Training Spaß, auch die Testspiele, die ja inzwischen zum großen Teil auf Kunstrasen sind, das gab es sonst nicht so. Sollte mir das Training keinen Spaß mehr machen, kann ich aufhören. Ich quäle mich noch ganz gerne, mir macht es nichts aus. Aber den einen oder anderen jüngeren siehst du bei solchen Temperaturen ein paar Mal weniger im Training.
In Ihrem Beruf als Polizeibeamter sind Sie ziemlich eingespannt und weit weg von Marktbreit, lässt sich das überhaupt vereinbaren?
Hupp: Ich bin seit Januar wieder in Würzburg, nicht mehr in Ebern. Das alles unter einem Hut zu bringen hat geklappt. Aber in der Vorrunde habe ich nicht so gespielt, was ich mir das vorstelle. Die Hoffnung, dass ich und wir als Mannschaft einen Zahn zulegen, habe ich. Aber es wird eine enge Kiste für uns.
Können Sie sich langsam aber sicher an ein Wochenende ohne Fußball gewöhnen?
Hupp: Doch, schon. Ich bin mittlerweile auch schon während der Runde mit der Familie in Urlaub gefahren, das hätte ich vor vier, fünf Jahren nie gemacht. Familie geht schon vor, da steckt auch einmal der Fußball zurück.