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Fußball: Ideenlose Inszenierung am Bayernplatz

Fußball

Ideenlose Inszenierung am Bayernplatz

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    Die milde strahlende Herbstsonne hatte sich am Nachmittag doch noch kraftvoll durch den zähen Hochnebel gefressen und tauchte die Bühne am Bayernplatz in gleißendes Licht. Vorhang auf für ein Stück, das im Vorfeld als eine Art Heldenepos verklärt worden war: Immerhin kehrte in Martin Stöhr der einstige Trainer Bayern Kitzingens mit seinem neuen Ensemble der FSG Wiesentheid an die alte Wirkungsstätte zurück – und der nun auf Seiten der Bayern kickende Thorsten Götzelmann erlebte ein Wiedersehen mit den Kameraden von einst, die er bis Mitte des Jahres als Spielertrainer unter seinen Fittichen gehabt hatte. Aber auch diese beiden Episoden vermochten die abstruse Handlung am Ende des Tages nicht mehr zu retten. Die Inszenierung vor 500 Besuchern, die zur Etwashäuser Kirchweih einen stürmischen Auftritt erwartet hatten, blieb eine einzige Enttäuschung. Das niveaulose 0:0 zwischen Bayern Kitzingen und der FSG Wiesentheid geriet zwei Wochen vor Halloween zur Fußball-Horrorshow, die viele schaudern ließ ob der seelenlosen und von allen guten Geistern verlassenen Darbietung zweier vorgeblicher Spitzenmannschaften der unterfränkischen Eliteliga. Es war Fußball am Rand der spielerischen Armutsgrenze mit einer hoch und weit fliegenden Kunststoffkugel.

    Einigen der Mitwirkenden schien der Schrecken über das gerade Erlebte auch nach dem Ende dieses Fußball-Trauerspiels noch in den Gliedern zu stecken. „Beide Seiten hatten gehörigen Respekt voreinander“, beschrieb etwa Thorsten Götzelmann den verhuschten Auftritt der 22 Akteure auf dem Rasen. Damit ließ sich vielleicht noch der eklatante Mangel an Spielkunst und Raffinesse erklären – mehr noch das mutlose, verzagte Handeln beider Teams, nicht jedoch die für ein Derby kaum sichtbar gewordene Rasse und Leidenschaft. „Leidenschaft“, entgegnete der oft wie ein Stoiker in allen Lebenslagen wirkende Kitzinger Trainer Thomas Latteier, „war schon da.“ Zumindest in den ersten 45 Minuten hatte sein der personellen Not gehorchendes Team Siegeswillen und Angriffslust in homöopathischen Dosen verströmt und – erlösend für die Argumentation danach – zwei große Torchancen geschaffen, die Tim Reiner jeweils alleine vor dem Wiesentheider Torhüter vergab. „Die muss er verwerten, fünf Meter vor dem Tor“, diktierte Latteier seinem unbeholfenen Stürmer ins Stammbuch. „Dann steht es zur Pause 2:0.“ Dass zwei gute Gelegenheiten zu keinem Treffer reichen, gehört im Fußball nicht gerade zu den seltenen Phänomen. Da muss man schon etwas mehr tun, um die Wahrscheinlichkeitsrechnung so zu beeinflussen, dass das Glück gezwungen wird.

    Latteier hatte es zur Halbzeit nicht eilig, in die Kabine zu kommen, und so übte Götzelmann sich in der Kunst der Prophezeiung. „Ich habe gesagt, Wiesentheid ist eine Mannschaft mit zwei Gesichtern.“ Tatsächlich erwies sich das bis zum Sommer von Götzelmann betreute Team der FSG in der zweiten Hälfte als agiler, wenngleich es ihm ebenfalls an Fantasie gebrach. Jimmy Frazier vermochte der Mannschaft an der Relaisstation im offensiven Mittelfeld nicht den Kreativitätsschub zu verleihen, der üblicherweise von Andreas Ganzinger ausgeht. Der Jüngling musste diesmal verletzt zusehen. Immerhin gelang es Wiesentheid, die von Götzelmann als Libero organisierte Kitzinger Abwehr in den zweiten 45 Minuten dreimal in Nöte zu bringen: Holger Gropp schoss am Tor vorbei (63. Minute), Kevin Frazier scheiterte nach feiner Vorlage seines Sturmpartners Simon Müller ebenso an Bayern-Torwart Marcus Orth (64.) wie später Alexander Rimer per Kopfball (79.). Den Mangel an offensiver Schlagkraft konnte das nicht kaschieren – und so durfte wenigstens einer glücklich sein. „Wenn du hinten bist und Libero spielst, dann willst du die Null halten“, sagte Götzelmann über die Gründe für seine dezente Zurückhaltung. Dass auch die Kollegen den Weg vors Tor scheuten, verwunderte dann aber doch: ein Torschuss in der zweiten Hälfte, nicht der Hauch von Gefahr für des Gegners Tor – mit diesen Fakten konnten die Bayern nicht zufrieden sein, mochte Latteier auch mildernde Umstände anführen. „Wir haben derzeit einfach zu viele Spieler, die nicht hundertprozentig fit sind“, sagte er am Samstag. Ein Trost für das Publikum, das sich um einen wonnigen Spätherbsttag gebracht sah, war das nicht. Kitzingen: Marcus Orth; Thorsten Götzelmann, Lukas Golombek (68. Stefan Dörr), Paulo Soumah Aboubacar, Benedikt Jandl, Mathias Brunsch, Mario Schmidt (88. Marco Funk), Stefan Schöderlein, Tolga Arayici, James Niba (84. Mathias Wendel), Tim Reiner. Wiesentheid: Thomas Weigand; Christian Enzbrenner, Alexander Gress, Alexander Ruppert, Martin Hillenbrand (46. André Heunisch), Martin Krapf, Jürgen Gropp (79. Mike Winges), Holger Gropp, Jimmy Frazier, Kevin Frazier (70. Alexander Rimer), Simon Müller. Schiedsrichter: Mirko Scheuplein (SB Versbach). Zuschauer: 500. Gelbe Karten: Niba, Aboubacar; Jimmy Frazier, Krapf.

    Online-Tipp

    Weitere Bilder zum Landkreis-Derby zwischen Bayern Kitzingen und der FSG Wiesentheid finden Sie im Inter- net unter: www.mainpost.de/sport/kitzingen

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