Der TSV Biebelried kommt einfach nicht zur Ruhe. Nach der nervenaufreibenden Vorsaison löste zunächst Jürgen Walter seinen Vertrag. Auch sein Nachfolger Bernd Siller trainierte nur vier Wochen am Autobahnkreuz und warf dann das Handtuch. Nun soll es der langjährige Kapitän Michael Müller richten und die blau-weißen Kicker wieder in ruhigere Fahrwasser führen. Eine alles andere als leichte Aufgabe, besonders aufgrund der personellen Umstände.
Beinahe wären die Biebelrieder in der A-Klasse gelandet. Nur ein fulminanter Endspurt mit vier Siegen aus fünf Spielen rettete den TSV vor dem Absturz – und das sogar direkt. Denn erst am letzten Spieltag kletterten die Kicker vom Autobahnkreuz aus der Abstiegszone. Das glückliche Ende einer durchwachsenen Saison. Doch Ruhe sollte nicht einkehren. Rund eine Woche später folgte nämlich der nächste Paukenschlag. Aus persönlichen Gründen bat der 63-Jährige, mit dem sich der Verein erst im Winter auf eine weitere Zusammenarbeit verständigt hatte, um die Auflösung seines Vertrags. Diesem Wunsch kamen die Verantwortlichen um Abteilungsleiter Claus Hoh nach, die plötzlich wieder auf Trainersuche waren.
Aber nicht nur das Feld des Übungsleiters mussten sie unerwartet neu bestellen, auch der Kader dünnte sich aus. Sechs Stammspieler verließen den Verein. Christian Schömig zog es als Spielertrainer zur SG Seinsheim/Nenzenheim. Ihm folgten mit Sebastian Singer und Marcel Leykauff zwei langjährige Stützen der Mannschaft. Zudem schloss sich Samba Jallow Kreisligaabsteiger TSV Sulzfeld an, Bara Top versucht sein Glück in der Landesliga beim TSV Karlburg und Ehis Godday wechselte zum FC Reupelsdorf. Ein Aderlass, mit dem in diesem Maße nicht zu rechnen war.
Dafür fanden die Verantwortlichen in Bernd Siller, der zuletzt den VfR Bibergau trainiert hatte, einen Nachfolger für Jürgen Walter. Er sollte die Biebelrieder für den anstehenden Abstiegskampf in der Kreisklasse 2 – nach dem Wechsel Mainsondheims in die Gruppe 1 nutzte der TSV die Chance der Umgruppierung – wappnen. „Durch die namhaften Abgänge war klar, dass es wieder eine schwierige Saison wird und es für uns ausschließlich um den Klassenerhalt geht“, gab sich der langjährige Kapitän Michael Müller keinerlei Illusionen hin und hatte das Zepter plötzlich selbst in der Hand.
Denn nach nur vier Wochen im Amt erklärte Siller seinen Rücktritt. Die schwierige Personalsituation und die aus seiner Sicht fehlende Aussicht auf Erfolg hatten ihn dazu veranlasst. „Ich bin schon lange hier und habe schon sehr viel miterlebt, aber das war schon nochmal eine andere Art Schlag ins Gesicht“, wurde auch Michael Müller von den Vorgängen der letzten Wochen überrascht. Dennoch ließ sich der langjährige Spielführer davon überzeugen, die Verantwortung für die Mannschaft in dieser Saison zu übernehmen. Eine alles andere als leichte Situation, vor allem für einen Trainer-Neuling. Bis auf ein Jahr im Jugendbereich – damals noch zu Goßmannsdorfer Zeiten – hat der 29-Jährige keinerlei Erfahrung aufzuweisen. Lediglich von seinen diversen Übungsleitern konnte Müller einiges mitnehmen und will das nun gewinnbringend einbringen.
Zwar verlief die Vorbereitung katastrophal. Die Trainingsbeteiligung war schwach, die Vorbereitungsspiele gingen nahezu allesamt verloren. Besonders defensiv lief kaum etwas zusammen. Gegen den Soccer Club Würzburg kassierten die Biebelrieder sechs Treffer, gegen Gnodstadt fünf und gegen Zedtwitz gar sieben. Es konnte einem angst und bange werden vor dem Saisonstart, zumal im Vergleich zum Vorjahr stets eine verbesserte zweite Mannschaft auflief. So hatte auch die Aufstellung der ersten beiden Partien kaum etwas mit der der Vorsaison zu tun. Sogar Carsten Breunig oder Frank Hoh schnürten im ersten Spiel gegen Marktbreit-Martinsheim II wieder die Fußballschuhe für ihre Biebelrieder – und das mit Erfolg.
Defensiv stand die Null, und der TSV ergatterte ein gerechtes Remis. Ein Punktgewinn – gegen Hoheim hatte es im zweiten Spiel eine verdiente Niederlage gesetzt – soll es möglichst auch im Duell mit Aufsteiger Aub sein. „Wir werden wieder alles versuchen. Sie haben zwei schnelle Angreifer, auf die es zu achten gilt“, so Müller optimistisch. Diesen Optimismus versprüht der 29-Jährige auch beim Blick auf die weitere Saison. Denn mit seiner bisherigen Amtszeit sei er den Umständen entsprechend sehr zufrieden. Die Trainingsbeteiligung habe sich erhöht und alle ziehen mit. Damit ist der angestrebte Klassenerhalt aus seiner Sicht kein unerreichbares Ziel und die Situation keineswegs aussichtslos.