Die Zeit ist ein kostbares Gut für „Schorsch“ Zehnter. Vor zwei Jahren hat er sich selbstständig gemacht in der Produktion von Natursteinen. Sechs Tage in der Woche gibt es viel zu tun, zu Hause warten die Frau und seine viereinhalbjährigen Zwillinge auf ihn. Bis Juni müssen sie hintenan stehen wegen Fußball. Als Klaus Hoffmann Mitte März als Trainer von sich aus seinen Hut nahm beim SV Sonderhofen, sprang Zehnter ein. Weil es sein Heimatverein ist, nimmt er die zusätzliche Belastung in Kauf. „Ich muss mich abzappeln, dass ich zu jedem Training komme. Zwei Monate noch, dann ist der Stress vorbei“, sagt Zehnter.
Wer ihn kennt, der weiß, dass Zehnter trotz aller beruflicher Belastung mit vollem Engagement an die heikle Aufgabe geht, das Schifflein seines SV Sonderhofen im Fahrwasser der Kreisliga zu halten. Momentan segelt die Mannschaft weit hinterher. Bis zum rettenden Ufer, auf dem zur Zeit der sonntägliche Gast Gülchsheim steht, sind es derzeit fünf Zähler. Hinter Sonderhofen kämpft der punktgleiche FC Hopferstadt ebenso um den Ligaverbleib.
Als Dritter der Vorsaison nahm der SV Sonderhofen Kurs auf diese Runde auf, um sich mit der Zeit immer weiter in den Abstiegssog zu verstricken. Bei der Suche nach Gründen fallen Zehnter einige ein. Wegen des Berufs oder des Studiums konnten einfach zu viele Spieler nicht trainieren. „In der Vorbereitung waren von 16 Spielern manchmal nur vier Leute von der ersten Mannschaft da. Das ist problematisch, kann nicht funktionieren“, weiß Zehnter. Neben der körperlichen Fitness litt das Spielverständnis. Dazu kamen Verletzungen von arrivierten Kräften, so dass das Boot langsam etwas vom Kurs abdriftete.
Bereits im Herbst kriselte es beim kleinen Klub im Ochsenfurter Gau, die Spieler sprachen sich in einer Sitzung aber einhellig für den Trainer aus. Die erste Partie in diesem Jahr, das 1:3 gegen Reichenberg, nahm Trainer Hoffmann zum Anlass, die Reißleine zu ziehen. Zu sehr nagte der sportliche Misserfolg an ihm. „Der Klaus ist ein herzensguter Kerl. Er suchte die Fehler bei sich und sagte, es sei vielleicht besser, wenn es jemand anderer macht“, schildert Zehnter. Also ging der Stab an ihn über. „Ich kenne manchen vielleicht besser, kann ihn anders anpacken. Das ist ein gewisser Vorteil.“ Einige Akteure lehrte Zehnter bereits in der D-Jugend das Fußball-Einmaleins. Mit ihnen blieb ihm der große Sprung verwehrt, als der SV vor zehn Jahren, bei den Aktiven erst in der Relegation zur Bezirksliga scheiterte.
Akteure aus der Generation sind es, die heute noch das Korsett bilden. Manche, mutmaßt Georg Zehnter, seien zuletzt „ein bisschen satt“ gewesen. Nach oben reiche es nicht, absteigen werde man auch nicht, dachten einige. Dabei hatte Zehnter schon länger orakelt, dass es in Sonderhofen wegen des fehlenden Unterbaus schwierig werde, die Kreisliga auf Dauer zu halten. Nur tröpfchenweise kommen junge Kicker nach. Also woher nehmen? „In Sonderhofen kriegst du keinen Spieler von auswärts. Die gehen eher nach Gülchsheim oder Giebelstadt“, schildert er den Standortnachteil.
Was diese Runde betrifft, ist Zehnter überzeugt, dass der Ligaverbleib gelingt. Durch den Wechsel sei „wieder mehr Feuer drin.“ Zumal die Spieler nun kapiert hätten, was die Stunde geschlagen habe. Beim Personal werden die Widrigkeiten aber nicht weniger, „es ist ein Kommen und Gehen.“ Auch Zehnter muss wohl wegen eines Faserrisses passen für das Derby gegen Gülchsheim. Er will kämpfen, denn „ich bin als Spieler noch nie abgestiegen, und das soll auch so bleiben.“ Dass er aufhören wird, daran gibt es nichts mehr zu deuteln. Leicht werde es ihm nicht fallen, das weiß er. In Sonderhofen steht sein Nachfolger mit Thomas Pfeufer bereits fest. Doch auch woanders wird Zehnter vorerst nicht als Trainer zu sehen sein. „Es reicht. Ich brauche eine Pause.“ Die wäre mit dem Klassenerhalt noch schöner.