Nach großem personellen Aderlass im Sommer hatte sich Mathias Wendel von Beginn an auf eine schwierige Runde eingestellt. Aber dass es für den VfL Kleinlangheim gleich so dick kommen würde! 0:3, 0:5, 0:9, lautete die ernüchternde Zahlenreihe in den ersten drei Spielen. Nicht genug, dass aus dem ohnehin nicht gerade üppigen Spielerkader einige Kräfte verletzungsbedingt fehlten. „Ich dachte, in Manuel Tippmann und Thomas Abel zumindest zwei gute Torhüter zu ha-ben. Dann verletzten sich alle beide. Die Nummer drei Oliver Elker ist in Urlaub, der vierte stand auch nicht zur Verfügung“, erzählt Wendel. Also musste in Rudolf Federsel kurzerhand ein Routinier ran, den Wendel bis dahin gar nicht gekannt hatte. Federsel machte seine Sache beim 1:3 vergangenen Sonntag gegen den VfL Euerbach gut, wenigstens ein Hoffnungsschimmer am bislang düsteren Horizont.
Wenn Sportleiter Ralf Müller Ursachen und Erklärungen für den freien Fall sucht, holt er etwas weiter aus. In der vergangenen Saison war der VfL nach tollem Start mit zehn Punkten aus den ersten vier Spielen am Ende gerade noch dem Abstieg entronnen. Im Sommer verabschiedeten sich die beiden verantwortlichen Spielertrainer, Arthur Eberhardt und Thorsten Seufert, und lösten offenbar eine Lawine in der Mannschaft aus. „Einige Spieler, mit denen wir fest gerechnet hatten, sind auf den letzten Drücker gewechselt. Das hat die Situation hier nicht einfacher gemacht“, so Müller. Zumal Kleinlangheims Kader bereits im Jahr zuvor nicht sehr groß gewesen war.
Der Verein stand vor der bis heute (zu) großen Herausforderung, neben Seufert und Eberhardt Stammkräfte wie Gregor Golombek, Samba Jallow oder Daniel Weckert zu ersetzen. Woher neues Personal nehmen? Ein paar verheißungsvolle Gespräche führten Müller und die Verantwortlichen mit potenziellen Kandidaten, von denen der eine oder andere auch prompt zusagte. Für einen Klub wie Kleinlangheim, so hat Müller feststellen müssen, ist es freilich schwierig, Personal zu rekrutieren. Mit Abtswind, Bayern Kitzingen und Wiesentheid lauerten gleich drei Bezirksoberligisten in unmittelbarer Nähe, die ihre Fangnetze ebenso auswerfen. Geld werde beim VfL nicht gezahlt, und so müsse man eben nehmen, was übrig bleibe, sagt Müller.
Ein Patentrezept, wie der kraftlose Klub aufzupäppeln sei, haben weder Müller noch Wendel auf die Schnelle parat. Es bleibe nichts anderes übrig, als die Genesung einiger Akteure abzuwarten. „Wenn alle Spieler an Bord sind, sind wir auch kreisligatauglich", sagt Sportleiter Müller. Wann dieser Zeitpunkt sein wird, lässt er offen. In diesen Tagen beginne der eine oder andere wieder mit dem Lauftraining. „Wir sind noch am Anfang der Runde“, sagt auch Spielertrainer Wendel ohne Anflug von Panik. Das 0:9 ge-gen den VfR Schweinfurt hatte er als „Tiefpunkt“ ausgemacht, danach sei es wieder besser gelaufen. Das 1:3 ge-gen Euerbach wertete er als deutliche Steigerung im Vergleich zu den ersten Partien.
Ein Punkt oder gar mehr aus dem Spiel an diesem Sonntag in Egenhausen, beim ebenfalls waidwunden Tabellenzwölften, wäre Balsam für das Team wie auch die Verantwortlichen. Im Anschluss stehen Aufgaben gegen Röthlein und Herlheim an. „Irgendwann muss mal ein Erfolg her. Aber die Situation ist eben so, wie sie ist. Damit müssen wir leben. Sollten wir absteigen, dann erhobenen Haupts“, sagt Müller nüchtern. 26 Begegnungen hat der VfL noch vor der Brust. Zeit genug, um sich aus der Schlinge zu ziehen.