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BILLARD: Nordlicht sorgt im Süden für Furore

BILLARD

Nordlicht sorgt im Süden für Furore

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    Volle Konzentration: Billardspieler Thore Sönksen am heimischen Tisch.
    Volle Konzentration: Billardspieler Thore Sönksen am heimischen Tisch. Foto: Foto: Alexander Rausch

    Etwas gerädert sitzt Thore Sönksen an seinem Esstisch. Aufregend waren die letzten Tage gewesen. Erst in der Nacht zuvor war er aus dem österreichischen St. Johann im Pongau zurückkehrt, wo vergangene Woche ein Turnier der Eurotour stattfand. Erstmals hatte der 48-Jährige an einem dieser Events, zu dem die besten Billardspieler Europas anreisen, teilgenommen und prompt für Furore gesorgt. Dabei versenkt er erst seit rund zwölf Jahren die kleinen Kugeln in die nicht viel größeren Löcher.

    „Das Turnier war der Hammer. Ich bin völlig ohne Erwartungen dorthin gefahren und habe gleich drei Spiele gewonnen“, kann der in Sulzfeld wohnende Sönksen seinen Erfolg noch gar nicht so recht fassen. Mit dem Österreicher Ernst Aschauer, dem Griechen Dimitris Loukatos und dem Italiener Davy Piergiovanni hatte er drei in Europas Spitze etablierte Billardspieler geschlagen und sich gehörig Respekt verschafft. Selbst gegen einen der besten Spieler des Kontinents, den Albaner Eklent Kaci, lieferte er eine starke Vorstellung und brachte den haushohen Favoriten beim Stand vom 5:7 sogar ernsthaft in Bedrängnis. Letztlich musste er sich aber doch mit 5:9 beugen. „Mein Handy stand kaum mehr still. Viele Freunde schrieben mir und waren begeistert von meiner Leistung gegen einen solchen Topspieler“, berichtet der gebürtige Schleswig-Holsteiner.

    Die deutliche 1:9-Niederlage gegen den Finnen Jani Siekkinen beendete dann aber das Turnier. Dennoch kehrte Sönksen mit unglaublichen Erfahrungen zurück nach Unterfranken. Nicht nur die Turnieratmosphäre und das internationale Flair hatten ihn beeindruckt. Auch die tollen Landschaften der Region. Letztlich war der 48-Jährige wahrscheinlich von den Tagen in Österreich so beeindruckt, wie Außenstehende von seinen Darbietungen, die Sönksens bisherigen rasanten Aufstieg in die erweiterte europäische Spitze krönten. Zuletzt hatte er auch bei den hessischen Landesmeisterschaften mit drei Medaillen auf sich aufmerksam gemacht.

    Und das, obwohl es gerade einmal 13 Jahre her ist, als den gelernten Eisengußmacher die Billard-Leidenschaft packte. Denn bis dato hatte das ehrgeizige Nordlicht dem runden Leder nachgejagt und Bälle im Netz versenkt. Gefürchtet war sein linker Hammer, der ihn beinahe zum 1. FC Nürnberg gebracht hätte. Während seines Engagements in Wiesentheid unter Ex-Cluberer Hans-Jürgen Heidenreich absolvierte er mehrere Probeeinheiten beim FCN, entschied sich aber dafür, in Unterfranken zu bleiben. Später kickte er mit Carsten Breunig und Bernd Hering in Sulzfeld in der Landesliga und spielte danach noch unter Breunig in Eibelstadt „Eine Zeit, die ich auf keinen Fall missen möchte. Ich hatte viele tolle Mitspieler und Trainer. Einfach geniale Erinnerungen“, blickt Sönksen gerne zurück.

    Als sich die Fußball-Karriere zu Ende neigte, suchte er sich eher ungewollt eine neue Leidenschaft. „Mich hat es genervt, in der Disco ständig andere beim Billard fordern zu müssen und einen Euro auf den Tisch zu legen“, erinnert sich der 48-Jährige an die Anfänge. Vom Ehrgeiz getrieben wollte er derjenige sein, der ständig herausgefordert wird, um – am besten – den ganzen Abend am Tisch zu stehen. Mit Freunden gründete er wenig später den 1. Kitzinger Billardclub, mit dem sie prompt in die Bezirksliga aufstiegen.

    Doch Sönksen wollte mehr und wechselte nach Schwebheim. Dort gelang ihm prompt der zweite Platz bei der bayerischen Meisterschaft. Später folgten mit der Mannschaft der Oberliga-Meistertitel und der Sieg bei der Landesmeisterschaft. Sönksen hatte sich in der Szene etabliert, aber noch nicht genug. Zwei Jahre versenkte er nun die Kugeln für den TV Eberstadt. Souverän hielt das mit Billardkoryphäen wie Thomas Arnold (deutscher Vizemeister) oder Shervin Rahimi (früherer Erstligaspieler) besetzte Team die Klasse. Erstmals in dessen Geschichte wurde der Verein zudem hessischer Meister. Sönksen gewann 2018 die topbesetzten Sindelfinger Open und ließ deutsche Meister, Europameister und Mosconi-Cup-Teilnehmer – Mannschaftsvergleich Europa gegen USA – hinter sich. „Ich habe im Training Extraschichten eingelegt. Es hat von Anfang an alles gepasst. Die Mannschaft war top“, spricht Sönksen mittlerweile in der Vergangenheit über die Zeit in Hessen.

    Denn in diesem Sommer kehrt er nach Franken zurück. Nachdem die Bamberger die Oberliga gehalten haben, wechselt der 48-Jährige in die oberfränkische Domstadt. „Natürlich ist das auf den ersten Blick ein Rückschritt. Aber wir wollen aufsteigen und der Verein steht dahinter“, so Sönksen, der den Aufwand – Eberstadt liegt immerhin 170 km entfernt – etwas zurückfahren möchte. Schließlich musste seine Familie im vergangenen Jahrzehnt oft zurückstecken. „Meine Frau steht voll hinter mir. Ohne sie wäre das nicht möglich. Sie interessiert sich für den Sport und trägt nahezu alles mit. Dafür bin ich ihr sehr dankbar“, kann Sönksen auf den Rückhalt durch die Familie zählen, mit der er jede freie Minute verbringt.

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