Bei Familie Latzel in Buchbrunn dreht sich vieles ums Pferd. Das sieht man rasch, wenn man sich auf dem Hof in der Ortsmitte umschaut. Viel Zeit und viel Arbeit steckt Gerhard Latzel schon seit einigen Jahren in den Pferdesport. Seit mehr als dreißig Jahren züchten die Latzels selbst Pferde. Erfolge wie die seiner 18 Jah- re alten Tochter zuletzt bei der bayerischen Meisterschaft in Marktredwitz entschädigen ein wenig für diesen Aufwand.
Elf Tiere stehen derzeit in ihren Ställen. Eines davon ist die 14 Jahre alte Gina, das derzeit vielleicht beste Pferd im Stall. Das Bayerische Halbblut, auf dem Vera den unerwarteten Erfolg schaffte, zeigt sich heute recht eigenwillig. Von Gerhard Latzel lässt es sich nicht von der Koppel führen. Da muss schon Vera selbst ran. Beide kennen sich sehr gut. Seit vier Jahren reitet Vera mit ihr bei Turnieren. "Sie sind aufeinander abgestimmt", sagt der Vater.
Bei der bayerischen Meisterschaft in der Vielseitigkeit sah es zunächst aber gar nicht gut aus für beide. Der erste der drei Teile mit der Dressur klappte zwar ohne größere Fehler. Doch beim Springen fielen die Stangen bei drei Abwürfen. "Ich lag damit eher im hinteren Drittel, wollte eigentlich schon fast heimfahren", erzählt Vera, die sich keine großen Chancen mehr im Feld der 49 Teilnehmer gab.
Der Abstand nach vorne war aber gar nicht so groß. Es folgte zum Abschluss ein Geländeritt, der es in sich hatte. Auf dem 3380 Meter langen parcours waren 22 Hindernisse zu überspringen - "mit zum Teil kniffligen Kombinationen. Es war ein anspruchsvoller technisch sehr schwieriger Kurs", blickt Gerhard Latzel zurück. Vera kam sehr gut durch, blieb nur leicht über der geforderten Zeit von 6:30 Minuten. Es dauerte lange, bis der Wettbewerb beendet war und die Resultate schließlich feststanden. Dann tauchte Vera zunächst nicht auf der Ergebnisliste auf. Es musste noch einmal nachgerechnet werden. Und nach diesem Schritt stand ihr Gesamtsieg fest.
"Ich wollte schon fast heimfahren"
Vera Latzel über ihr schlechtes Gefühl bei der Meisterschaft
Schon zum dritten Mal hatte Vera Latzel an einer bayerischen Meisterschaft teilgenommen. Nachdem sie in den Vorjahren auf Platz vier und sechs gelandet war, sah sie sich diesmal nicht unter den Favoriten. "Der Sieg war schon etwas überraschend. Ich hatte mir einen vorderen Platz ausgerechnet, aber nicht gleich den ersten", sagt Vera, die gerade auf die Berufsfachschule für Hauswirtschaft geht.
Die intensive Training mit Gina hat sich also für sie gelohnt. Einmal, manchmal auch zweimal am Tag übten die beiden in den Wochen zuvor. Einmal in der Woche trainierte Vera Latzel bei Armin Krüger in Traustadt, einem erfahrenen Military-Experten. Turniere in Sulzthal, Ansbach oder Hambach dienten der Vorbereitung. Jetzt ist Schluss mit der Saison. Im Januar geht es weiter mit der Arbeit für neue Erfolge, bis die Turniere im April 2005 wieder beginnen.
Ob sie den Titel gerne verteidigen würde? Schon, aber "du kannst ganz schnell mal stürzen", weiß Vera, die schon mit sechs Jahren bei Turnieren am Start war. Auf hohem Niveau will sie reiten - noch mehr würde mehr Zeitaufwand bedeuten, und das ist für sie kaum drin. Zudem soll Stute Gina noch einmal Nachwuchs bekommen. Auf das erste, ein dreijähriges Fohlen, hofft Vera Latzel bereits. Es wird aber noch etwas dauern, bis das Kleine vielleicht um Meistertitel reiten kann.