Seit frühester Jugend gab es für Oliver Schäffner an den Wochenenden im Wesentlichen nur eine Beschäftigung. Wenn seine Mannschaft spielte, dann stand auch der heute 33 Jahre alte Giebelstädter auf dem Platz. Seit wenigen Wochen ist das anders. Schäffner hat im Mai seine Karriere beendet - Leonie und den Knochen zuliebe. Die Prioritäten des Fußballers sind denen des Familienvaters gewichen. Der gelernte Schreiner hat sein privates Glück gefunden. Seit acht Monaten ist Töchterchen Leonie Schäffners ganzer Stolz. Die SpVgg Giebelstadt muss nun ohne ihn den Klassenverbleib stemmen. "Oliver reißt eine riesige Lücke", sagt Sportleiter Michael Lutz über den Stürmer mit Torgarantie, der in der vergangenen Spielzeit einundzwanzig Mal traf und zusammen mit René Füsser ein kongeniales Duo bildete.
Schäffner war nicht der Einzige, der den Giebelstädtern gegen die SG Hettstadt fehlte. Trainer Henry Genheimer hatte sich unter der Woche in den Sommerurlaub nach Kreta verabschiedet - auf Drängen des Vereins, der dem Meistertrainer nach einem anstrengenden Jahr zumindest sieben Tage Erholung nahe gelegt hatte.
Den ersten Schock in der noch jungen Saison erlebte Giebelstadt nach knapp einer halben Stunde. Libero Stephan Schemm, am Samstag neben Mirko Skrobar einer, der schon einst für die SpVgg in der Bezirksliga spielte, musste nach einem gegnerischen Schlag in die Nierengegend, ausscheiden. Umso überraschender ging Giebelstadt durch Stefan Marks Foulelfmeter in Führung (34. Minute), nachdem Hettstadt von Beginn an die Initiative ergriffen hatte. Sebastian Vogel, steter Unruhestifter im Giebelstädter Strafraum, zerstörte mit dem Ausgleichstreffer umgehend die Hoffnungen des Aufsteigers (39.). Als Hettstadts Thomas Matheis, der schon den Elfmeter durch ein Foul an Mario Rothenbücher verschuldet hatte, nach einem Tritt gegen Andreas Kemmer mit Rot vom Platz ging, blieben Giebelstadt noch 35 Minuten für ein zweites Tor. Auf dem kleinen Spielfeld gereichte die Überzahl jedoch nicht zum Nutzen. Im Gegenteil.
"Der Platzverweis war paradoxerweise unser Untergang", sagte Giebelstadts Michael Lutz. Oezmen Coskun erzielte nach einem gefühlvollen Schuss von der Strafraumkante das 2:1 (70.). Ernsthaft in Gefahr geriet das von Hettstadts Trainer Christian Graf gehütete Tor nicht mehr. Nur einmal hatte er sich in der zweiten Halbzeit nach einem Schuss von René Füsser strecken müssen (64.). Dennoch droht Graf im Nachhinein noch Ärger vor dem Sportgericht. Mit dem Schlusspfiff hatte er Andreas Kemmer mit beiden Händen einen Stoß versetzt. Schiedsrichter Thomas Raum wird den Vorfall weiterleiten.
SpVgg Giebelstadt: Thomas Schmitt; Stephan Schemm (28. Bernd Hirsch), Michael Weigand, Stefan Mark, Oliver Michel (71. Gjavit Pacolli), Christian Paul (86. Ferdinand Lunz), Mario Rothenbücher, Andreas Kemmer, Mirko Skrobar, René Füsser, Peter Hufnagel.
SG Hettstadt: Christian Graf; Jochen Hümmer, Dieter Hofmann, Thomas Matheis, Martin Marschner, Holger Grau (62. Marc Urkom), Kerim Bilican, Martin Handwerker, Sebastian Vogel (62. Steffen Altheimer), Michael Seubert, Coskun Oezmen.
Schiedsrichter: Thomas Raum (SV Veitshöchheim).
Gelbe Karten: Hümmer, Hofmann, Bilican, Grau, Seubert, Urkom.
Rote Karte: Matheis nach grobem Foulspiel (56.).
Zuschauer: 100 (geschätzt).
Torfolge: 1:0 Stefan Mark (34., Foulelfmeter), 1:1 Sebastian Vogel (39.), 1:2 Coskun Oezmen (70.).