Nach ihrem schwachen Saisonauftakt sind die Handballerinnen der HSG Mainfranken nun nicht wiederzuerkennen. Am Samstag gegen den HC Sulzbach/Rosenberg erzielten sie binnen zwei Wochen schon ihren dritten Sieg, den sechsten Sieg in Serie. Sie gewannen das Verfolgerduell der Landesliga Nordbayern mit dem besserplatzierten Rivalen aus der Oberpfalz überraschend deutlich mit 26:17 (14:9). Das Hinspiel hatten sie gut vier Monate zuvor nach ziemlich wehrloser Vorstellung krachend mit 23:39 verloren. Seitdem hat sich einiges verändert.
Von Anfang an war zu erkennen, dass die Partie einen anderen Verlauf nehmen sollte als das drei Tage zuvor so erfolgreiche Treffen mit Pleichach, das eine überragende Melanie Meyer mit einer zweistelligen Anzahl an Toren zugunsten ihrer Mannschaft entschieden hatte. Im Wissen um deren Stärke nahm der Gast die Rückraumspielerin der Mainfranken in kurze Deckung. Vor allem Veronika Pöllath bemühte sich darum, Meyers Drang nach vorne zu bändigen. Es dauerte nach Johanna Knauers Führungstor eine Weile, bevor Christina Plößl den Ausgleich erzielte. Es sollte zehn Minuten das einzige Tor der Gäste bleiben. „Wir haben einen Lauf“, sagte Mainfrankens Trainerin Steffi Placht zum spürbaren Selbstvertrauen ihrer Spielerinnen.
„Jeder hat sich gesteigert. Gerade unsere jungen Spielerinnen sind mutiger, aufs Tor zuzugehen.“
Steffi Placht, Trainerin der HSG Mainfranken
Dass das Ergebnis nach sechzig Minuten gleich so eindeutig ausfallen würde, das habe sie selbst so nicht erwartet. Zu verdanken war dies einerseits Mainfrankens Torfrau Stefanie Schuller, die viele Bälle parierte, und andererseits der Ungenauigkeit des Gegners, so dass dessen Würfe meist nicht aufs Tor, sondern daneben und darüber gingen. Es schien fast, als beschäftige die Tabellen-Konstellation die Gäste mehr als die vergleichsweise lässigen Gastgeberinnen, die eine geschlossene Leistung boten und ihren Vorsprung nachhaltig erhöhten. Der hätte bereits höher lauten können, doch Isabella Renner und Melanie Meyer mehrmals trafen nur den Torrahmen.
Mit einem Ordnungsruf versuchte Sulzbach/Rosenbergs Torhüterin Nicole Schultz ihre Kolleginnen auf Linie zu trimmen, nachdem sie Mitte der ersten Halbzeit den Platz Kerstin Hübners eingenommen hatte. „Wir schauen zu lange zu“, sagte sie an die Adresse ihrer Mitspielerinnen. Doch sie aufzurütteln gelang ihr auch mit ihrer lautstarken Ansage nicht. Merle Haarbrücker düpierte mehrere passive Verteidigerinnen, als sie sich einen von Schultz abwehrten Freiwurf Julia Meyers am Kreis schnappte und den Ball einfallsreich über die verdutzte Torfrau zum 12:7 ins Tor hob. Das erwartbare Vorgehen Sulzbach/Rosenbergs gegen Melanie Meyer half zwar, Mainfrankens Rückraumspezialistin bei nur drei Toren zu halten, stoppte aber zur Freude ihrer Trainerin nicht das variablere Spiel der Mannschaft. „Wir reagierten auf Melles Manndeckung flexibel, indem alle Spielerinnen Verantwortung übernahmen“, stellte Placht einen entscheidenden Unterschied zum Gegner fest. Ihren Wunsch, „dass wir eine Mannschaft sind, die von allen Positionen aus gefährlich sein kann“, sah die erfahrene Trainerin in diesem Spiel zu ihrer Zufriedenheit erfüllt. Dem Gast ging in Nicole Schiegerl die erfolgreichste Werferin ab, und ihren Mitspielerinnen gelang es nicht, ihr Fehlen durch verstärkte Zusammenarbeit zu kompensieren.
Das war auch Mainfrankens energischem Einsatz am eigenen Kreis geschuldet, wie Placht feststellte. „Mit unserer aggressiven Verteidigung kamen wir zu dem einen oder anderen Ballgewinn. Das hat mir richtig gut gefallen.“ Mit einer Serie von drei Toren setzte sich ihre Mannschaft nach dem Wechsel weiter ab, und Mitte der zweiten Halbzeit nach mehreren verwandelten Siebenmetern Janina Ruschins stieg der Abstand beim 21:12 sogar erstmals auf neun Tore. In den verbleibenden zwölf Minuten wurde der nicht geringer, weil Torfrau Stefanie Schuller weitere Würfe routiniert abwehrte.
Dass Mainfrankens Seriensiegerinnen nach zwei Dritteln der Saison als Vierter im oberen Bereich der Tabelle zu finden sind, bestätigt Plachts Prognose. „Jeder hat sich gesteigert. Gerade unsere jungen Spielerinnen sind mutiger geworden, selbst auf das Tor zu gehen, wenn sie freigespielt werden.“ So kann die Runde gern weitergehen. Neun Spiele warten bis Mitte Mai – das nächste in drei Wochen in Forchheim.
Die Statistik des Spiels HSG Mainfranken – HC Sulzbach-Rosenberg 26:17 (14:9) Mainfranken: Stefanie Schuller; Julia Meyer (6), Merle Haarbrücker (1), Christina Neeser (5), Julia Flohr, Selina Geißler (1), Selina Golm (1), Johanna Knauer (1), Janina Ruschin (6/5), Melanie Meyer (3/1), Isabella Renner (2). Sulzbach/Rosenberg: Nicole Schultz, Kerstin Hübner; Marina Krieger (2), Christina Luber, Lisa Wagner (1), Andrea Himmerer (2), Sara Ertel (2), Christina Plößl (2), Melanie Kopp (4/1), Veronika Pöllath, Katharina Mutzbauer (1), Stefanie Häckl (3/2). Schiedsrichter: Tobias Gütle und Nikolas Wolf (TS Herzogenaurach). Zuschauer: 60. Zeitstrafen: 6:14 Minuten (Haarbrücker, Golm, Flohr; 2x Luber, 2x Wagner, Krieger, Kopp, Häckl). Siebenmeter: 7:3 (6:3 verwandelt). Spielfilm: 2:1 (5.), 4:2 (10.), 7:4 (15.), 10:6 (20.), 12:7 (24.), 14:9 (Halbzeit); 17:9 (34.), 17:11 (41.), 20:12 (45.), 23:14 (50.), 24:16 (56.), 26:17 (Endstand).