Für Martin Skorepa ist Taekwondo mehr als nur eine Sportart. Er ist fasziniert davon, sieht es als Lebenseinstellung. Skorepa hat sich der traditionellen Variante verschrieben, die eher als Kampfkunst durchgeht denn als Kampfsport. Die gibt er an andere weiter. 2002 hat der Wiesentheider die Abteilung Taekwondo beim TSV/DJK Wiesentheid gegründet, die er seither leitet. Beim Verein verbucht die Sparte nicht zuletzt seinetwegen regen Zulauf. Derzeit sind rund 30 Leute beim Training – vom Acht- bis zum über 60-Jährigen reicht die Spanne.
Skorepa selbst steht kurz vor dem Ziel. Legt er demnächst die Prüfung zum 5. Dan ab, hat er alle Stufen in der aus Korea stammenden Kampfkunst erklommen. Zum fünften Mal den schwarzen Gürtel, mehr geht im Grunde nicht. „Von den Prüfungen her habe ich alles erreicht“, sagt der 53-Jährige. „Mein Ziel ist es, das ein Leben lang zu machen, körperlich fit zu bleiben und es weiterzugeben.“ Seit seinem 1. Dan sind zwanzig Jahre vergangen.
Körper und Geist in Balance
Zwischen jedem Dan muss gewisse Zeit verstreichen. Den schwarzen Gürtel erhalte man erst ab 18 Jahren, weil auch eine geistige Reife vorhanden sein soll, erklärt Skorepa. Generell gehe es nicht darum, so schnell wie möglich den nächsten Gürtel zu bekommen. Man solle Taekwondo leben, verstehen und auch wertschätzen. Körper und Geist in Einklang zu bringen gilt als Mantra bei Skorepas Lieblingssport. Die traditionelle Variante zielt weniger darauf ab, einen Gegner zu bezwingen. Vereinfacht gesagt, wird dabei das Gleichgewicht, die Verbindung Auge-Hand-Fuß, also die Koordination, geschult und trainiert – genauso wie die gesamte Beweglichkeit.
Ursprünglich ist Taekwondo eine koreanische Kampfkunst, die sich aus dem japanischen Karate heraus entwickelt hat. Das Wort selbst setzt sich aus drei Silben zusammen: Fußtechnik (tae), Handtechnik (kwon) und Weg (do). „Der Weg mit Faust und Fuß“, so kann der Begriff interpretiert werden. Der Sport macht umso mehr Spaß, je länger man ihn betreibe, so Martin Skorepa. Gerade das „Do“, also das Geistige, stelle sich erst mit der Zeit ein.
Wichtig sei beim Taekwondo, eine gewisse Disziplin zu zeigen. Etikette wie Pünktlichkeit beim Training, alle grüßen, Respekt vor dem Gegner, das gehört nach den ursprünglichen Regeln auch dazu. Es gelte, dran zu bleiben, seinen Kopf zu benutzen. Kindern dies zu vermitteln werde heute immer schwieriger. „Viele verfügen nicht über das Durchhaltevermögen, verlieren die Lust. Im Prinzip ist Taekwondo ein Gegensatz zu unserer heutigen schnelllebigen Zeit“, meint Skorepa.
Der Kampfsport ist und bleibt sein Ding. „Ich habe auch Mannschaftssport probiert, aber darin konnte ich nicht so aufgehen“, erzählt er. „Hier machst du das für dich selbst.“ Zunächst ging er mit 18 Jahren zum Fitnesstraining, dann stieß Skorepa zu Robert Dreßler, der einst Taekwondo in Wiesentheid und Kitzingen lehrte. Als dieser aufhörte, wechselte er zum Verein nach Zeilitzheim. Durch seine Söhne, die schon früh mit Taekwondo anfingen, entstand die Idee, die Abteilung in Wiesentheid wiederzubeleben.
Längst hat Skorepa seinen Schein als Übungsleiter beim BLSV gemacht. Regelmäßig trifft er sich mit Gleichgesinnten aus anderen Vereinen, die ebenfalls das traditionelle Taekwondo anbieten, und tauscht sich mit ihnen aus. Auch Erfolge haben sich bei Skorepa mittlerweile eingestellt. Da er ohnehin als Kampfrichter bei den deutschen Meisterschaften gewesen wäre, entschloss er sich im vergangenen Jahr, dort erstmals auch im Formenlauf, einer Teildisziplin des Taekwondo, teilzunehmen. Er gewann in seiner Altersklasse und wurde insgesamt Zweiter unter allen Schwarzgurt-Trägern.
Täglich macht Skorepa derzeit seine Übungen – auch wegen der anstehenden Prüfung. Fünf Bestandteile gilt es dabei zu beherrschen. Das sind die Grundtechniken, der Ein-Schritt-Kampf, der Freikampf in der Selbstverteidigung, der Formenlauf und der Bruchtest. Nachdem er jahrelang mit Arthrose zu kämpfen hatte, ist Martin Skorepa nun schmerzfrei. Zwei Hüftoperationen, und seine Beschwerden waren weg. „Ich konnte mich noch nie so gut bewegen wie jetzt“, erzählt er fröhlich.
Die asiatische Kultur sagt ihm übrigens nicht nur beim Sport zu. So ist Skorepa begeisterter Bonsai-Gärtner. Um diese Kunst zu lernen, hat er zur Weiterbildung eine Schule besucht. In seinem Gartenteich schwimmen Kois. Und 2018 machte er eine Japan-Rundreise, die ihn begeisterte. „Das Fernöstliche“, sagt er, „fasziniert mich eben.“