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Motorsport: Uwe Lang als Gipfelstürmer der besonderen Art

Motorsport

Uwe Lang als Gipfelstürmer der besonderen Art

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    Viel Arbeit für den Meister: Der Schweinfurter Bergrennfahrer Uwe Lang baut in einer Garage derzeit sein Fahrzeug für die im Mai beginnende neue Saison auf.
    Viel Arbeit für den Meister: Der Schweinfurter Bergrennfahrer Uwe Lang baut in einer Garage derzeit sein Fahrzeug für die im Mai beginnende neue Saison auf. Foto: Foto: Oliver Schikora

    Für Zartbesaitete ist Motorsport ohnehin nicht das richtige. Wer sich vor vor schnellen Autos, atemraubender Beschleunigung und in die Magengrube fahrenden Bremswerten ängstigt, der sollte sich sowieso nicht in ein Formel-Fahrzeug setzen und Bergrennen fahren. In eisigkalten Tagen wie zuletzt freilich muss man schon einen besonderen Hang zum Motorsport haben, wenn man sich immer noch in eine Garage stellt und am Auto bastelt statt gemütlich daheim im warmen Wohnzimmer zu sitzen.

    Bei fünfzehn Grad minus wird es selbst dem amtierenden Bergmeister Uwe Lang aus Schweinfurt zu kalt in seiner außerhalb von Sulzheim gelegenen Garage, in der er schon seit seinem Einstieg in den Motorsport vor über zwanzig Jahren schraubt. Doch der 47 Jahre alte Maschinenschlosser ist Motorsportler mit Leib und Seele. „Ich verbringe jede freie Minute am Auto.“ Und einer der erfolgreichsten noch dazu. Dreimal setzte er sich als deutscher Automobilbergmeister die Krone des Bergrennkönigs auf – zum ersten Mal 2007, zuletzt zweimal am Stück in der Saison 2010 und 2011. Das verleiht zwar eine gewisse Gelassenheit vor der kommenden Saison, der Ehrgeiz aber brennt nach wie vor in Lang.

    Ob das Fahrzeug – ein im Moment quasi nur noch schemenhaft erkennbarer Osella PA 20 S mit einem Drei-Liter-BMW-Motor aus dem M 3 und über 360 PS stark – zu Saisonbeginn Anfang Mai fertig ist, ist offen. „Wir konzentrieren uns auf das neue Auto, ich bin ja schon Meister“, sagt Lang. Das Fahrzeug, das 1994 vom Band lief und das er im Jahr 2000 gekauft hat, kennt er wie seine Westentasche. „Ich baue es mittlerweile blind auseinander“, sagt Lang.

    Für die neue Saison hat er sich eine Runderneuerung vorgenommen, die das Auto nicht nur leichter, sondern noch schneller und leistungsstärker machen solle. Der Osella sieht ohnehin schon aus, als sei er eigentlich für ein Rennen in Le Mans konstruiert, seine Sprintwerte sind beängstigend gut, und das Leistungsgewicht ist mit 1,86 Kilo pro Pferdestärke so atemberaubend, dass nicht einmal ein aktuelles DTM-Fahrzeug mithalten kann, wenn Uwe Lang aufs Gaspedal tritt. Lang hatte sich überlegt, mit seinem Wagen in der Bergrennsport-Europameisterschaft an den Start zu gehen, das komplizierte Reglement und immer noch andauernde Diskussionen mit dem deutschen und dem internationalen Rennsport-Verband über den Sinn gewisser Vorgaben für die Fahrzeuge haben ihn aber davon abgebracht. Stattdessen fährt er weiterhin im deutschen Sportwagen-Berg-Cup.

    Schalldämpfer, Kat und normales Tankstellenbenzin bleiben Standard. Der Tüftler mit dem Benzin im Blut hat sich mit seinem Team aber manches ausgedacht, das Auto schneller zu machen. Gefeilt wird an der Aerodynamik, der Unterboden wird verbessert und im Prinzip so gebaut wie der Diffusor aus dem Formel-1-Fahrzeug, in dem Jenson Button 2009 die Weltmeisterschaft gewann. Mit Karbonverkleidungen an Stelle von Aluminiumblechen soll Gewicht gespart werden, und auch die vorderen Stoßdämpfer werden versetzt, um an der Front aerodynamisch bessere Bedingungen zu schaffen. Uwe Lang will es schaffen, das Leergewicht des Autos von jetzt 608 Kilogramm auf 580 zu reduzieren – in Verbindung mit dem modifizierten Drei-Liter-Aggregat aus dem BMW, das durch andere Ventile, Kolben, Nocken- und Kurbelwelle so-wie ein modifiziertes Motormanagement von 360 PS auf über 400 Pferdestärken gebracht wird, würde das den Wagen noch mal ungleich schneller machen.

    Leisten kann man sich den Motorsport im Übrigen nur mit viel Enthusiasmus, „eigenem Geld“, Sponsoren aus der Region und mit viel Verständnis der Familie. Langs Frau Andrea ist neben den drei Mechanikern bei den Rennen stets dabei. Reich wird man mit Bergrennsport sicher nicht, aber auf die Frage, warum er nach zwanzig Jahren noch immer vom Motorsport-Virus infiziert sei, kommt Uwe Langs Antwort wie aus der Pistole geschossen. „Weil es Spaß macht.“ Ein Ende der Karriere ist nicht in Sicht – auch wenn sein Sohn Georg, der nicht nur dem Vater im Sommer bei den Autorennen zur Hand geht, sondern auch beim Eishockey-Bayernligaklub ERV Schweinfurt übers Eis jagt, gern selbst das Steuer übernehmen würde. „Ich will schon noch einige Jahre fahren“, sagt der 47-Jährige. „Das Besondere am Bergrennen ist, dass man auf den Punkt fit sein muss. Man muss alles aus dem Auto und aus sich selbst herausholen und hat dafür nur ein oder zwei Läufe. Da muss es einfach passen.“

    Hinzu kommt, dass Uwe Lang, der nach einer kurzen Station als Rallye-Beifahrer Mitte der 1980er-Jahre mit Slalomsport begann und seine ersten Bergrennsport-Erfahrungen in einem Opel Ascona machte, nicht nur einer der besten Bastler im Feld ist – er ist auch einer der besten Fahrer. Bisher hatte er in seiner Laufbahn nur zwei größere Unfälle, er ist kein Hasardeur, der immer alles auf eine Karte setzt, sondern ein besonnener Rennfahrer, der sich stundenlang mit der Datenaufzeichnung befasst, um die letzten Zehntelsekunden zu finden, die den Sieg bringen. Und wenn er sich dafür bei Minusgraden in die Garage stellen muss.

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