Zum Spitzenspiel diesen Sonntag muss Ülkemspor Kitzingen umziehen. Nicht auf seinem gewohnten Platz am Bleichwasen tritt der türkische Fußballklub aus Kitzingen als B-Klassen-Zweiter gegen den SC Schernau an, sondern auf dem neuen Kunstrasen der Stadt im Sickergrund. Das geschieht nicht aus taktischen, sondern aus tierischen Gründen. Die Maulwürfe haben den Rasen am Main seit einiger Zeit dermaßen in der Kur, dass die Verletzungsgefahr mittlerweile zu groß ist.
„Das fing schon im Frühjahr an. Die Spieler kamen bei den Heimspielen meist etwas früher, um erst einmal die Maulwurfslöcher einigermaßen zuzumachen. Es wurde immer schlimmer“, schildert es Ülkemspor-Sportleiter Arif Cakar. Ülkemspor musste handeln. Erst vor zwei Wochen wollte der Schiedsrichter das Spiel gegen die Bibergauer Reserve gar nicht anpfeifen. Also blieb nichts anderes übrig, als bei der Stadt Kitzingen nachzufragen. Dort sah man das Problem und genehmigte dem Verein die Nutzung des Kunstrasens für die Spiele bis zur Winterpause.
Die Maulwürfe sind das derzeit vielleicht größte Problem, das Ülkemspor hat. Denn die neue Ausrichtung des 2009 gegründete Vereins läuft bislang gut, wie Sportleiter Cakar und auch Trainer Turgay Arayici betonen. Nicht so sehr auf den sportlichen Erfolg ist das Konzept dort ausgelegt. „Wir wollen, dass eine gute und familiäre Atmosphäre herrscht, dass wir Respekt untereinander haben und auch dem Gegner und dem Schiedsrichter entgegen bringen“, formuliert es Sportleiter Cakar. Spieler, wie auch Zuschauer, sollen gerne zu dem Klub kommen. der nicht nur für türkisch stämmige Kicker, sondern genauso für deutsche und andere Nationalitäten offen ist, wie Cakar betont.
Ausschlag zum Umdenken gab die Saison 2016/17, in der Ülkemspor als Vorletzter sportlich die schlechteste Runde der Vereinsgeschichte hinlegte und als Vorletzter der B-Klasse abschloss. Obwohl der Erfolg auch wegen einiger Abgänge aus blieb, rückten die übrig gebliebenen Spieler enger zusammen und identifizierten sich mit dem Klub. Die Verantwortlichen entschlossen sich zum Neuanfang. Mit der Zeit kehrte der eine oder andere Spieler wieder zurück, andere wurden angesprochen, die aufgehört hatten oder noch gar nicht im Verein aktiv waren. Mit Turgay Arayici wurde ein Trainer gewonnen, der das Konzept unterstützt. „Sauberen und vernünftigen Fußball spielen, Spaß haben. Der Erfolg kommt von alleine“, beschreibt er es. Im Vorjahr reichte es bereits für Platz drei.
Gute Fußballer hat Trainer Arayici einige im Kader, die teils schon höherklassig aktiv waren. Bei einigen müsse er das südländische Temperament bisweilen schon zügeln. „Reden, reden, reden. Wenn einer aus der Reihe tanzt, muss er eben pausieren“, nennt Arayici sein Rezept. Eine höhere Liga sei sicher möglich, zunächst müsse man erst einmal die Strukturen dazu schaffen. Vor dem Topspiel gegen Schernau hat Ülkemspor einige Verletzungssogen. Gerade hier sei es gut, dass der Verein eine zweite Mannschaft habe, auf die er zurückgreifen könne.