Kitzingen - Der SSV Kitzingen residiert nach dem 3:2 (1:2)-Sieg gegen den TSV Uettingen auf Tabellenplatz eins.
Er ist ein patenter junger Mann. Sebastian Linz, der 21 Jahre alte Postangestellte aus Strullendorf bei Bamberg, kümmert sich in seinem Beruf allmorgendlich um die Zustellung von Briefen und Paketen. Am Wochenende führt es Linz als Schiedsrichter für gewöhnlich quer durch Franken. Am Sonntag war er für die Kreisliga-Begegnung zwischen dem SSV Kitzingen und dem TSV Uettingen eingeteilt worden. Für die beiden Mannschaften ging es um die Tabellenführung, für Linz, der bereits in der Bezirksoberliga pfiff, um einen tadellosen Arbeitseinsatz.
"Eigentlich müsste man bei diesem scheußlichen Wetter seine langen Unterhosen auspacken", sagte Linz angesichts des nasskalten Klimas an diesem meteorologisch tristen Nachmittag, als er sich vor dem Spiel in seine kurze Schiedsrichter- kluft zwängte. Zweieinhalb Stunden später saß Linz, frisch geduscht und gegelt, in der wohlig beheizten Sportgaststätte des SSV Kitzingen bei einem Weißbier und wartete auf sein Abendessen. Linz war ein umsichtiger Leiter des Spitzenspiels, der auf dem Platz den Dialog mit Spielern und Verantwortlichen gesucht hatte. Dennoch sahen ihn gerade die Kitzinger trotz ihres Erfolges später in der Kritik. In der 53. Minute zeigte Linz Mehmet Magrali nach einem Foulspiel von der Seite an Uettingens Fabian Grimm die Rote Karte. "Der Kitzinger ging ohne jede Chance auf den Ball mit gestrecktem Bein in den Mann. Rot sieht das Regelwerk seit dieser Saison vor", sagte der Unparteiische, der später auch noch Bernd Wenkheimer, Kitzingens Trainer, seines Arbeitsplatzes verwies (60. Minute). Doch auch in den übrigen heiklen Szenen lag Sebastian Linz mit seinen Entscheidungen richtig. Heiko Arndt stieß mit beiden Händen Uettingens Udo Müller im Kitzinger Strafraum um. Linz gab Elfmeter, den Andrej Krivoruchko zum 2:1-Führungstreffer nutzte (41.). Es war von Beginn an eine packende Partie gewesen, in der sich lange Zeit keiner der Konkurrenten den entscheidenden Vorsprung verschaffen konnte. Jochen Meckeleins Aufsetzer aus zwanzig Metern brachte den Gästen die frühe Führung (5.), ehe der Kitzinger Tyron Gatzke die Lücke zwischen Oliver Scheller und Leroy Fuchs zum Ausgleich fand (36.). Nach Özkan Sarioglans Ausgleichstor zum 2:2 Minuten nach der Pause und dem Kitzinger Platzverweis war Uettingen hingegen nicht imstande, die Initiative an sich zu reißen. "Wir hätten den Gegner müde laufen müssen", sagte TSV-Trainer Horst Gensler, der in der Folge auf Michael Pöschl verzichten musste. Uettingens Libero, bereits mit Gelb verwarnt, unterband einen Kitzinger Angriff mit der Hand. Schiedsrichter Linz handelte richtig und schickte Pöschl mit Gelb-Rot vom Feld (71.). Die Entscheidung folgte dank eines Fehlgriffes des Uettinger Torhüters Peter Bechold, der Gatzke im Strafraum rempelte. Marco Renner traf per Elfmeter zum 3:2 (79.), das den SSV wieder an die Tabellenspitze hievte. "Kämpferisch waren wir voll auf der Höhe", sagte Bernd Wenkheimer.
Kitzingen: Markus Jung; Marco Renner,
Mehmet Magrali, Marcel Weltner, Jörg
Otto, Özkan Sarioglan, Heiko Arndt, Eren
Sürmen (46. Alexander Draxler), Christo-
pher Soldner (46. Florian Rumpel), Tyron
Gatzke, Stefan Wagner (65. Özkan Özde-
mir).
Uettingen: Peter Bechold; Michael Pöschl,
Leroy Fuchs (83. Jens Schindler), Udo Mül-
ler, Ralf Sieke (80. Martin Wiesinger), Oli-
ver Scheller, Ralph Rupprecht, Kevin Köh-
ler (63. Jens Wiesinger), Jochen Mecke-
lein, Andrej Krivoruchko, Fabian Grimm.
Schiedsrichter: Sebastian Linz (FC Strul-
lendorf).
Zuschauer: 180 (geschätzt).
Gelbe Karten: Wagner, Sarioglan, Drax-
ler; Meckelein, Pöschl, Rupprecht, Bechold.
Gelb-Rote Karte: Pöschl wegen Hand-
spiels (71.).
Rote Karte: Magrali wegen groben Foul-
spiels (51.).
Tore: 0:1 Jochen Meckelein (5.), 1:1 Tyron
Gatzke (36.), 1:2 Andrej Krivoruchko (41.,
Foulelfmeter), 2:2 Özkan Sarioglan (48.),
3:2 Marco Renner (79., Foulelfmeter).