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FUSSBALL: LANDESLIGA NORDWEST: Wettengel wählt Ende mit Schrecken

FUSSBALL: LANDESLIGA NORDWEST

Wettengel wählt Ende mit Schrecken

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    Braucht es da noch Worte? Frank Wettengel (links) und sein designierter Nachfolger Björn Auer, aufgenommen im Oktober bei Bayern Kitzingens 1:4 gegen Kleinrinderfeld.
    Braucht es da noch Worte? Frank Wettengel (links) und sein designierter Nachfolger Björn Auer, aufgenommen im Oktober bei Bayern Kitzingens 1:4 gegen Kleinrinderfeld. Foto: Foto: Jürgen Sterzbach

    Nun ist also auch noch der Trainer weg. Als habe der Fußball-Landesligist Bayern Kitzingen in diesen Tagen nicht schon genug Probleme, musste er am Montagabend den Rücktritt Frank Wettengels als Coach der ersten Mannschaft hinnehmen. Wettengel hatte seinen Posten erst im Juni angetreten und war voller Hoffnungen an den Bayernplatz gekommen. Fünf Monate später gilt es bloß noch die Scherben zusammenzukehren. Vor Wettengel hatten sich bereits drei Spieler verabschiedet: Jannik Feidel, Tim und Niko Pfaffendorf, Ende Oktober im Unfrieden vom Klub gegangen. Ziel unbekannt, Hauptsache weg.

    Vergangenen Sonntag hat der Verein feststellen müssen: Es geht immer noch ein bisschen tiefer. Mit dem 0:4 in Schwebenried, wo die Kitzinger in neunzig Minuten nicht eine richtige Torchance besaßen, hat sich der Niedergang beschleunigt und der Trend nach unten fortgesetzt. Das Team ist nur noch einen Platz vom Tabellenende entfernt und bestreitet Samstag in einer Woche das ultimative Kellerduell beim Letzten, dem FC Eintracht Bamberg, noch so ein vom Schicksal Gebeutelter in diesen Tagen. Für Trainer Wettengel war es des Schlechten zu viel, was die Mannschaft jüngst in Schwebenried bot. Er erbat sich noch einen Tag Bedenkzeit, manchmal ist es ja gar nicht so schlecht, mal eine Nacht zu schlafen, um sein Mütchen zu kühlen.

    Doch auch mit gewissem Abstand kam er zur Einsicht, dass das so nichts mehr bringt. Montag informierte er Sportleiter Stefan Güntner, dass er zurücktreten werde, nachdem er schon Sonntag nach dem Spiel Redebedarf für diese Woche angemahnt hatte.

    Ein Auftritt macht sprachlos

    „Auf die Schnelle war das die sinnvollste Reaktion“, sagt Wettengel im Gespräch mit der Redaktion über seinen Schritt, der – auch aufgrund dieser Aussage – als Affekthandlung verstanden werden könnte. In Wahrheit aber ist es wohl das Ergebnis längerer Beobachtungen und Entwicklungen. Schon Mitte Oktober, beim desaströsen 1:4 gegen Kleinrinderfeld, hatte die Mannschaft – oder besser, das was von ihr übrig war, nämlich die Summe ihrer Einzelteile – den Trainer rat- und sprachlos zurückgelassen. So ein Auftritt konnte nicht folgenlos bleiben. Mühsam versuchten sich Spieler und Trainer in den folgenden Tagen daran, die Risse zu kitten. Es blieb nur Kosmetik.

    Schon kurz darauf kam erneut das ungeschminkte Gesicht dieses Teams zum Vorschein. Er habe, sagt Wettengel, das Gefühl gewonnen, dass ihm die Spieler „nicht mehr so zuhören“. Was bleibt einem Trainer da anderes, als die Konsequenz zu ziehen und zu gehen? Auf die Frage, ob es nach fünf Monaten nicht zu früh sei, sich endgültig zu trennen, hat Wettengel vielsagend geantwortet: „Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.“

    „Vielleicht braucht es eine andere Ansprache“, sagt der 43-Jährige. Die soll nun Björn Auer finden, Wettengels Co-Trainer und Vorgänger. Auer war im April 2016 auf den Posten gekommen, als sich der Klub wegen anhaltender Erfolglosigkeit von Tamer Yigit getrennt hatte – nach zehn Monaten im Amt. Wettengel benötigte gerade noch fünf Monate, um sich in Kitzingen aufzureiben. Bei Yigits Vorgänger Wolfgang Schneider waren es immerhin 27 Monate. Die Halbwertszeit der Kandidaten sinkt dramatisch.

    Die Bayern und ihre Trainer: Das war die letzte Zeit eine Serie großer Missverständnisse: Michael Rieger, Martin Stöhr, Wolfgang Schneider, Tamer Yigit, nun Wettengel: Die Liste der suspendierten und freiwillig ausgeschiedenen Trainer ist lang. Natürlich ist nie nur eine Seite schuld, wenn zwei sich trennen. Aber bei dieser Häufigkeit darf man schon die Frage stellen, ob der Verein nicht ein strukturelles Problem hat.

    Ob das tatsächlich so ist und wie es nun weitergehen soll in der Landesliga (oder wo auch immer), hätte man gerne mit einem wie Stefan Güntner besprochen. Doch der 35-Jährige, auf der Vereins-Webseite als „Sportleiter aktive“ benannt, schweigt zu all dem und lässt lieber eine Pressemitteilung sprechen. In dürren Worten danken die Bayern, wie das Brauch ist, ihrem Trainer für die „stets vertrauensvolle Zusammenarbeit“. Man bedaure die Entscheidung und sei „nach wie vor von der Fachkompetenz des Trainers überzeugt“.

    Der Sportleiter blockt ab

    Gezielte Nachfragen bügelt Güntner am Telefon ab, er verweist darauf, dass er „nur Ausschussmitglied“ sei. Überhaupt habe er nicht vor, sich zu äußern – nicht gegenüber dieser Redaktion, der er eine Kampagne unterstellt. „Es geht doch nur darum, Bay-ern Kitzingen in ein schlechtes Licht zu rücken“, sagt er mit Blick auf die Berichterstattung über den Verein in dieser Zeitung. Das macht die Sache nicht besser.

    Es ist einiges ins Rollen und viel in Bewegung geraten, und manches ist ins Stocken gekommen: Bayern Kitzingen ringt im Herbst 2016 mit Aufbruch und Stillstand gleichermaßen, aber selten, vielleicht noch nie in seiner 105-jährigen Geschichte war dieser Klub derart hin- und hergerissen zwischen den Extremen: Da ist einerseits eine Mannschaft, die ihre Lust am Untergang zelebriert und immer neue Leistungstiefen auslotet, und da ist andererseits ein Verein, der sich zu verändern und zu erneuern versucht und dabei nur sehr, sehr mühsam vorankommt. Noch immer gibt es keinen Termin für die jährliche Generalversammlung, auf der unter anderem ein neuer Klubvorstand gewählt werden soll – es fehlt schlicht an Kandidaten für all die Posten, die zu besetzen sind.

    Wenigstens an einer Front kann Bayern Kitzingen Entwarnung geben: Finanziell ist, wie Insider versichern, alles geregelt, der Klub schon seit geraumer Zeit wieder entschuldet und die Zukunft des Vereinsheims gesichert.

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