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HSC-Torhüter Oliver Knechel:Teamplayer und Individualist

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HSC-Torhüter Oliver Knechel:Teamplayer und Individualist

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    Oliver Krechel, der Torhüter des HSC 2000 Coburg in der 2. Bundesliga, lebt den Handballsport. Jede seiner Paraden bejubelt er euphorisch.
    Oliver Krechel, der Torhüter des HSC 2000 Coburg in der 2. Bundesliga, lebt den Handballsport. Jede seiner Paraden bejubelt er euphorisch. Foto: Uwe Gick

    Wer Oliver Krechel schon einmal an seinem „Arbeitsplatz“ gesehen hat, kennt ihn vor allem so: hoch konzentriert, absolut engagiert und durchaus impulsiv. Das steckt an. Wenn er nach einer seiner Paraden in der Coburger HUK-Arena die Fäuste ballt oder die Arme nach oben reißt, steht die Halle Kopf. Im persönlichen Gespräch wirkt der 25-Jährige hingegen völlig entspannt und fokussiert zugleich. Man merkt: Der junge Mann hat eine Mission. Immerhin ist Oliver Krechel Torhüter des HSC 2000 Coburg und somit Bestandteil des spannendsten Handballprojekts, das die Region zu bieten hat. Am vorläufigen Höhepunkt dieses Projekts soll der Aufstieg in die 1. Bundesliga stehen. Und Oliver Krechel wird alles dafür tun, um seinen Beitrag dazu zu leisten.

    Derzeit sieht es für die Vestestädter gar nicht schlecht aus: Tabellenplatz drei, der den Aufstieg bedeuten würde, fünf Punkte Vorsprung auf den Vierten und ein richtig starker Kader. „Jeder von uns wäre enttäuscht, wenn wir es am Ende der Saison nicht schaffen würden“, gibt Olli zu, warnt aber zugleich vor verfrühter Euphorie. „Die Saison ist noch unheimlich lang und die Konkurrenz bärenstark“, gibt der 25-Jährige aus dem Sauerland zu bedenken.

    „Jeder von uns wäre enttäuscht, wenn wir es am Ende der Saison nicht schaffen würden.“

    HSC-Torhüter Oliver Krechel zum angestrebten Erstliga-Aufstieg

    Das Spiel von vergangener Woche bestätigt seine Einschätzung. Beim derzeitigen Tabellen-18. SV Henstedt-Ulzburg reichte es mit viel Glück zu einem denkbar knappen 27:26-Arbeitssieg. Aber: „Im vergangenen Jahr hätten wir so ein Spiel noch verloren“, glaubt Krechel und spricht damit genau jenen Aspekt an, der den HSC zu Recht hoffnungsvoll auf die 18 noch ausstehenden Saisonspiele blicken lässt.

    Spätestens seit 2013 wird in Sachen Handball in Coburg nämlich nichts mehr dem Zufall überlassen. Mit der Saison 2013/14 übernahm Jan Gorr als Cheftrainer das Ruder der Herrenmannschaft. Und unter seiner Regie hat sich der HSC von der 3. Liga bis an die Tür zur 1. Liga hochgearbeitet. Frische Kräfte kamen, viele gingen auch wieder; das galt auch für zahlreiche Altgediente. Einige wenige blieben – einer von ihnen: Oliver Krechel. Er wechselte bereits 2012 in die Vestestadt und kann demnach die Entwicklung des HSC in den vergangenen Jahren sehr gut beurteilen.

    Gorr und Heyder mit großem Anteil

    „In den letzten dreieinhalb Jahren ist der Verein in allen Bereichen gewachsen und professioneller geworden. Daran haben Jan Gorr und natürlich auch Wolfgang Heyder als Geschäftsführer im Hintergrund sehr großen Anteil.“ Und dennoch weiß Oliver Krechel, wer letztendlich für den Erfolg hauptverantwortlich ist: „Das ist die Mannschaft. Bei uns ist die Mannschaft der Star. Das macht uns so stark!“

    Was der Keeper des HSC anspricht, ist nichts anderes als echter Teamgeist. Das Verblüffende daran ist, dass sich dieser Zusammenhalt trotz der zuletzt zahlreichen personellen Veränderungen entwickelt hat. Olli schwärmt von der guten Mischung aus Jung und Alt, der offenen Gesprächskultur und der Harmonie innerhalb der Mannschaft und mit dem Trainergespann. Das erinnert stark an die deutsche Nationalmannschaft – auch wenn diese deutlich jünger als der derzeitige HSC-Kader ist.

    Rückenwind durch EM-Erfolg

    Und dennoch: Den guten Geist der Nationalmannschaft spürt man dieser Tage auch beim HSC. „Beim Plausch im Fitness-Studio klopfen dir die Leute auf die Schulter und drücken ihre Begeisterung für unsere Sportart aus“, so der 1,99 Meter große Torhüter, der aber zeitgleich auch feststellt: „Viele von den plötzlichen Handball-Begeisterten geben im selben Atemzug zu, dass sie noch nie bei einem HSC-Spiel waren. Das wird sich jetzt hoffentlich ändern.“ Der durch den EM-Titel entstandene Rückenwind soll auch den HSC in der Rückrunde der 2. Bundesliga beflügeln.

    Hinzu kommt, dass spätestens seit dem Europameisterschaftstitel selbst der Handball-Laie weiß, dass die Spiele nicht selten auf der Torhüter-Position entschieden werden. Mit den Paraden eines Andreas Wolff im Hinterkopf steht zwangsläufig auch der Mann zwischen den HSC-Pfosten unter der besonderen Beobachtung der Zuschauer – eine Herausforderung, der sich Oliver Krechel nur zu gerne stellt.

    Dies tut er seit der D-Jugend. „Anfangs spielte ich im Feld. Als unsere Torhüter aber nichts zu halten bekamen, habe ich das in die Hand genommen“, erklärt der HSC-Keeper grinsend und verrät damit, was ihn seit jeher antreibt: „Ich will nicht verlieren!“

    Um die Eigenheiten seiner Zunft weiß auch Oliver Krechel: „Torhüter müssen natürlich ein Stück weit verrückt sein. Wer lässt sich schon gerne mit Bällen von über 100 Stundenkilometern bewerfen?“ Und doch ist es gerade die besondere Rolle eines Torhüters, die den ausgebildeten Bankkaufmann so reizt. „Als Torhüter bist du Teamplayer und Individualist zugleich. Du bist vom Zusammenspiel mit der eigenen Abwehr abhängig. Die Bälle musst du letztendlich aber selbst und allein halten“, beschreibt er seine Rolle.

    Dabei weiß Oliver Krechel trotz seiner noch jungen Jahre sehr wohl, wie wichtig die Unterstützung der Mannschaft und des Umfeldes ist. Als er 2011 als frisch gebackener Junioren-Weltmeister nach Leipzig wechselt, sind die Erwartungen groß. Doch Olli scheitert dort aus unterschiedlichen Gründen, aber vor allem deshalb, weil sein Selbstvertrauen am Tiefpunkt angelangt ist. 2012 wechselt er mitten in der Saison von der 2. in die 3. Liga – zum HSC 2000 Coburg. Hier findet er schnell wieder die Lust am Handball und gewinnt als Mann aus dem Ruhrgebiet Coburger Land und Leute lieb. „Es ist toll, wenn man selbst in der Fußgängerzone positives Feedback erhält!“

    Vertrag bis 2017 – und dann?

    Der Vertrag von Oliver Krechel beim HSC läuft noch bis 2017. „Auch deshalb wäre der Aufstieg in diesem Jahr natürlich eine Wahnsinnssache“, erklärt er. Doch seine Mission wäre damit nicht beendet. Ist denn der Torhüter Oliver Krechel auch bereit für die 1. Liga? Die Antwort folgt prompt: „Auf jeden Fall! Ich will auch in der 1. Liga fester Bestandteil der Mannschaft sein. Mein Weg hier in Coburg darf nicht mit dem Aufstieg enden.“

    Dafür arbeitet Oliver Krechel hart. Neben den täglichen zwei Trainingseinheiten mit der Mannschaft feilt Olli zusätzlich an seiner Fitness und Athletik. Zu Beginn der laufenden Saison hatte man ihm mit Neuzugang Jan Kulhanek einen bereits Erstliga erfahrenen Mann an die Seite gestellt – mit dem Ergebnis, dass Krechel bis heute mehr Einsatzzeiten vorzuweisen hat als sein tschechischer Teamkollege.

    „Torhüter müssen natürlich ein Stück weit verrückt sein. Wer lässt sich schon gerne mit Bällen von über 100 Stundenkilometern bewerfen?“

    Oliver Krechel, Schlussmann des HSC 2000 Coburg

    All das spricht für Oliver Krechel. Das gilt auch für seine Weitsicht, die darin besteht, sich für die Zukunft alle Möglichkeiten offen zu halten. „Was ich nach 2017 machen werde, weiß ich heute noch nicht zu sagen“, erklärt der 25-Jährige, wohl wissend, dass er in seinem Alter die besten Torhüter-Jahre zwar noch vor sich hat, keinesfalls aber vom Handballsport allein abhängig ist. Die Ausbildung zum Bankkaufmann hat er im vergangenen Jahr sehr erfolgreich abgeschlossen Seit Oktober 2015 studiert er Betriebswirtschaftslehre an der FH Coburg. „Mir ist es wichtig, immer einen Plan B in der Tasche zu haben.“

    Vor so viel Bodenhaftung kann man nur den Hut ziehen – auch wenn man dem jungen Mann und dem HSC 2000 Coburg für die nächste Zeit nur eines wünschen mag: den eigenen Höhenflug Richtung 1. Liga konsequent fortzusetzen. Guten Flug!

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