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„Es gibt keinen inneren Schweinehund mehr“

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„Es gibt keinen inneren Schweinehund mehr“

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    Deutschland-Fahne in der Hand, ein breites Grinsen im Gesicht: nach 13:34:02 Stunden überquert die Burgkunstadterin die Ziellinie.
    Deutschland-Fahne in der Hand, ein breites Grinsen im Gesicht: nach 13:34:02 Stunden überquert die Burgkunstadterin die Ziellinie. Foto: Fotos: Red

    Weltrekord. Als Jan Frodeno am 17. Juli die Ziellinie in Roth überquert, wird er zum schnellsten Triathleten der Geschichte. Die 10 000 Zuschauer im Stadion halten diesen Moment mit ihren Kameras fest, der Jubel schallt weit über die Tribünen hinaus. Zu diesem Zeitpunkt sitzt Manuela Prüher noch im Sattel ihres Rennrads. Es ist ihr erster Wettkampf über die Langdistanz: 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren, 42 Kilometer Laufen. Während Olympiasieger Jan Frodeno seinen Weltrekord feiert, steigt sie vom Rad und beginnt den Marathon.

    Es sind die Geschichten der Sieger, die durch Fernsehen und Zeitungen die Massen erreichen. Aber es sind Geschichten wie die von Manuela Prüher, die die Challege Roth zu dem machen, was sie ist: die weltgrößte Triathlon-Veranstaltung auf der Ironman-Distanz und ein Fest für alle Zuschauer und Athleten. Die 50-Jährige ist stolz auf ihre Leistung, aber sie legt Wert darauf, diese nicht zu hoch zu hängen: „Es gibt viele, die deutlich älter sind als ich und immer noch Höchstleistungen vollbringen. Vor diesen Leuten habe ich größten Respekt.“

    Die Burgkunstadterin fand erst 2001 zum Sport. „Ich war damals übergewichtig“, erzählt sie im Gespräch mit der Redaktion. „Inzwischen ist der Sport für mich eine Lebenseinstellung, es gibt keinen inneren Schweinehund mehr.“ Manuela Prüher ist schon einige Marathons gelaufen, zum Beispiel in Berlin und am Obermain.

    Aber auch Triathlon hatte es der Burgkunstadterin angetan: „Die Stimmung hat mich schon immer fasziniert.“ Im Jahr 2002 war sie erstmals als Helferin beim Baur-Triathlon im Einsatz, der in Altenkunstadt startet und nach Weismain führt. Alleine das Zuschauen ist schon ein Erlebnis, aber Manuela Prüher wollte mehr. Sie bewältigte ihren ersten Triathlon im Jahr 2011 über die Volksdistanz, 2012 folgte dann ein Wettkampf über die olympische Distanz. Roth war ihr erster Triathlon über die Langdistanz. Wie überall traf sie auch dort viele Bekannte: „Das ist wie eine große Familie, einfach unbeschreiblich“, sagt die Verwaltungsangestellte lächelnd.

    Pläne akribisch eingehalten

    Helmut Dorsch ist Personal-Trainer, Manuela Prüher lernte ihn vor einigen Jahren in einem Fitnessstudio in Burgkunstadt kennen. Mit ihm bereitete sie sich seit Oktober 2015 intensiv auf ihr großes Ziel vor. „Sie hat die Pläne wirklich akribisch eingehalten“, erinnert sich Dorsch. „Das war große Klasse. Sie wollte das unbedingt.“

    Hunderte Kilometer zu Fuß und im Wasser hat sie zurückgelegt, alleine auf dem Rennrad liegen fast 4000 Trainingskilometer hinter ihr. Die Anstrengungen haben sich gelohnt. „Vorher wurde mir gesagt, ich solle das Rennen einfach genießen. Und das habe ich auch gemacht“, sagt Prüher und schwärmt besonders vom Höhepunkt des Rennens. „Am Solarer Berg passt man grad so mit dem Rad durch. Am Rand stehen tausende Zuschauer und feuern dich an.“

    „Es gibt viele, die deutlich älter sind als ich und immer noch Höchstleistungen vollbringen. Vor diesen Leuten habe ich größten Respekt.“

    Manuela Prüher

    Insgesamt etwa 250 000 Menschen bejubelten die Athleten entlang der Strecke. 3500 Einzelstarter und 650 Staffeln waren an den Start gegangen. Aus über 60 Ländern hatten sie den Weg nach Mittelfranken gefunden. Wer hier teilnehmen will, braucht schnelle Finger: Innerhalb von einer Minute waren die Startplätze vergeben, erinnert sich die Burgkunstadterin. „Kein Wunder“, wird derjenige sagen, der ein Video vom Solarer Berg ansieht. „Schauen Sie sich diese Massen von Menschen an! Das ist ja unglaublich!“, brüllte der Kommentator des Bayrischen Rundfunk 2014 ins Mikrofon. Der letzte Teilnehmer wird beim Zieleinlauf mit einem Feuerwerk empfangen, erzählt Manuela Prüher und ergänzt: „Roth ist das Mekka des Triathlons.“

    Nach 500 Metern war Rhythmus da

    „Wenige Wochen vor dem Wettkampf war ich wahnsinnig aufgeregt, dass ich mich nicht verletzte oder erkälte. Am Tag davor dachte ich mir: Machst du das wirklich?“, erzählt Prüher. „Im Nachhinein war die ganze Aufregung umsonst. Nach 500 Metern Schwimmen hatte ich meinen Rhythmus. Es war einfach schön.“

    13:34:02 Stunden brauchte Manuela Prüher bis ins Ziel. Etwa 80 Minuten Schwimmen, sechseinhalb Stunden Radfahren und fünfeinhalb Stunden Laufen hatte sie dort hinter sich gebracht. Den ganzen Tag körperliche Höchstleistung abrufen – das klingt nach Anstrengung, Überwindung und großem Kampf. Aber die 50-Jährige schüttelt den Kopf: „Meine Familie und Freunde haben mich während des Rennens angefeuert und dann im Ziel empfangen, die Helfer waren so nett und hilfreich. Ich habe das Rennen einfach nur genossen.“

    Großer Tag für sie und Familie

    Und das, obwohl sie während des Laufens Magenprobleme hatte. Aber: „Aufgeben gibt es bei einer solchen Disziplin nicht“, sagt sie. „Manuela musste mehrmals ins Dixi-Klo und hat sich übergeben“, erzählt ihr Trainer Helmut Dorsch. „90 Prozent geben auf bei solchen Problemen, aber sie hat das knallhart durchgezogen. Das war ein großer Tag für sie und ihre Familie.“ Den hat Manuela Prüher sicher auch Dorsch zu verdanken. „Helmut hat super Trainingspläne erstellt, mir ging es richtig gut vor dem Rennen“, lobt sie. Trotz Bauchkrämpfen erreichte die Hobbysportlerin also nicht nur das Ziel, sondern sogar ihre angepeilte Zeit. „Ich habe mir gedacht: Hab ich das wirklich geschafft?“, erzählt sie lächelnd.

    Und während Weltrekordler Jan Frodeno nach dem Triathlon von einem „sehr, sehr harten Weg“ sprach, zog Manuela Prüher ein ganz eigenes Fazit: „Trotz aller Anstrengung gingen die 13 Stunden und 30 Minuten schnell vorbei.“

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