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LICHTENFELS: Henning Fritz: So kommt ein Champion aus dem mentalen Loch

LICHTENFELS

Henning Fritz: So kommt ein Champion aus dem mentalen Loch

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    So lieben ihn seine Fans. Henning Fritz (hier in einer Partie bei Handball-Europameisterschaft in Norwegen gegen Spanien im Jahr 2008) stand 235 Mal für die Deutsche Handballnationalmannschaft im Tor und wurde 2004 Europameister und 2007 Weltmeister. 2004 wurde er als erster Torhüter als Welthandballer ausgezeichnet. Fritz referierte kürzlich auf Einladung der Rehaklinik Lautergrund über eine persönliche Krise.
    So lieben ihn seine Fans. Henning Fritz (hier in einer Partie bei Handball-Europameisterschaft in Norwegen gegen Spanien im Jahr 2008) stand 235 Mal für die Deutsche Handballnationalmannschaft im Tor und wurde 2004 Europameister und 2007 Weltmeister. 2004 wurde er als erster Torhüter als Welthandballer ausgezeichnet. Fritz referierte kürzlich auf Einladung der Rehaklinik Lautergrund über eine persönliche Krise. Foto: Archivfoto: Jens Wolf (dpa)

    Ihr 60-jähriges Bestehen feiert die Rehaklinik Lautergrund in diesem Jahr. Aus diesem Grund luden die Verantwortlichen um den Chefarzt Dr. Dieter Deuerling zu einem Symposium in den Kaisersaal von Kloster Banz ein. „Neue Therapieansätze und deren Transfer vom Leistungssport in die Rehabilitation“ lautet das Thema. Getragen wurde das Symposium von der Deutschen Rentenversicherung Berlin-Brandenburg.

    Was die Veranstaltung besonders interessant machte, waren nicht nur die Verträge der kompetenten Referenten aus den Bereichen Rehabilitative und Innere Medizin, Sportphysiotherapie, Humanbiologie und Psychologie, sondern auch die konkreten Auswirkungen von Stress und Burnout im Spitzensport. Kompetenter Gesprächspartner war hier der Welthandballer, Welt- und Europameister Hennig Fritz, der aus seiner Sicht als direkt Betroffener über seinen Weg aus der persönlichen Krise referierte.

    Die Veranstaltung selbst richtete sich sowohl an Niedergelassene und Kliniker des Fachbereichs Orthopädie und Unfallchirurgie. Viele innovative Konzepte und erfolgreiche neue Behandlungsansätze im Bereich muskulo-skelettaler Probleme haben sich in den letzten Jahren rasch entwickelt und sollten Eingang in die medizinische Praxis finden. Dazu gehören Erkenntnisse der Myoreflextherapie ebenso wie Ergebnisse der Faszienforschung.

    Emotionale Videosequenzen

    Während einzelne Referate der Experten für den Laien durchaus anspruchsvoll und nicht immer leicht verständlich waren, überzeugte der Vortrag von Henning Fritz durch seine Anschaulichkeit. Diese resultierte nicht nur aus den Videoeinblendungen emotionsgeladener Spielszenen, sondern aus der lebensnahen persönlichen Schilderung eines direkt Betroffenen.

    Henning Fritz ist Welt- und Europameister, Vize-Weltmeister und Vize-Europameister, mehrfacher deutscher Meister, Gewinner des EHF-Pokals und des DHB-Supercups. Die Erfolgsliste des Welthandballers Henning Fritz ist lang und einzigartig. Und so jemand fällt während seiner sportlichen Karriere in ein tiefes depressives Loch. Sein Weg zurück ist wohl sein größter persönlicher Erfolg.

    „Mein Ziel war es immer, der Beste zu sein“, bekannte der frühere Spitzenspieler des SC Magdeburgs. Er war Führungsspieler in seinem Team, beseelt von dem Wunsch, sich immer weiter zu entwickeln. Es schien notwendig zu sein, alles dem Erfolg unterzuordnen. Das erklärt auch, warum er seinem Heimatverein den Rücken kehrte, um zum absoluten Handballspitzenverein THW Kiel zu wechseln.

    Viermal in Folge Meister

    Mit den Norddeutschen wurde er viermal Deutscher Meister in den Jahren zwischen 2002 und 2007. Für Hennig Fritz war 2004 aus persönlicher Sicht das erfolgreichste Jahr, gekrönt mit dem Gewinn des EHF-Pokals (Pokal der Europäischen Handballföderation).

    Welch unglaublicher psychischer Druck dabei auf den Spielern lastete, verdeutlichte die Videoeinblendung des Viertelfinales Deutschland gegen Spanien. Nach zweimaliger Verlängerung folgte ein nervenaufreibender Siebenmeterkrimi. Der Matchwinner hieß Henning Fritz (32:30). Oder während der Europameisterschaft: Zehn Spiele in acht Tagen. Wo blieb die Regeneration? Aber darum hatte sich jeder Spieler selbst zu kümmern. Privat war Henning Fritz zum zweiten Mal Vater geworden, inklusive Schlafdefizit, das alle frischgebackenen Eltern kennen.

    Da verwundert es nicht, dass die Leistung langsam, aber trotzdem beängstigend zurückging. Die Erfolgserlebnisse blieben aus. Medizinisch war aber alles im grünen Bereich.

    In der neuen Saison ging plötzlich gar nichts mehr. Die Augen gingen das hohe Tempo nicht mehr mit. Als Torhüter kann man wenig kompensieren, und plötzlich begann sich die Spirale nicht mehr nach oben, sondern nach unten zu bewegen. Hennig Fritz wurde ausgewechselt, und war plötzlich nur noch Torhüter Nummer drei. Trotz ausreichend Schlaf fühlte er sich stets unausgeruht.

    Henning Fritz begann zu recherchieren, welche Möglichkeiten es gibt, um aus diesem mentalen Loch wieder herauszukommen. Von der Arbeit mit autistischen Kindern weiß man, dass Musik mit Frequenzmodulation in Belastungssituationen helfen kann und zu einer Aktivierung des Parasympathikus führt. Dieser Teil des vegetativen Nervensystems ist für den geregelten Stoffwechsel, die Erholung und dem Aufbau körpereigener Reserven zuständig.

    „Entscheidend war, sich trotz der Hektik herunterzuholen und voll auf das Wesentliche zu konzentrieren. Das ist mir damals gut gelungen.“

    Henning Fritz über seine Therapie, nach deren Erfolg er 2007 mit der Nationalmannschaft Weltmeister wurde

    Hennig Fritz konnte den Bundestrainer überzeugen, dass er diese Methode mit in die Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft 2007 einbaute. „Wir wurden 2007 Weltmeister im eigenen Land, und für mich persönlich hatte diese Methode ganz großen Anteil daran“. Das zeigte auch das Siebenmeterduell gegen Frankreich, in dem Hennig Fritz zum Handballhelden wurde.

    „Entscheidend war, sich trotz der Hektik herunterzuholen und voll auf das Wesentliche zu konzentrieren. Das ist mir damals gut gelungen.“

    Emotional ging's wieder aufwärts. Auch im Verein lief es sehr gut. Ein halbes Jahr später folgte der Wechsel zu den Rhein-Nekar-Löwen. Auch da zeigte sich, wie wichtig die emotionale Seite im Sport ist, und was Teamgeist bewirken kann. Diese Basics zu stärken ist das A und O.

    Auch im Alltag sollte man vom Spitzensport lernen. Depressionen und Burnout kann durch eine Parasympathikus Aktivierung entgegengewirkt werden. Musik mit einer beruhigenden Frequenzmodulation ist dabei der Schlüssel zum Erfolg, um zur inneren Ruhe zu finden.

    Das geht nicht mit jeder Musik. Geeignet ist klassische Musik oder Musik mit Naturgeräuschen. Elektronische Musik und Popmusik sind weniger geeignet.

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