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NÜRNBERG: Frankenstadion im Winterkleid

NÜRNBERG

Frankenstadion im Winterkleid

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    2500 Quadratmeter groß war die Eisfläche im Frankenstadion.
    2500 Quadratmeter groß war die Eisfläche im Frankenstadion. Foto: Marco Leipold (city-press gmbh)

    Die Geschichte zum Bild

    Wer an diesem trüben und nasskalten fünften Tag des Jahres 2013 auf der Zuschauertribüne des Nürnberger Frankenstadions saß und auf das Spielfeld blickte, der traute seinen Augen kaum. Das satte Grün, auf dem üblicherweise die Fußballer des Clubs dem Ball hinterherjagen, war bedeckt mit schneeweißen Teppichbahnen, die eine Winterlandschaft vorgaukelten. In der Mitte des Spielfelds stand eine professionelle Eishockefläche samt Plexiglasbanden, Mannschaftsbänken und Anschreibetisch. Die Bühne war angerichtet für das erste Winter Game in der Geschichte der Deutschen Eishockey-Liga (DEL).

    „Dieses Spiel zu organisieren, war ein enormer Kraftakt und hat den Verein an seine Grenzen gebracht. Jeder hat Extraschichten eingeschoben und viel Herzblut reingesteckt. Aber der Aufwand hat sich gelohnt, es war eine wunderbare Veranstaltung“, sagt Lorenz Funk rückblickend. Der Ex-Nationalspieler war damals Geschäftsführer und Sportdirektor der Nürnberg Ice Tigers, die das erste DEL-Punktspiel unter freiem Himmel im Frankenstadion gegen den deutschen Meister Eisbären Berlin mit 4:3 gewannen.

    Der Aufwand, mitten ins Fußballstadion eine Eishockeyfläche zu setzen, war enorm. Zehn Firmen arbeiteten daran drei Wochen lang. 13 LKW karrten das Material an. Den Untergrund der Eisfläche bildete eine 2500 Quadratmeter große Wabenkonstruktion aus Holzpaneelen. „Auf dem weichen Rasen für eine ebene Eisfläche zu sorgen, war eine große Herausforderung“, erinnert sich Funk. Die Eisbereitung übernahm ein darauf spezialisiertes österreichisches Unternehmen, das bereits die Spielfläche für die WM-Eröffnungspartie drei Jahre zuvor in der Schalker Arena hergestellt hatte. Drei Kältemaschinen sorgten dafür, das die sieben Zentimeter dicke Eisfläche konstant auf minus zehn Grad gehalten wurde.

    Spiel für die Geschichtsbücher

    Das erste Winter Game war gleich ein Spiel für die Geschichtsbücher. Mit 50 000 Zuschauern im ausverkauften Frankenstadion war es damals das bestbesuchte Eishockey-Spiel in Europa. Zudem wurde die bis dahin gültige Bestmarke für eine DEL-Partie (18 700) pulverisiert. Doch bis diese Rekordmarken aufgestellt werden konnten, war es ein weiter Weg. „Ich hatte die Idee für ein Freiluftspiel schon länger im Kopf. Aber es war natürlich ein Wagnis, weil keiner wusste, wie es angenommen wird. Die Kosten waren so hoch, dass wir uns schwer taten, eine Eventausfallversicherung zu bekommen. Und im Falle eines finanziellen Verlusts hätten wir alle ein Problem bekommen. Thomas Sabo hat aber irgendwann gesagt: Wir machen das“, sagt Funk.

    Der Plan ging auf. Schon der ein halbes Jahr vor der Partie gestartete Kartenvorverkauf lief prächtig an, zum Jahreswechsel 2012/13 war sie ausverkauft und damit ein finanzieller Erfolg. „Wir haben ein gutes Geschäft gemacht“, sagt Funk, ohne Zahlen zu nennen.

    Eine Million Euro ließen sich Sabo, der damalige Namenssponsor der Ice Tigers, und der Fernsehpartner der DEL, Servus-TV, das Winter Game dem Vernehmen nach kosten. Und der österreichische Sender kleckerte nicht, er klotzte mit modernster Technik. 25 Kameras verfolgten das Geschehen aus allen Blickwinkeln, davon neun Spezialkameras, die zuvor nur bei Olympischen Spielen und Fußball-Weltmeisterschaften im Einsatz waren, wie zum Beispiel eine Hubschrauberkamera und eine für Superzeitlupe.

    Der Zuschauer daheim im Wohnzimmer sah Eishockey, wie er es zuvor noch nie am Fernseher erlebt hatte. Viele Besucher im Stadion dagegen hatten es nicht so gut. Da sich zwischen Spielfeld und Tribüne des Frankenstadions eine Laufbahn befindet, waren die Fans relativ weit weg vom Geschehen. Auf den Stehplätzen des Unterrangs ließen sich die Aktionen hinter der Bande nur erahnen, die Zuschauer dort waren auf die Videowand angewiesen.

    Zuschauer aus ganz Deutschland

    Der Stimmung tat das aber keinen Abbruch. Schon vor dem Eröffnungsbully um 16.30 Uhr an diesem nasskalten Samstag glich das Frankenstadion einem Hexenkessel. Das als Einheizer engagierte Countryrock-Duo „The Boss Hoss“ wäre gar nicht nötig gewesen. Bereits 30 Minuten vor Spielbeginn rollte „La Ola“ durch die Zuschauerblöcke des Achtecks und die Fans fieberten mit rhythmischem Klatschen der Partie entgegen. Die Zuschauer dieser historischen Eishockey-Begegnung waren aus ganz Deutschland angereist. Das bewiesen die Kennzeichen der vor dem Stadion geparkten Reisebusse. Alleine aus Berlin hatten sich 5000 Eisbärenfans auf den Weg nach Nürnberg gemacht.

    Nieselregen sorgt für raues Eis

    Dabei hatte das Wetter der Freiluftpremiere fast noch einen Strich durch die Rechnung gemacht. Plusgrade und Regen setzten der Eisfläche in den ersten Januar-Tagen heftig zu. „Hätte es noch einen Tag länger so stark geregnet, hätten wir absagen müssen“, sagt Funk.

    Am Spieltag selbst nieselte es zwar nur, die auf dem Eis anfrierenden Regentropfen sorgten aber für eine raue Fläche, die den Puck hoppeln ließ wie auf einem zugefrorenen Weiher. Dennoch strahlte Ice-Tigers-Kapitän Patrick Reimer nach der Partie wie ein Lausbub und sagte: „Man fühlt sich zurückversetzt in die Kindheit.“

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