Als vor gut einem Jahr der TuS Frammersbach nach dem Rückzug von Eintracht Bamberg II in die Fußball-Landesliga nachrückte, gab kaum einer einen Pfifferling auf das Team. Doch mit dem Etikett „Absteiger Nummer eins“ konnten die Kicker aus dem Nordspessart prima leben. Die Saison schlossen sie nach einer furiosen Rückrunde als Zwölfter mit 38 Punkten aus 34 Spielen ab. Das bedeutete den Klassenerhalt eines gnadenlos unterschätzten Vereins, der am Sonntag um 15 Uhr mit einem Auswärtsspiel beim ASV Hollfeld in die nächste Landesliga-Runde startet.
Und so unterschätzt wie das Team in der abgelaufenen Saison war auch der Spielertrainer, als der vor zwei Jahren sein Amt antrat. Alexander Kirsch galt vielen zwar als exzellenter Fußballer, aber auch als schlampiges Genie und Akteur, der auf dem Spielfeld sein bisweilen überschäumendes Temperament nicht unter Kontrolle hat. Er war zum sportlich Verantwortlichen aufgestiegen, sollte das Team als Nachfolger des renommierten A-Schein-Inhabers Markus Schäfer auf Kurs bringen.
Doch nach zwei Jahren als Spielertrainer nimmt sich Kirschs Bilanz imposant aus – in seinem ersten Jahr belegte er in der Bezirksoberliga Platz zwei und schaffte als Nachrücker den Landesliga-Aufstieg, im zweiten Jahr gelang ihm mit seiner Mannschaft der Klassenerhalt in Bayerns zweithöchster Liga. „Das haben mir nicht viele zugetraut“, sagt der heute 34 Jahre alte Mechatroniker, der zugibt, dass es ihm auch im vorgerückten Fußballeralter mitunter schwer fällt, sein Temperament im Zaum zu halten. Und der aus Frammersbach stammende Offensivspieler schickt hinterher: „Im eigenen Dorf hat man als Trainer immer einen besonders schweren Stand.“
Doch das von Kirsch betreute Team funktionierte und bestach in der vergangenen Landesliga-Saison durch einen unbändigen Kampfeswillen. Es stimmte schlichtweg in der Mannschaft. Selbst zwei schwarze Serien im vergangenen Herbst mit zehn sieglosen Spielen und sieben Partien ohne erzieltes Tor in Folge warfen den damaligen Aufsteiger nicht um, der sogar das zwischenzeitliche Abrutschen auf den letzten Tabellenplatz verkraftete und sich anschließend wieder nach oben kämpfte. „Die Jungs sind an die Grenze gegangen und sind belohnt worden“, fasst Kirsch zusammen, der sich, je länger die Saison währte, immer mehr aufs Coachen an der Seitenlinie, statt auf eigene Einsätze konzentrierte.
Der Vorteil seines Teams ist, dass es eine klare Grundordnung besitzt mit herausragenden Führungsfiguren, an denen sich die anderen orientieren können. Hinten der reaktionsschnelle Keeper Markus Fischer, davor der intelligent agierende Innenverteidiger Sebastian Puglisi, im Mittelfeld die enorm zweikampfstarken Andre Mehrlich und Martin Wolf sowie mit Florian Hach einen Stürmer, der seinen Körper gut einzusetzen weiß. Ein Grund-Korsett, das sich Kirsch nicht am Reißbrett zusammengebastelt hat. „So etwas entsteht intuitiv, aus dem Bauch heraus“, erklärt der Spielertrainer. Aber die so erstellte taktische Ordnung erwies sich als tragfähig. Besonders die starke Abwehr wusste zu überzeugen, und im Spiel nach vorne brachten die Spessarter meist die nötige Geduld auf, um auf ihre Chance zu warten. „Meine Jungs wissen, was sie können und was sie nicht können“, meint Kirsch und deutet schon mal an, dass sich die Frammersbacher auch in der neuen Runde nicht auf offene Schlagabtausche gegen spielerisch überlegene Gegner einlassen wollen.
Zwar haben eine Reihe von Frammersbacher Akteuren eine fundierte Ausbildung in ihrer Jugendzeit bei renommierten Vereinen erhalten – so wie Andre Mehrlich etwa bei Eintracht Frankfurt oder Sebastian Puglisi, Martin Wolf und Kirsch selbst bei Viktoria Aschaffenburg. Doch rund um die Führungsfiguren gruppieren sich Fußballer, die zuvor unterklassig gespielt haben. „Wir können nicht mehr anbieten als Fahrtgeld und geringe Punkteprämien“, so Kirsch. „Dafür haben aber junge Leute bei uns die Möglichkeit, vor durchschnittlich 500 Zuschauern Landesliga zu spielen.“ Denn die Spessarter standen in der vergangenen Runde an der Spitze der Landesliga-Zuschauertabelle.
Für die neue Saison sind Bastian Schwalbe (Spfrd. Seligenstadt), Tobias Fischer (SG Burgsinn), Julian Genheimer (Jugend SV Sendelbach/Steinbach), Florian Dietrich (SG Flörsbachtal), Michael Weigand, Christian Karl, Sascha Kunkel und Leo Valenti (alle eigene Jugend) zum aktuellen Kader gestoßen. Eher Perspektivspieler als Akteure, die auf Anhieb Verstärkungen darstellen. Doch mit einer ähnlicher Personalpolitik sind die Frammersbacher in den vergangenen Jahren gut gefahren. Verlassen haben den Verein Steffen Aloe, Matthias Meidhof und Andy Egert.
Als Saisonziel gibt Kirsch das Erreichen der Qualifikationsspiele für die neue zweigleisige Bayernliga an. Dafür ist mindestens Platz 15 im Abschlussklassement nötig. Zwar, das gibt Kirsch zu, hat seine Mannschaft in der abgelaufenen Spielzeit auch Erfahrungen gesammelt, die ihr nun nützlich sein könnten. Dafür könne es aber schwer werden, noch einmal mit solcher Leidenschaft aufzutreten wie vergangene Saison. Und die Position des ewig Unterschätzten dürften die Frammersbacher auch los sein. Dafür haben sie in der abgelaufenen Saison zu viel geleistet. Foto: ULI SOMMERKORN
TuS Frammersbach
Abgänge: Matthias Meidhof, Andy Egert (Lohr), Steffen Aloe (Wiesen).
Zugänge: Bastian Schwalbe (Seligenstadt), Tobias Fischer (Burgsinn), Julian Genheimer (Jugend Sendelbach/Steinbach), Florian Dietrich (Flörsbachtal), Michael Weigand, Christian Karl, Sascha Kunkel, Leo Valenti (alle eigene Jugend).
Aufgebot, Tor: Markus Fischer, Tobias Fischer, Stefan Franz, Nicklas Franz.
Abwehr: Julian Lindner, Mike Aull, Sebastian Puglisi, Michael Kreser, Patrick Geiger, Daniel Renner, Nico Franz, Benjamin Aull, Alexander Staub, Felix Schanbacher, Daniel Kirsch, Alexander Geiger, Christoph Aull, Sascha Kunkel, Lucas Urban.
Mittelfeld: Christian Spahn, Martin Wolf, Bastian Welzenbach, Andreas Genheimer, Felix Schanbacher, Florian Dietrich, Andre Mehrlich, Tobias Burdik, Kai Harnischfeger, Uwe Schmitt, David Riedmann, Ingo Friedel, David Korn, Jochen Mill.
Angriff: Christian Müller, Alexander Kirsch, Christoph Stenger, Sebastian Kessler, Florian Hach, Christoph Nonnenmacher, Michael Weigand, Julian Genheimer, Johannes Fleischmann, Christian Karl, Leo Valenti, David Stürmer, Mahdi Zenzni, Stefan Amrhein.
Spielertrainer: Alexander Kirsch (im dritten Jahr).
Saisonziel: Erreichen der Bayernliga-Qualifikationsrunde.
Der Verein im Internet: www.fussball-frammersbach.de
Frammersbachs Hinrunde
Sonntag, 24. Juli, 15 Uhr: ASV Hollfeld (auswärts). Dienstag, 26. Juli, 18.30 Uhr: TG Höchberg (heim). Sonntag, 31. Juli, 15 Uhr: DJK Don Bosco Bamberg (a). Mittwoch, 3. August, 18.30 Uhr: FC Burgkunstadt (h). Samstag, 6. August, 16 Uhr: FC Trogen (a). Sonntag, 14. August, 15 Uhr: SpVgg Selbitz (h). Mittwoch, 17. August, 18.15 Uhr: TSV Kleinrinderfeld (h). Samstag, 20. August, 17.30 Uhr: FC Gerolzhofen (a). Sonntag, 28. August, 15 Uhr: TSV Neudrossenfeld (a). Samstag, 3. September, 16 Uhr: SV Alemannia Haibach (a). Sonntag, 11. September, 15 Uhr: SV Memmelsdorf (h). Samstag, 17. September, 15 Uhr: FT Schweinfurt (a). Sonntag, 25. September, 15 Uhr: SpVgg Bayreuth (h). Samstag, 1. Oktober, 16 Uhr: TSV Aubstadt (a). Sonntag, 9. Oktober, 15 Uhr: SV Pettstadt (h). Samstag, 15. Oktober, 15 Uhr: FC Sand (a). Sonntag, 23. Oktober, 15 Uhr: Kickers Würzburg (h).
Wie geht's weiter?
Neue Ligen-Struktur: Ab der Saison 2012/13 existiert unter der neuen, nur mit bayerischen Vereinen bestückten Regionalliga eine zweigleisige Bayernliga. Sechs Klubs der alten Bayernliga spielen in mindestens zwei Qualifikationsrunden im Europapokal-Modus mit den jeweils beiden besten Klubs jeder der drei Landesligen um weitere Regionalliga-Plätze.
Die dann fünftklassige Bayernliga Nord setzt sich zusammen aus den Vereinen, die an der Qualifikation zur Regionalliga gescheitert sind – also den Letztplatzierten der kommenden Bayernliga-Saison sowie den Verlierern der Qualifikationspartien. Hinzu kommen dann noch die Tabellendritten bis -achten der kommenden Landesliga-Spielzeit. Wer in der Landesliga auf den Rängen neun bis 15 landet, hat allerdings auch noch die Chance, sich für die Bayernliga zu qualifizieren. Jene Klubs spielen zusammen mit den Spitzenteams der Bezirksoberligen in zwei Qualifikationsrunden im Europapokal-Modus um mindestens sieben freie Plätze in der Bayernliga Nord.
Darunter gibt es dann in Bayern dann fünf sechstklassige Landesligen. In dieser Spielklasse spielen die Vereine, die in der kommenden Landesliga-Saison über Platz 16 nicht hinaus kommen. Jeder der sieben bayerischen Fußballbezirke hat obendrein sechs feste Aufstiegsplätze.
ONLINE-TIPP
Mehr Informationen im Internet unter: www.bfv.de