(yvv) 1998, 1999, 2000 – drei Jahre, seit denen der Spessart-Bike-Marathon unzertrennlich mit einem Namen verbunden ist: Ralph Berner. Der Mountainbiker aus Erbach/Odenwald gewann damals den Marathon dreimal, wurde Publikumsliebling in der Spessartgemeinde. Und fuhr zeitweise sogar für den TuS Frammersbach.
Die letzten drei Jahre jedoch ist es zumindest in Frammersbach ruhig um ihn geworden. Während die Zuschauer Hannes Genze, Karl Platt oder Sandro Späth zujubelten, war Berner nicht am Start. Nur wenige Tage vor dem diesjährigen Marathon die Überraschung: Der 41-jährige hatte sich für die 117 Kilometer Langstrecke angemeldet. Beim Interview der Top-Fahrer im Rahmen der Nudelparty am Samstagabend wurde er begeistert von den Frammersbachern empfangen. „Ich freu' mich, dass ich wieder hier am Start bin“, sagte er. Seine dreijährige „Abstinenz“ begründete er unter anderem mit Terminüberschneidungen. Und einer schweren Verletzung. Denn bei der Bike Trans Germany 2007 stürzte Berner schwer, zog sich einen Bruch der Bögen zwischen zwei Halswirbeln zu und war längere Zeit außer Gefecht gesetzt. Doch nun griff er wieder an. Einen Platz unter den ersten Zehn hatte er im Visier, wie er verriet. Sein Vorhaben setzte er mit Platz acht in die Tat um.
Und das obwohl er am vergangenen Wochenende erst bei einem 24-Stunden-Rennen in München teilgenommen hatte. „Ich komm' immer wieder gern hierher“, freute er sich, in Frammersbach zu sein. Vor allem die Stimmung am Grabig sei unvergleichlich. „Da ist eine Riesen-Stimmung, und es macht immer Spaß da mitzufahren.“
Keine Überraschungsgäste
Etwas, mit dem der Spessart-Bike-Marathon heuer zu kämpfen hatte, war der Wettbewerb „Bike Trans Germany“. Denn viele der Top-Fahrer, wie Genze, Platt oder auch Alban Lakata, entschieden sich dafür, am Mountainbike-Etappenrennen quer durch Deutschland teilzunehmen anstatt nach Frammersbach zu kommen. Zumindest war am Samstagabend noch relativ unklar, ob einer der „Cracks“ doch noch am Morgen den Weg vom Bike-Trans Germany-Ziel in Seiffen in den Spessart finden würde. Doch keiner der „Cracks“ kreuzte auf.
Während in den Vorjahren bei der Nudelparty sämtliche Top-Fahrer auf der Bühne ihre Prognosen für das Rennen abgegeben hatten, so waren es heuer abgesehen von Berner lediglich noch drei Frauen, die man in Frammersbach aus den vergangenen Jahren kennt: Vorjahressiegerin Katrin Schwing, Gabi Stanger und Birgit Jüngst.
„Es war gigantisch, dass ich einmal gewinnen konnte. Die Atmosphäre hier ist einfach toll“, blickte Schwing am Samstagabend auf ihren Sieg im Jahr 2008 zurück. Die Favoritin auf den Sieg konnte sich ihren Traum allerdings nicht erfüllen und musste sich mit Platz zwei zufrieden geben.
Mittelstrecke nach Mutterfreuden
Auch Birgit Jüngst ist in Frammersbach keine Unbekannte: 2001 hatte sie beim Spessart-Bike-Marathon die Nase vorn. Und auch sie war voll des Lobes für die Veranstaltung: „Die Stimmung auf der Strecke ist gigantisch. Das habe ich so in meiner Karriere noch nicht erlebt. Vor allem am Grabig. Die lassen einen hochfliegen, man merkt da kaum noch, dass da so ein Berg vor dir ist“, verriet sie sehr zum Staunen der Zuhörer. Im Laufe der letzten Jahre hat sich bei Birgit Jüngst jedoch einiges getan. Sie hat zwei Kinder bekommen und behauptet von sich selbst: „So fit wie damals bin ich nicht mehr.“ Deswegen hatte sie auch „nur“ auf der 64-Kilometer-Strecke gemeldet.
Die Vorjahreszweite Gabi Stanger wollte heuer auch „nur“ auf die 64-Kilometer-Distanz gehen und war voller Vorfreude. Als hätte sie es gewusst, dass sie nur wenige Stunden später als Siegerin ins Ziel fahren würde. „Der Grabig ist die schönste, aber auch schwerste Herausforderung. Der Applaus beflügelt einen zwar aber man muss auch aufpassen, dass man oben nicht völlig am Ende ist“, sagte sie am Samstagabend. Unter großem Applaus lobte sie abschließend die Veranstaltung: „Das Besondere an Frammersbach ist die Herzlichkeit, die einem entgegen gebracht wird.“