Nach einem Jahr pandemiegeschuldeter Pause feierten Bayerns Leichtathleten am Wochenende im Schatten des Münchner Olympiastadions in der Werner-von-Linde-Halle mit einem ausgeklügelten Hygienekonzept ein gelungenes Meisterschafts-Comeback. Obwohl der Einlass auf Sportler und Trainer begrenzt war, entstand bot in der lichtdurchfluteten "Olympia-Aufwärmhalle" Aufbruch-Stimmung. Die sportlichen Leistungen taten ihr Übriges dazu, Schwierigkeiten der vergangenen eineinhalb Jahre vergessen zu machen.

Unvergesslich werden die beiden Landesmeisterschaftstage für den Retzbacher Jonas Babinsky (LG Main-Spessart) bleiben, denn dem 18-Jährigen gelang mit den Titelgewinnen über 200, 400 und 800 Meter in der U 20 ein Husarenstück, das bisher in dieser Kombination Einmaligkeit in der Geschichte bayerischer Meisterschaften besitzt. Zudem sicherte sich der Auszubildende am Schluss mit der gemischten 4-x-400-Meter-Staffel der LG Main-Spessart zusammen mit Anna Schwarzkopf, Marie Kohrmann und Rene Zapel Rang zwei und wurde zum Medaillensammler Nummer eins dieser Meisterschaftstage.
"Ich bin mit diesem tollen Saisonstart sehr zufrieden, ich habe drei Titel geholt, da bin ich auch sehr stolz drauf", meinte Babinsky. Dass sich seine Leistungspalette durchaus sehen lassen kann, beweist allein die Tatsache, dass er mit den über 400 Meter erzielten 49,93 Sekunden nicht nur die begehrte 50-Sekunden-Marke unterbot, sondern damit gleichzeitig die Norm für die deutschen Jugendhallenmeisterschaften. "Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet, da ich erst im November überhaupt ins geregelte Wintertraining eingestiegen bin und die Bayerischen aus dem Grundlagentraining heraus als Standortbestimmung nutzen wollte“, so Babinsky.
800-Meter-Rennen zum Warmlaufen
Tags zuvor hatte der Blondschopf die 800 Meter in 2:00,79 Minuten quasi zum Warmlaufen genutzt und ließ es sich auch nicht nehmen, zwei Stunden nach seinem 400-Meter-Sieg noch die 200-Meter-Strecke in 23,10 Sekunden – und damit nur eine Hundertstelsekunde über seiner Freiluft-Bestleistung – zu sprinten. Zwei Stunden später ließ er 50,6 Sekunden in der 400-Meter-Staffel folgen.
"Am meisten hab ich mich über die 400-Meter-Zeit gefreut, denn für den ersten 400er in diesem Jahr und den ersten 400er in der Halle überhaupt lässt sich die Zeit schon sehen", so der Achtplatzierte der letztjährigen deutschen Jugendmeisterschaften.
Die unerwartete Qualifikation für die Deutschen zwingt ihn nunmehr zum Umdenken, "denn da will ich natürlich jetzt teilnehmen". Sein eigentliches Vorhaben, am kommenden Wochenende bei der süddeutschen Meisterschaft noch mal eine Spitzenzeit über die 800 Meter zu laufen, ist zunächst auf Eis gelegt, da er dort derzeit wegen der Teilnehmerbegrenzung auf zwölf Starter nunmehr nicht starten kann.
In punkto Erfolg stand ihm sein Vereins- und Trainingskamerad David Scheller mit dem Doppelsieg in der U 18 über 800 und 1500 Meter kaum nach. Der 15-jährige Reichenberger, der bereits im vergangenen Jahr als deutscher Vizemeister der U 16 auf sich aufmerksam machte, gewann in souveräner Manier zunächst am Samstag die 800 Meter in 2:00,16 Minuten, um am Tag darauf über die 1500 Meter richtig anzugreifen. Denn dort erzielte er im Duell mit seinem Aschaffenburger Kontrahenten Paul Fecher in 4:06,17 Minuten nicht nur die Qualifikationsnorm für die deutschen Jugendmeisterschaften, sondern auch eine Spitzenzeit, die ihn bundesweit ganz weit vorne sieht.
"Lust auf mehr"
"Es hat sich hinten raus sehr gut angefühlt und macht Lust auf mehr", bilanzierte er nach dem Sieg, denn dem sehr schnellen Anfangstempo Fechers folgte er zunächst nicht und ließ diesen mit einem 40 Meter-Vorsprung vor dem übrigen Feld gewähren, ehe er auf den letzten 500 Metern sein Tempo verschärfte und schließlich vor der letzten Runde in Führung ging und diese nicht mehr abgab. "Jetzt freue ich mich auf die Süddeutschen nächste Woche, da möchte ich nochmal eine Schippe drauflegen."
Neben den beiden jugendlichen Titelsammlern sorgte mit Rene Zapel ein weiterer Athlet im Trikot der LG Main-Spessart für eine starke Leistung über 400 Meter mit Platz drei in 49,67 Sekunden. Bei seinem ersten Start im Aktivenbereich holte der 20-Jährige die Bronzemedaille und freute sich später nochmals über den Gewinn der Silbermedaille als Schlussläufer in der 4-x-400-Meter-Mixed-Staffel.
Technische Probleme
Eine weitere Silbermedaille holte sich Jonathan Willert (LG Main-Spessart) im Hochsprung der U 20 mit 1,74 Meter, haderte aber mit technischen Problemen, die ihn an diesem Tag nicht höher springen ließen.
Mit einer weiteren Medaille für Mainfrankens Leichtathleten meldete sich im Stabhochsprung Hannah Zimmer (LAZ Kreis Würzburg) zurück. Mit übersprungenen 3,00 Metern gewann sie bei der U 20 die Bronzemedaille.
Weitere unterfränkische Spitzenplatzierungen, U 20, 4 x 400 Meter (mixed): 4. LAZ Kreis Würzburg (Jantschke, Hofmann, Denkey, Oswald) 4:00,17 Min.; 200 m, männlich: 4. Willert (LG Main-Spessart) 23,69 Sek.; 4 x 200 m (weibl.): 4. LG Main-Spessart (Stein, Kohrmann, Schwarzkopf, Kaufmann 1:49,33 Min.; 4 x 200 Meter (männlich): 4. LG Main-Spessart (Zapel, Desch, Albrecht, Babinsky) 1:31,81 Min.; 60 m, weiblich: 6. Stein 7,88 Sek.; Weitsprung, männlich: 6. Pascal Denninger (TG Kitzingen) 4,15 m.