Die Stoppuhr zeigte 4:35:13 Stunden an, als ein strahlender Sandro Späth (Team Texner BMC Aqciris) in die Zielgerade einbog. Im tosenden Applaus der Zuschauer riss der Schweizer die Hände hoch. „Wahnsinn, was da draußen abging. Dieser Anstieg am Grabig kommt einem vor wie Alpe d'Huez, das ist einzigartig in der ganzen Mountainbike-Szene“, brach es im ersten Freudentaumel aus ihm heraus. Späth musste sich seinen Sieg hart erkämpfen. Eine Stunde und 50 Minuten nach dem Start preschte er gemeinsam mit Karl Platt (Team Bulls) den gefürchteten Grabig mit über 20 Prozent Steigung hinauf. Zu einer Zeit, als viele Zuschauer noch gar nicht da waren – denn die Mountainbiker werden erfahrungsgemäß erst später dort erwartet. Doch die Strecke war schnell und die Bedingungen optimal. Zwei Minuten nach dem Führungsduo bogen die Verfolger in den Grabig ein. Ein ganzer Tross, unter anderem mit Martin Kraler, Ramses Bekkenk, Roland Golderer, Thomas Nicke und Torsten Marx schob sich den steilen Anstieg hinauf.
Doch eine Frage beschäftigte die Zuschauer: Wo war Genze? Acht Minuten nach dem Verfolger-Team radelte er langsam vorbei. Die Enttäuschung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Am Ende des Anstiegs machte er schließlich Halt, drehte um und fuhr zurück. Was war los? „Ich war zu erschöpft“, zeigte er sich enttäuscht über seine Leistung. Zu Beginn des Rennens sei alles noch gut gelaufen, doch habe er irgendwann das Tempo nicht mehr halten können. „Ich bin schon mit dem Gefühl hergekommen, dass es nicht so gut läuft.“
Zwei Stunden nach dem Ausscheiden von Genze lief der Endspurt. Die Führenden hatten zum zweiten und letzten Mal den Grabig vor sich. Doch diesmal mit Führungswechsel. Karl Platt hatte sich einen geringen Vorsprung erarbeitet und kämpfte sich als Erster nach oben. Zehn Sekunden später folgte Sandro Späth. Doch dieser Vorsprung sollte Platt nichts nützen. Schon nach dem Grabig fasste sich Späth ein Herz, überholte seinen Konkurrenten und kam über eine Minute vor dem Zweitplatzierten Platt im Ziel an. „Es war mutig von uns, dass wir schon so früh alleine vorausgefahren sind“, gestand Sandro Späth. Am Grabig hätten ihn die Zuschauer regelrecht hochgetragen, so dass er letztendlich die Führung übernehmen konnte. „Da bekommt man Flügel“, so Späth.
Karl Platt, der nach 4:36:28 Stunden ins Ziel kam, war nach dem Rennen sichtlich k.o. Wie er sagte, hatte er sich vor Beginn eine Taktik zurecht gelegt und wollte nicht in den Auf-, sondern in den Abfahrten attackieren. Was sich grundsätzlich als klug erwies, denn mit Späth hatte er einen Konkurrenten, der an steilen Aufstiegen stark einzuschätzen ist. „Als Sandro vorbeigezogen ist, gingen mir einfach die Kräfte aus.“ Als Dritter kam Martin Kraler (4:41:11 Stunden) ins Ziel.
Gut eine Stunde mussten die Zuschauer warten, ehe sie wieder einen Sieger bejubeln konnten. Genauer gesagt eine Siegerin: Katrin Schwing (Dolphin Trek/RSC Neustadt). Die Frau mit den auffälligen roten Rasta-Zöpfen konnte fast das ganze Rennen über ihren zweiminütigen Vorsprung halten und beendete nach 5:38:22 Stunden den Marathon. „Ich bin superhappy, auch mal in Frammersbach, bei dieser tollen Atmosphäre zu gewinnen. Aber ich hatte heute den Vorteil, dass Pia Sundstedt nicht da war.“ Nach 5:40:05 Stunden fuhr die Zweitplatzierte Gabi Stanger (Team Alb-Gold) durchs Ziel. Enttäuscht, „nur“ Zweite geworden zu sein war sie nicht. „Ich konnte einfach nicht schneller. Ich bin super zufrieden“, so Stanger.
Ergebnisse
Alle Ergebnisse vom Frammersbacher Spessart-Bike-Marathon gibt es auf www.br-timing.de