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Fußball: Frauenfußball in Lengfurt: Pionierinnen ihrer Sportart

Fußball

Frauenfußball in Lengfurt: Pionierinnen ihrer Sportart

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    Lang ist's her: In Lengfurt bildete sich in den 70er Jahren ein Frauenfußballteam – ein Novum in der Region Marktheidenfeld.
    Lang ist's her: In Lengfurt bildete sich in den 70er Jahren ein Frauenfußballteam – ein Novum in der Region Marktheidenfeld. Foto: Foto: SVL

    Wenn der SV Frankonia Lengfurt ein rundes Jubiläum feiert, dann wird gerne in der Chronik geblättert, die aufzeigt, wie bunt und schillernd das Vereinsleben im Laufe der Jahrzehnte gewesen ist. Passend zum 90. Jubiläum, das man am 17. Juli mit einem „Tag des Sports“ auf dem Waldsportplatz feiert, jährt sich auch ein besonderes Ereignis, mit dem der SV Frankonia Neuland betrat: Er war 1970 der erste Sportverein am Mittelmain mit einem Frauenfußball-Team. Zum „Tag des Sports“ werden die Spielerinnen fast komplett wieder am Waldsportplatz zusammentreffen.

    Diese Gründung ging auf den damaligen Fußball-Spartenleiter Josef Roth zurück, der bei einem Besuch im Rheinland ein Spiel des damals im Bereich Damenfußball (so hieß das damals noch) sehr erfolgreichen VfL Bad Neuenahr sah und auf die Idee kam, auch in seinem Verein, dessen Vorsitzender er lange Zeit gewesen war, eine Frauenfußball-Mannschaft zu gründen. So nahmen 16 fußballbegeisterte Spielerinnen aus Lengfurt und Homburg bald das Training auf: Erst wurde das Team von Werner Baumann, dann von Günter Scheurich trainiert, dessen Schwestern Gabi (verheiratete Grimmer) und Ute (verh. Wachs) auch mit dabei waren. Und es gab einen regen Spielbetrieb, wenn auch ohne eine Pflichtspiel-Runde.

    Gabi Wachs sagt heute: „Ich habe fast alle Positionen einmal gespielt. Meist haben wir knapp verloren, ab und zu auch einmal richtige Packungen bekommen, wie zum Beispiel gegen Lengfeld, wo die beiden Handballschwestern Placht mitspielten, die durchtrainiert und athletisch waren mit einer unglaublichen Kondition.“

    Gabi Wachs, die heute noch sportlich aktiv ist (Tennis), sagt, sie wolle diese Zeit aber keinesfalls missen, es habe unheimlich Spaß gemacht. Sie schaue heute noch gerne Frauenfußball zu und erzählt gerne von spielerischen Erfahrungen. „Beim Turnier in Großheubach haben wir erst den Ort nicht gefunden, uns mit dem Auto verfranzt und kamen zwei Minuten vor Spielbeginn erst an, und einmal ist unsere Torfrau mitten aus dem Spiel raus nach Hause gegangen, weil ich ihr bei einem Tor sagte: ,Den Ball hättest du aber halten können.' Und als meine Schwester Ute in einem Spiel so angegangen wurde, dass sie vier Wochen Gips tragen musste, habe ich als Torfrau der besagten Gegenspielerin bei einer Strafraumbegegnung auch einen kleinen Zusammenprall gegönnt, der mir aber gar nichts ausgemacht hat.“ Rückblickend meint Gabi Wachs: „Es war eine sehr schöne Zeit, aber ich habe dann aufgehört mit dem aktiven Fußball“, ihres damaligen Freundes und späteren Ehemanns („entweder Fußball oder ich“) wegen und auch wegen des Berufs.

    „Fußball hat immer Spaß gemacht, und ich hätte gerne weitergemacht.“

    Gertrud Salomon, frühere Lengfurter Fußballerin

    Waltraud Haas, jetzt Schollbrunn, war auch beim Frauen-Team des SV Frankonia mit dabei, hat aber bald aufgehört, weil sie in ihrer Ausbildung zur Friseurin den ganzen Tag stehen musste und abends beim Training meist müde war. Sie fand ihre aktive Zeit als Fußballerin interessant, hat aber mit dem Frauenfußball abgeschlossen. Gertrud Salomon aus Bergrothenfels („Fußball hat immer Spaß gemacht, und ich hätte gerne weitergemacht.“) schaut dagegen noch gerne auch bei der Frauenfußball-WM zu, ihr Sohn spielt selbst Fußball, ihre Tochter aber nicht. Sie erinnert sich gerne an den ersten Punktgewinn, der gefeiert wurde mit einer Maß Cola aus dem damals so beliebten „Stiefel“.

    Ein Spiel des VfL Bad Neuenahr, der kurz vor dem damaligen Vize-Weltmeister Italien ein 1:1 abgetrotzt hatte, gegen den VfR Goldbach (zum 50. Gründungs-Jubiläum des SV Frankonia) auf dem Lengfurter Waldsportplatz (Neuenahr siegte 2:0) brachte trotz Dauerregens über 500 Zuschauer, die vom Frauenfußball angetan waren.

    In der Region gab es dann weitere Gründungen von Frauenfußball-Teams, die aber oft recht kurzlebig waren. Es war jeweils der Beruf der Spielerinnen, der die Karriere beendete, ein bisschen waren es wohl auch die ausbleibenden Erfolge, aber es konnte schon auch einmal eine Verletzung sein in Kombination mit den oft nicht freundlichen, im besten Fall nur nervenden Kommentaren der Fußball-„Herren“, wie es bei Irene Martin (Homburg) der Fall war. Freund und späterer Ehemann Wolfgang blieb dem Fußballspiel gegenüber zwar neutral, aber auch sie hörte bald wieder auf, gegen das Leder zu treten, ihre Tochter spielte später aber lange Zeit für den VfB Hafenlohr. Interessiert schaut sie bei der Frauenfußball-WM zu: „Die sind technisch ganz hervorragend, das gefällt mir.“

    Nach drei Jahren war und auch wechselnden Trainern endete das Abenteuer Frauenfußball in Lengfurt und ging kurzzeitig in eine Spiel-Gemeinschaft mit Uettingen über. Später wurde das Projekt dann ganz beendet. Heute ist Lengfurt kein Ort mehr, an dem Frauen Fußball spielen.

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