Wolfgang Overath, Fußball-Legende des 1. FC Köln, hat vergangenen Freitag im engsten Familienkreis seinen 80. Geburtstag gefeiert. Der aus Burgsinn stammende und mittlerweile in Leinach lebende Michael Bechold ist seit 40 Jahren mit dem Weltmeister von 1974 befreundet.

Doch wie kam es dazu? "Ich habe damals ein Spiel gegen die Uwe Seeler-Traditionself organisiert", berichtet der 69-jährige Bechold von den Anfängen. Der Burgsinner spielte in der ersten Mannschaft der heimischen SG, unter anderem auch in der Landesliga, und engagierte sich außerdem in der Vorstandschaft des Vereins. Als großer Fan des Hamburger SV und Bewunderer von Uwe Seeler hatte der Rechtsaußen die Idee, als krönenden Abschluss seiner eigenen Fußballkarriere die Traditionself zu einem Gastspiel in den Sinngrund zu holen.
4000 Menschen bei Seeler und Grabowski
Wie Bechold, der sich mittlerweile einen Namen durch seine Faschingsauftritte gemacht hat, berichtet, sei er von seinen Vorstandkollegen zunächst belächelt worden. Doch nach einem Briefwechsel mit Uwe Seeler und rund einjähriger Vorbereitungszeit fand am 31. Juli 1983 auf dem Sportplatz in Burgsinn, vor rund 4000 Zuschauern und Zuschauerinnen, das lang ersehnte Fußballspiel statt: Uwe Seeler, Wolfgang Overath, Jürgen Grabowski und zahlreiche weitere bekannte Spieler gehörten der Mannschaft an.

Kurz vor Schluss der Partie, als die Traditionself bereits deutlich vorne lag – überliefert ist ein Endstand von 13:2, doch es kursieren nach der langen Zeit auch andere Ergebnisse –, feuerte Michael Bechold sein Team lautstark an: "Auf Jungs, die packen wir noch!" Wolfgang Overath, der nur wenige Meter entfernt auf dem Platz stand, wurde so auf den Burgsinner aufmerksam und ging auf ihn zu.
"Er hat mich gefragt, ob ich derjenige bin, der das Spiel organisiert hat, und wollte wissen, was ich denn beruflich mache", erinnert sich Bechold an den ersten Kontakt. Nachdem er dem Weltmeister geantwortet hatte, dass er Gärtner sei, fragte Overath ihn, ob er nicht seinen Garten anlegen wolle. Nach dem Spiel gab der ehemalige Profi des 1. FC Köln dem Burgsinner seine Visitenkarte, mit dem Hinweis, dass er sich melden solle. "Ich habe die Karte eingesteckt und mich nicht gemeldet", berichtet der heute 69-Jährige und gibt zu, dass er als bekennender Uwe-Seeler-Fan Overath damals eigentlich nicht besonders mochte und ihn sogar als arrogant eingeschätzt habe.

Doch nach drei Wochen läutete im Hause Bechold das Telefon, und Wolfgang Overath persönlich war in der Leitung. "Er hat zu mir gesagt: ,Wenn man etwas zusagt, hält man das oder man sagt ab‘. Diesen Satz werde ich mein Leben lang nicht vergessen", berichtet der Wahl-Leinacher. Bechold fuhr kurze Zeit später tatsächlich nach Köln und legte den Privat-Garten des ehemaligen Fußball-Profis an.
"Overath selbst war die Gestaltung egal, aber seine Frau wollte alles in Weiß haben. Zehn Minuten später kam dann die Oma zu mir und wollte 20 gelbe Tulpenzwiebeln im Garten vergraben haben", erinnert sich Bechold mit einem Schmunzeln. Während weitere Projekte folgten, änderte Bechold seine Meinung über den Kölner. "Ich habe gesehen, welch feiner Mensch er ist und wie er sich sozial engagiert", gerät der Familienvater ins Schwärmen.
Grillfest im Garten des Weltmeisters
Ein besonderes Erlebnis ermöglichte Overath zwei Jahre später Michael Bechold zusammen mit den Fußballern des SV Steinbach. Nach seiner aktiven Karriere betätigte sich Bechold nämlich als Trainer und plante einen Ausflug mit den Steinbacher Kickern. Overath organisierte, dass die Mannschaft auf dem Platz der Sportschule Hennef, wo normalerweise die Nationalmannschaft trainierte, eine Übungseinheit abhalten konnte. "Die Zuschauer am Zaun haben mich gefragt, in welcher Klasse wir spielen, und waren sehr verwundert, als sie hörten, dass wir in der C-Klasse kicken", erinnert sich der 69-Jährige mit einem Schmunzeln. Danach war die komplette Steinbacher Mannschaft sogar zum Grillen bei Overath im Garten eingeladen.
Ein prominenter Lektor bei der Messe in Effeldorf
Aber auch während Becholds fünfjähriger Trainertätigkeit beim damaligen C-Klassisten DJK Effeldorf kam es zu einer außergewöhnlichen Begegnung, als nämlich die DJK ihr Vereinsjubiläum feierte, Overath zufällig in der Nähe war und vorbeischaute. "Es war kurz vor der Messe im Festzelt, da hat ihn der Pfarrer angesprochen, ob er nicht die Lesung übernehmen möchte", berichtet Bechold angesichts des prominenten Lektors.

Bis heute stehen Michael Bechold und Wolfgang Overath, zu dessen 50. Geburtstag er seinerzeit eingeladen war und mit Prominenten wie Franz Beckenbauer am Buffet anstand, in regelmäßigem telefonischem Kontakt. Gemeinsame Fotos hat Bechold jedoch in einer seiner zahlreichen Kisten mit Erinnerungsstücken nur eines gefunden, nämlich vom damaligen Grillabend mit dem SV Steinbach. "Das ist nicht mein Ding, dass ich mich mit ihm habe fotografieren lassen und angeben wollte – und ich glaube, genau das schätzt er sehr, dass ich ihn in Ruhe lasse", ist Michael Bechold überzeugt. Mittlerweile habe er sich natürlich auch bei Overath entschuldigt, dass er ihn ursprünglich völlig falsch eingeschätzt habe.