Er war in der Bezirksliga beim SC Schollbrunn Kapitän und rechte Hand des Trainers. Dennoch wechselte Sebastian Gerlich vor der Saison im besten Fußballeralter in die Kreisklasse, um den TV Marktheidenfeld als Spielertrainer zu übernehmen und nach oben zu führen. Ein gewagter Schritt, bei dem sich schon früh Erfolg einstellt.
Keinen einzigen Zähler musste der TVM in den ersten sieben Spielen in der Kreisklasse Würzburg 4 abgeben, der Vorsprung auf den Tabellenzweiten SV Birkenfeld beträgt bereits fünf Punkte. „Dass es gleich so gut läuft, hat mich dann doch ein wenig überrascht, gerade weil ich einiges am Spielsystem geändert habe. Dass wir mit dieser Mannschaft aber oben mitspielen müssen, war mir schon klar“, bewertet der 27-jährige Gerlich den Saisonstart des Vorjahressiebten. Einen maßgeblichen Anteil am Erfolg haben dabei Torwart Christian Brod und Anil Sisman (sechs Saisontreffer).
„Ich wollte eh Spielertrainer werden, aber das es so schnell geklappt hat, kam dann doch ein wenig überraschend. Nach der Anfrage vom TVM haben wir uns zusammengesetzt. Mich haben das Konzept und die Bedingungen hier einfach überzeugt, und ich habe in der Mannschaft viel Potenzial gesehen“, sagt Gerlich, der als Industriekaufmann seinen Lebensunterhalt verdient. Trotz des persönlichen sportlichen Abstieges sei ihm die Entscheidung auch aus einem anderen Grund nicht schwergefallen: „In Schollbrunn sind die Bedingungen nicht optimal gewesen, und der Kader wurde immer dünner.“
In Marktheidenfeld spürt der Mittelfeldspieler nun hingegen eine Aufbrauchstimmung bei Spielern und Zuschauer und schwärmt von den Rahmenbedingungen. „Hier gibt es mehrere Plätze, die top sind und eine gute Jugendarbeit. Außerdem merkt man jetzt schon, dass mehr Besucher kommen und dass das Sportheim voller wird“, sagt Gerlich, der genau weiß, wo er mit der Mannschaft hin will: „Es muss unser Ziel sein, bei einer Stadt dieser Größe den Verein in der Kreisliga zu etablieren, gerade wenn ich sehe, dass sich viel kleinere Orte wie das benachbarte Erlenbach dort befinden.“
Motivierte Gegner
Probleme mit seiner neuen Doppelrolle als Spieler und Trainer hat der Mittelfeldspieler indes nicht. „In Schollbrunn war ich Kapitän gewesen und die rechte Hand des Trainers, der keinen Co-Trainer hatte. Ich bin es also schon gewohnt, auf dem Platz viel zu sprechen und zu beobachten“, sagt Gerlich. Einen kleinen Nachteil hat der Erfolg freilich: Gegen den klaren Tabellenführer sind die Gegner oft besonders motiviert. Gerade der SV Unteraltertheim (4./14 Punkte), der mit Michael Kranz (7) und Sandro Dosch (5) zwei der Toptorschützen der Liga in seinen Reihen hat und am Sonntag um 15 Uhr im Marktheidenfeld antritt, wird es dem TVM besonders schwer machen, seine Siegesserie fortzusetzen.